Wir sind ja bereits zusammenfassend hier und dort durch die musikalische erste Hälfte des Jahres geritten. Nun folgt das zweite Halbjahr – und am Schluss habt ihr ganz viele Gedankenstützen für eure Jahresbestenlisten. So hoffen wir jedenfalls. Los geht’s mit den Monaten Juli bis September.
Weil wir aber gar nicht genug bekommen, tragen wir am Anfang sogar noch zwei Werke aus dem ersten Halbjahr in die Liste ein: Einmal wäre da Alison Moyet (übrigens gerade auf Tour!), die ja seit ihrer kurzen, doch für viele prägenden Zeit mit Yazoo eine lange Solokarriere betreibt. Und die mit „Other“ eines ihrer stärksten Alben veröffentlicht hat, das (neben wenigen nur okayen Stücken) einige ihrer besten Songs aufbietet. # Seth Haley nennt sich immer noch Com Truise, und er erforscht immer noch die Sounds, wie sie in fernen Weltenräumen klingen könnten. Dieser Storybogen soll nun mit der Flucht vom Planeten Wave 1 abgeschlossen sein. Was dann kommt, wird man sehen, einstweilen enthält „Iteration“ noch einmal allerfeinsten Synthwave.
Den sommerlichen Juli eröffnet der großartig größenwahnsinnige Andreas Dorau mit seinem Doppelschlag „Die Liebe und der Ärger der Anderen“, zu dem wir auf unsere Review und auf unser Interview verweisen. # Michelle Zauner hat mit ihrem Soloprojekt namens Japanese Breakfast ihre Indiewurzeln tiefer in den elektronischen Weltraum ausgebreitet und präsentiert uns „Soft Sounds From Another Planet“. Der Gitarrenpop/rock bekommt einen speziellen Dreh und Zauners angenehmer Gesang jubelt uns düstere Geschichten ganz sanft unter. # Meanwhile in Hollywood: Lana Del Rey hat mit „Lust For Life“ ein weiteres ihrer somnambulen Traumwerke aufgenommen, mit dem sich die Kollegin Eleni hier ausgiebig beschäftigt hat. # Die mittlerweile von Indie-Lieblingen zur Stadiongröße gewachsenen Arcade Fire präsentieren im Sommer ihr heiß erwartetes neues Album „Everything Now“ mit einer alles umschlingenden (Fake-)Werbekampagne, bei der vielleicht nicht jeder das Augenzwinkern bemerkt hat. Dazu ein Album, das mit ganz großem Pop und ganz viel Disco überrascht und die Hörer spaltet. Uns gefällt’s.
Nach ein paar Wochen Sommerloch geht es ab der zweiten Augusthälfte Schlag auf Schlag. Die nächsten drei Platten wurden hier bereits gemeinsam besprochen. Allesamt empfehlenswert: UNKLE mit seinem neuen Album „The Road, Pt. 1“, Everything Everything mit dem von James Ford produzierten „A Fever Dream“ und eine unsere Lieblingskünstlerinnen der letzten Jahre, Susanne Sundfør mit „Music For People In Trouble“. # Zwischendurch geht aber auch mal etwas Leichtfüßiges. Die Basel-basierenden We Invented Paris haben für ihr neues Album in den 80ern gegraben. Okay, das machen viele, das ist längst nicht mehr unbedingt originell. Und „Catastrophe“ eben auch nicht. Aber: Das ist trotzdem gute Popmusik, mit ein paar sehr schönen Songs. # Zum anstehenden Depeche-Mode-Support EMA (Erika M. Andersson) und ihrem „Exile In The Outer Ring“ könnt ihr in ein paar Tagen noch etwas bei uns lesen. # Und Maya Jane Coles hat nicht nur Depeche Mode supportet, sondern mit „Take Flight“ auch ein tolles Doppelalbum veröffentlicht, siehe unsere Rezension.
Hinein in den traditionell proppevollen September. Und gleich mal Deutschrap, oder? Na gut, Casper kann man eigentlich kaum nur als Deutschrap bezeichnen. Der kommt schon immer eher von der Indieseite, und reißt auf seinem zwischenzeitlich um ein ganzes Jahr verschobenen „Lang lebe der Tod“ diverse Genregrenzen ein. Ob Todeshymne mit Blixa Bargeld und Sizarr, Wavehymne mit Drangsal, Epos mit Kinderchor, Ballerelectro mit Blaulicht oder eben auch dunkle Depressionsbewältigung in Balladenform, das geht hier alles zusammen. Guter Mann! # Zu den nächsten drei Platten haben wir uns hier gesammelt ausgelassen: Hercules & Love Affair mit „Omnion“, LCD Soundsystem mit „American Dream“ und Mogwai mit „Every Country’s Sun“. # Was uns Paul Humphreys von OMD anlässlich ihres neuen Albums „The Punishment Of Luxury“ zu erzählen hatte, gibt es hier zu lesen. Das Album selbst übertrifft die mittelmäßigen („History Of Modern“, 2010) bzw. ganz ordentlichen („English Electric“, 2013) Vorgänger im Übrigen deutlich und darf durchaus als Rückkehr zu alter Form gelobt werden.
Mary Epworth ist noch nicht so bekannt wie ihr Bruder Paul, der von Bloc Party über Coldplay bis hin zu Adele schon jede Menge äußerst erfolgreiche Produktionen hingelegt hat. Doch zurück zu Mary, die mit „Elytral“ ein hörenswertes zweites Album aufgenommen hat. Mit Mut zum gelegentlichen Experiment, da kann schon mal ein Saxofon oder eine Noise-Eruption zwischen die Synthies fahren. Es gibt aber auch eingängigen (Electro-)Pop, keine Sorge. # Zola Jesus betört uns auch auf „Okovi“ wieder mit ihrem Düsterpop, hier steht mehr dazu. # Von vielen Fans sehnsüchtig herbeigesehnt: Das neue Album von The National. Und was für eine fabelhafte Platte „Sleep Well Beast“ geworden ist! Matt Berningers herzwärmender Bariton, Bryan Devendorfs raffiniertes Schlagzeugspiel und die vielschichtigen Soundideen der Dessner-Brüder. Dieses Mal obendrein mit mehr Elektronik (auch dank deutscher Unterstützung durch Mouse On Mars).
Das Dreierpack aus den Sparks und ihrem „Hippopotamus“, The/Das („Exit Strategies“) und Anna Of The North mit ihren „Lovers“ haben wir hier besprochen. # Und Gary Numan, der mit „Savage (Songs From A Broken World)“ gewohnt hohe Qualität abliefert, wurde hier gewürdigt (Interview folgt). # Angus & Julia Stone, diese sonnigen Geschwister ausausaus Australien, darf man gar nicht einfach so abtun. Ihr eingängiger, gelegentlich elektrifizierter Folkpop plätschert so angenehm nebenher, hat aber über die Jahre mehr und mehr (bleibende) Anhänger gefunden. Wenn man das aktuelle Werk namens (warum auch immer) „Snow“ aufmerksamer hört, merkt man auch den Grund – die Harmonien und Wechselgesänge sind einfach zu gut, die Songs zu schön.
The Horrors sind seit diesem Jahr auch vielen DM-Fans ein Begriff. Dabei legen die mit „V“, ihrem, genau, fünften Album bereits ihr, genau, fünftes richtig gutes Werk vor. Dabei verändert die Band um Sänger Faris Badwan wie so oft ihren Sound (wenn auch nicht von Grund auf), bleibt dabei aber stets erkennbar. Dieses Mal: Mehr Wumms, viel Elektronik, sogar Pop – und immer die Bereitschaft zu Überraschungen innerhalb der Songs. # Zu den Gutelaunemachern von den Shout Out Louds („Ease My Mind“), dem in Bestform agierenden Tricky („Ununiform“) und den Technowelten von Kölsch („1989“) steht hier unsere Besprechung. # Bei „Three Futures“, dem neuen Album von Mackenzie Scott aus Tennessee, die sich Torres nennt, versagen oft die Genrebeschreibungsmöglichkeiten. Alternative Rock ist das längst nicht mehr, Art-Rock, hm, Art Pop, hmhm. Elektronik grätscht ja auch immer wieder in die bedrohlichen Stücke, und selbst die Gitarre klingt dauernd anders. Spannend. # Das Quartal beschließen die Leedser (Leedsianer?) von den Vessels, zu deren feinem Viertling „The Great Distraction“ ihr hier unsere Besprechung findet.
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