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Savage (Songs From A Broken World)

Review und Livebericht: Gary Numan

Oktober 2017. Berlin. Columbia Theater. Gary Numan ist auf Tour zu Gast. รœberraschenderweise erst zum siebenten Mal in seiner tatsรคchlich schon 40-jรคhrigen Karriere. Nischt wie hin! Hat sich gelohnt sich, genau wie der Erwerb seines neuen Albums.

Entsprechend der langwรคhrenden Karriere sieht es auch im Publikum aus. Viel Lebenserfahrung um die schwarz umrandeten Augen, wenig Haare auf dem Kopf (also bei den hier doch in der รœberzahl befindlichen Herren). Doch genug von mir, denn Mr. Numan sieht dagegen mit seinen 58 Lenzen noch wie das blรผhende Leben aus. Die kalifornische Sonne und so, er ist ja vor ein paar Jahren aus der englischen Heimat รผbergesiedelt.

Der Schwerpunkt der Setlist liegt jedoch trotz der groรŸen Auswahl โ€“ immerhin ist โ€žSavage (Songs From A Broken World)โ€œ Studioalbum Nummer 21 (!) โ€“ recht konsequent (sechs der 16 Stรผcke) auf dem neuen Album. Zu Recht, also beschรคftigen wir uns mal ein wenig mit der Scheibe.

Wรคhrend der Vorgรคnger โ€žSplinter (Songs From A Broken Mind)โ€œ eher einen Blick ins Innere des damals mit einer Depression kรคmpfenden Numan warf, ist das neue Album eine Abrechnung mit der Welt und dem, was aus ihr zu werden droht. Numan entwickelt auf diesem, jawohl, Konzeptalbum eine dรผstere Zukunftsvision. Klimawandel (und Kriege) haben die Welt zerstรถrt, die Menschheit kรคmpft sich durch die Ruinen, ein altes โ€žheiligesโ€œ Buch wird gefunden, man klammert sich daran โ€“ und dadurch wird alles noch viel schlimmer, Numan war schon immer und zu Recht ein groรŸer Religionskritiker.

Das ist schon inhaltlich packend โ€“ und die Songs und Sounds verstรคrken die Wirkung noch. Klar, wer Gary Numan in den letzten knapp 20 Jahren verfolgt hat, wird nicht รผberrascht, das Soundbild ist bekannt und sicher nicht das variabelste seiner Art. Drohende Synthies, drรผckende Gitarren, wuchtige Maschinenbeats, dieses Mal gesellen sich ein paar orientalische Sounds hinzu. Aber die Songs sind stark, das Album gehรถrt zum Besten, was Numan verfasst hat โ€“ was sich nicht zuletzt in seinem auch kommerziell grรถรŸten Erfolg seit 1980 niederschlug, zumindest in der britischen Heimat, wo es auf Platz 2 in den Charts ging (1980, das war โ€žTelekonโ€œ, seine dritte Nummer 1 in Folge damals).

Highlights: Natรผrlich die Single โ€žMy Name Is Ruinโ€œ, mit enorm eingรคngigem Refrain, in dem der stolze Vater von seiner elfjรคhrigen Tochter Persia unterstรผtzt wird. Das Album wie Konzert erรถffnende โ€žGhost Nationโ€œ, das sanfte โ€žAnd It All Began With Youโ€œ (mit einer Spur โ€žWicked Gameโ€œ), das im Kontrast dazu wiederum brachiale โ€žWhen The World Came Apartโ€œ, das zackige โ€žPray For The Pain You Serveโ€œ oder das groรŸe (und nicht eben optimistische) Finale โ€žBrokenโ€œ.

Stark! Zum Schluss nochmal zurรผck zum Konzert, denn das ist ebenfalls stark. Natรผrlich sind auch die Hits vertreten, geschickterweise natรผrlich in soundtechnisch angepassten Versionen. Faszinierend, wie frisch โ€žDown In The Parkโ€œ und natรผrlich die Klassiker โ€žCarsโ€œ und โ€žAre ‚Friends‘ Electric?โ€œ noch wirken kรถnnen. Auf der Bรผhne sind รผbrigens alle Bandmitglieder sichtlich mit Freude bei der Sache. Ob Gary Numan noch SpaรŸ daran hat, zum mittlerweile 734. Mal (kein Scherz!) โ€žCarsโ€œ zu spielen? Lest hierzu unser Interview mit ihm, in Kรผrze auf diesen Seiten!

Die Zugabe bestreitet man mit einem weiteren Klassiker (โ€žI Die! You Die!โ€œ von 1980) und einem etwas jรผngeren Konzerthรถhepunkt, dem im Andy Gray Mix (auf dem besten Numan-Best-Of โ€žExposureโ€œ zu finden) schier epischen โ€žA Prayer For The Unbornโ€œ – dann ist es leider schon vorbei. Bis hoffentlich bald!

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www.garynuman.co.uk
www.facebook.com/GaryNumanOfficial

Thomas Bรคstlein

Thomas Bรคstlein schreibt (frรผher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 fรผr depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im รถffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

2 Kommentare

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  1. Kรถln war groรŸartig!

    Endlich konnte ich Gary Numan auch von meiner Wunchliste streichen, ich war beim Konzert in der Essigfabrik. Keine allzugroรŸe Lokation, fast schon intim. Perfekt fรผr das Konzert! Sound- und Lightshow waren super, nur konnte ich mir nicht den Eindruck verwehren das die neuen Songs playback waren. Ansonsten bin ich immernoch happy dieses wundervolle Highlight gesehen haben zu dรผrfen.

  2. In Amsterdam, groรŸartig!!!

    Eine sensationelle location das Paradiso in Amsterdam. Ich bin sowas von glรผcklich 300 km wieder nach Hause gefahren. Das ich gary mal live erleben durfte einfach nur genial. Hรคtte mir schon 1985 eine best of Platte gekauft. Jetzt sowas… einfach nur geil

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