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Kunst, Politik und Ticketbesorgungen

OMD im Interview: „Die Menschen haben komplett den Überblick verloren, was im Leben wirklich Bedeutung hat.“

OMD vervollständigen dieser Tage mit „The Punishment Of Luxury“ die Trilogie ihres musikalischen Comebacks, bei dem sie von Album zu Album immer mehr zu ihren Stärken zurückgefunden haben. Während Andy McCluskey nebenan mit der taz spricht, dürfen wir einen bestens gelaunten Paul Humphreys befragen:

Paul Humphreys: Ah, Depeche Mode! Ach, ich kenne Martin sehr gut, habe ihn aber nicht mehr so oft gesehen, seit er nach Santa Barbara gezogen ist. Aber das Lustige ist, dass ich Peter Gordeno andauernd sehe. Ich musste mit meinem Studio in London in ein neues Gebäude umziehen. Und ich bin dort in Studio 1 eingezogen – und Peter in Studio 2.

depechemode.de: Kommt ihr da auch öfter mal ins Gespräch?

Oh ja! Wir haben uns gerade vor zwei Tagen geschrieben. Depeche Mode haben in Hannover gespielt. Ich habe einige Freunde in Hannover, und es hieß, es sei ausverkauft. Also schrieb ich ihm: „Peter, du musst meine Freunde da reinbekommen!“ [lacht]

Hat das geklappt?

[nickt] Wir helfen uns da gegenseitig. Wenn er Tickets für OMD-Konzerte benötigt, besorge ich ihm die, und wenn ich Tickets für Depeche Mode brauche, besorgt er die.

Also verfolgt ihr auch, was die anderen ikonischen Künstler aus eurer Zeit so machen?

Ja. Da wir alle zur gleichen Zeit angefangen haben. Wir sind auch mit den meisten befreundet. Ich habe gerade eine E-Mail von Erasure bekommen und soll für eine kommende Single einen Remix machen.

Toll! Ich habe Andy Bell vor ein paar Wochen interviewen dürfen.

Andy ist ein sehr enger Freund von mir. Wir waren schon im Urlaub zusammen, das war großartig! Wie gesagt, weil wir alle gleichzeitig angefangen haben, sind wir oft aufeinander getroffen, in TV-Shows und so. Wir sind natürlich in den 80ern auch mit Depeche getourt, auf der 101-Tour. Nach drei Monaten auf Tour kennt man sich sehr gut. Ich bin mit Erasure getourt. Ich hatte ja noch eine andere Band, Onetwo, mit Claudia Brücken, da waren wir drei Monate mit Erasure unterwegs. Mit The Human League bin ich auch getourt.

Schon lustig, dass diese Bands alle noch am Leben sind.

Alle am Leben, alle machen noch neue – und gute – Musik. Das neue Album von Depeche ist wirklich gut, das von Erasure auch.

Interessant ist auch, dass all diese Bands derzeit auch recht politische Alben aufgenommen haben.

Exakt. Das sind die Dinge, die uns beschäftigen. Und das wird in unserer Kunst reflektiert. Ich denke, das ist wirklich wichtig. Auch wir haben uns damit auseinander gesetzt. Ich meine, das Album heißt schließlich „The Punishment Of Luxury“.

Was ist „The Punishment Of Luxury“, die Strafe des Luxus?

Wir nahmen es von einem Gemälde in der Walker Art Gallery. Es heißt eigentlich „The Punishment Of Lust“ [dt.: „Die Strafe der Wolllüstigen“, von Giovanni Segantini, 1891 gemalt, Anm. d. Red.]. Darin ging es um Frauen, die sexuelle Gedanken hatten und dafür ins Fegefeuer geschickt wurden, man sieht zwei Frauen dahinschweben. Der Titel musste dann geändert werden, weil die Kirche den Begriff „Lust“ nicht mochte. Es geht nicht nur darum, aber wir haben den Titel gewählt, weil er uns gut gefiel und eine gute Analogie für heutzutage bietet. Unsere Welt ist voll mit Konsumdenken, wir werden mit all den Dingen gefüttert, die wir nicht brauchen. Man will uns aber glauben machen, dass sie für unser Glück unbedingt nötig sind. Wenn du keinen Fernseher hast, der so groß wie eine Wand des Raums ist, kannst du nicht glücklich sein. All diese First World Problems. Die Menschen haben komplett den Überblick verloren, was im Leben wirklich Bedeutung hat. Sie machen ihr Glück an ihrem physischen Besitz fest.

Aber man realisiert auch, dass man sich selbst kaum davon freimachen kann.

Ja, ich stelle das auch an mir immer wieder fest. Bis ich einen Schritt zurücktrete und zu mir sage: Ist das wirklich wichtig, wird mich das glücklich machen? [lacht]

Was macht dich glücklich?

Hm. Wenn ich Essen auf den Tisch stellen kann, ein Dach über dem Kopf habe und die Liebe von Freunden und Familie. Das ist eigentlich alles, was ich brauche.

Das sind die wichtigsten Dinge.

Die Grundlagen des Lebens. Wir haben keinen Krieg derzeit, wir werden nicht bombardiert – das wären wirkliche Probleme.

Wir waren beim DM-Konzert in London, und am gleichen Abend waren da die Terroranschläge um die London Bridge.

Das war am selben Abend?

Ja. Es passierte noch während des Konzertes, wir bekamen das aber erst beim Verlassen des Stadions mit. Das Ganze war ja nach acht Minuten vorbei.

Acht Minuten der Hölle.

Ja. Aber man kann da nicht viel dagegen unternehmen.

Kann man nicht. Egal, wie gut die Überwachung ist. Man kann jemanden nicht davon abhalten, Leben zu nehmen, auf Leute einzustechen, auf dem Bürgersteig Leute zu überfahren. Man kann auch keine Gesetze gegen diese Dinge erlassen, man kann nur ihre Ideologie bekämpfen.

Man muss die Ursprünge bekämpfen.

Genau, man muss an die Quelle herangehen.

Das ist nicht einfach, da beneide ich heutzutage keinen Politiker.

Es ist nicht einfach, ja. Aber die Politiker sind sowieso fucking crazy, lass uns gar nicht erst davon anfangen [lacht]. Mit Brexit, Theresa May und Donald Trump.

Hast du eine Meinung zu den Wahlergebnissen letztens? [Theresa May hatte in Großbritannien im Juni neu wählen lassen und statt einer gestärkten, absoluten Mehrheit eine Niederlage eingefahren, bei der sie die Regierung lediglich dank der Unterstützung der fanatischen nordirischen Unionisten der DUP behalten durfte.]

Es war ein interessantes Wahlergebnis. Ich hätte nicht gedacht, dass Corbyn [der Anführer der Labour Party] so gut abschneiden würde. Aber das liegt auch an der Arroganz der konservativen Partei, die dachte, sie würde gestärkt daraus hervorgehen. Das war beim Brexit genauso, wo Cameron dachte, er könnte so die UKIP und die anderen Rechten schwächen. Denn niemand in der konservativen Partei wollte eigentlich raus aus Europa, nur die am rechten Rand. Aber das ging nach hinten los, denn da waren dann Mächte am Werk, die wirklich aus der EU wollten und die Propagandamaschine angeworfen haben. Die sind an die Ignoranz und die Ängste der Menschen herangegangen. Beschuldigt die Einwanderer! Die Einwanderer nehmen eure Jobs weg (was gar nicht stimmt)! Angst bringt die Leute zur Wahl.

Wir haben hier in Deutschland ja ähnliche Probleme mit rechtsgerichteten Parteien.

Diese Leute lösen eine unterschwellige Angst in jedem aus. Und in Großbritannien unterstützen Teile der Presse das auch noch. Mit ihren Schlagzeilen, die komplette Lügen sind. Es gibt riesige Social-Media-Kampagnen, nur um Angst zu promoten. Mit katastrophalen Folgen. Aber dieses letzte Debakel hat mir etwas Hoffnung gegeben, auch wenn Labour nicht gewonnen hat. Es war eine Art Referendum zum Brexit, keiner will einen harten Brexit. Wir wollen doch nicht den freien Markt verlassen.

Das ergäbe ja auch kaum Sinn.

Keinen. Man schadet sich nur selbst.

Das schaffen wir hier auch.

Und die Amerikaner erst. [lacht]

Schwieriges Thema.

Wir könnten Stunden darüber reden.

Wo du von Propaganda sprachst: Das ist ein Thema, dass ihr auf euren Alben schon einige Male verwendet habt.

Stimmt, in einigen Songs. Wir mögen es, mit OMD kraftvolle Themen anzusprechen, die etwas bedeuten. Und Propaganda ist so ein Werkzeug, das seit Jahrhunderten verwendet wird.

Was ich bei euch sehr mag, ist die Beständigkeit und Konsequenz beim Artwork.

Dankeschön!

Die letzten drei Alben zum Beispiel…

Wir haben versucht, da sowohl recht modern zu sein, als auch Referenzen zu unserem Katalog zu bieten. Es ist zwar nicht mehr von Peter Saville, da er keine Albumcover mehr macht. Aber es sieht so aus. Beim aktuellen Album haben wir einen Künstler aus Liverpool beauftragt. Wir wollten ein Gemälde und sagten ihm, was wir uns vorstellten. Dann kam er mit diesem riesigen Bild an, das ganz anders war, und wir sagten: Das ist nicht das, was wir wollten, aber wir lieben es! [lacht] Er hat also wohl auf unsere alten Cover geschaut und etwas erschaffen, was er für passend hielt. Etwas, das einzigartig sein Werk ist, aber gleichzeitig in unsere Geschichte passt.

Gab es Ideen, wohin ihr mit dem neuen Album wolltet?

Als wir „English Electric“ gemacht hatten – und wir sind sehr stolz auf „English Electric“, da sind uns einige Dinge sehr gut gelungen… Als wir uns wieder zusammengetan hatten, nachdem wir eine Weile getourt sind, haben wir „A History Of Modern“ aufgenommen, das war eine Sammlung von Songs, die wir schon eine Weile vor uns hergeschoben hatten. Aber für „English Electric“ haben wir einen Neuanfang gemacht. Das Album sollte so und so klingen, wir haben dafür unsere Soundpalette reduziert, das Album hat einen konsistenten Stil. Wir haben Songs von Anfang an geschrieben, keine alten Reste. Wir liebten das und bekamen großartige Reviews, die Fans liebten es. Als es also jetzt um das neue Album ging, dachten wir, wir wollen das nicht nochmal genau so wiederholen, wie können wir das noch eine Stufe weiter bringen? Außerdem haben wir unseren alten Katalog wiederentdeckt und im letzten Jahr einige besondere Konzerte für unsere Fans gespielt, wo wir „Architecture & Morality“ und „Dazzle Ships“ in Gänze aufgeführt haben. Das hatten wir schon im Jahr davor bei einer Benefizveranstaltung in Liverpool gemacht, auch weil da in einer Kunstinstallation ein echtes Dazzle Ship [Tarnschiff] ausgestellt war. Als wir diese Songs zum Teil erstmals live gespielt haben und die alten Sounds gesucht haben, haben wir die alten Stücke dekonstruiert und wieder zusammengesetzt. Wir stellten fest: Diese Songs sind so unglaublich einfach! Das ist nur eine Handvoll Sounds, wie haben wir es hinbekommen, es so einfach zu halten? Mit der modernen Technologie kann man problemlos eine Wall of Sound haben, es geht nur darum, was man weglässt. Ich denke, das hat dieses Album beeinflusst, denn wir sind zu den Grundlagen zurückgegangen. Was nicht von großer Bedeutung für den Song ist, wird weggeschaltet. Bis eine relativ einfache Konstruktion übrig bleibt. Wir haben einige der alten Techniken und Experimente neu gelernt und das, was gut davon war, ins Heute überführt.

Werdet ihr solche Spezialkonzerte wiederholen?

Wahrscheinlich, ja. Denn nächstes Jahr haben wir 40-jähriges Jubiläum unseres allerersten Auftritts. 40 Jahre OMD… [lacht] Das werden wir mit einigen besonderen Dingen feiern.

Gibt es da vielleicht ein paar Re-Releases?

Ja, vielleicht, aber nicht in der Art, wie man sie erwartet.

Da freuen wir uns drauf. Dieses Jahr werden die Konzerte sich also eher auf das aktuelle Album konzentrieren?

Ja, derzeit spielen wir eher kaum auf Festivals, die heben wir uns für nächsten Sommer auf, wo wir dann viel aus unserem Katalog spielen werden. In diesem Jahr touren wir mit dem neuen Album, [Nord-]Amerika, Südamerika, Europa, bis Weihnachten.

Ihr bringt das Album in diversen Formaten heraus…

Sogar auf Kassette! [lacht]

Die Kassette kommt zurück! Ein wenig zumindest.

Ja, eine Modeerscheinung. Als uns das vorgeschlagen wurde, sagten wir: Ja!!! Das machen wir. Jede Art physischer Veröffentlichung ist gut.

Was sagst du zum Vinyl-Revival?

Fantastisch! Ich hatte immer einen Plattenspieler und lege auch immer meine Platten auf. Was ich an Vinyl liebe: Es bringt dich dazu, die ganze Platte anzuhören. Es ist nicht so leicht, auf Vinyl zu skippen.

Und es bringt einen dazu, mehr über die Songreihenfolge nachzudenken.

Exakt. Bei diesem Album haben wir bei der Zusammenstellung besonders ans Vinyl gedacht.

Nun zu einigen der Songs: Ich denke, da ist eine Menge Kraftwerk auf diesem Album. In „Isotype“ zum Beispiel.

Ja. „Isotype“ ist eine internationale Bildsprache. Das ist ein typisch kraftwerkiges Thema. Interessant ist, dass Isotypen schon ewig benutzt werden – und nun leben wir in der Welt der Emojis. Isotypen sind der Ursprung davon. Ich bin kein Freund von Emojis, obwohl ich sie auch ab und zu benutze. Ich habe eine 25-jährige Tochter – und ich brauche manchmal eine halbe Stunde, um zu enträtseln, was die Dinger bedeuten sollen. [lacht] Zurück zu Kraftwerk: Ich denke, wir entkommen unseren Wurzeln nicht. Und manchmal gehen wir zu unseren Ursprüngen zurück. Es ist wie ein Kreis: Als wir anfingen, klangen wir sehr nach Kraftwerk. In den 80ern gingen wir dann zu traditionellerem Songwriting über, gingen mehr auf Nummer Sicher. Der Grund dafür ist, dass wir mit „Dazzle Ships“ von einer Klippe gestürzt sind. Kommerziell jedenfalls, denn musikalisch bleibt das für mich ein sehr erfolgreiches Album.

Auf jeden Fall! Eines eurer besten Alben.

Aber kommerziell war es ein Absturz, und das hat uns geängstigt. Wir hatten Häuser, Hypotheken, Angestellte, Management, Crew zu bezahlen. Wir hatten Angst, dass Virgin uns fallen lassen würde. Daher haben wir angefangen, einfach Popsongs zu schreiben, um zurück in die Spur zu finden. Als wir wieder in der Spur waren, kamen die Amerikaner und sagten: Ihr müsst in Amerika groß werden! Ihr müsst amerkanisch klingen! Wir holten Stephen Hague, einen amerikanischen Produzenten. Zum Teil hat das funktioniert, wir begannen, Hits in Amerika zu landen. Aber wir hatten aus dem Blick verloren, worum es bei OMD ging… Nun haben wir den Kreis vollendet, wir sind wieder in Berührung mit unseren musikalischen Wurzeln gekommen. Wir haben auch keinerlei kommerziellen Druck mehr. Keiner erwartet mehr einen Hit, wir werden auch keinen haben. Das hat auch keine Bedeutung mehr für uns, wir machen das nicht mehr wegen des Geldes. Wir sind keine Multimillionäre, aber wir müssen auch nicht hungern. [lacht] Wir haben unsere Freiheit, es ist wie damals, bevor wir unter Vertrag waren. Andy und ich sitzen in einem Zimmer und machen, was uns in den Kopf kommt, was uns glücklich macht. Wir können so experimentell sein, wie wir wollen. Wir sind recht experimentell auf diesem Album, aber es sind natürlich auch die Melodien da. Wir mögen unsere Songs mehrschichtig. Da kann eine intellektuelle Botschaft im Text sein, die man mitnimmt oder auch nicht. Da können mal ein paar seltsame Sounds drin sein. Aber da wird auch immer eine Melodie sein.

Ja, da sind einige interessante Sounds. In „As We Open So We Close“ beispielsweise.

Das ist unser Versuch, Glitch zu machen. [lacht] Wir haben uns ein bisschen in Glitch verliebt. Es gibt diesen deutschen Musiker, Atom TM…

Ja. Den kenne ich.

Der macht das sehr gut, besonders auf seiner letzten Platte. Wir lieben diesen dysfunktionalen Aspekt von Glitch. Dinge zu verwenden, die man normalerweise wegwerfen würde. Es gibt auch andere Vertreter des Glitch, wo es toll klingt, aber man das nicht nochmal hören möchte. Tolles Experiment, aber das legt man nicht nochmal auf. Wir versuchen, wie gesagt, immer noch eine Melodie hineinzupacken. Der Song fängt dysfunktional an, wird dann zum Song und endet wieder mehr dysfunktional.

Andys Stimme ist auch sehr kraftvoll in diesem Song.

Ja.

Ein anderer Song ist „Kiss Kiss Kiss Bang Bang Bang“. Eine Filmreferenz [auf den sehr empfehlenswerten Geheimtipp „Kiss Kiss Bang Bang“, mit Robert Downey Jr. und Val Kilmer] oder ein Zufall?

Nein, das ist eher Zufall.

Der Song hat einen starken Kontrast aus einer recht süßlichen Synthesizermelodie und eher aggressivem Gesang mit einem sehr direkten „Fuck You“.

Fuck you and your theories!“

Wolltet ihr da einen deutlichen Kontrast schaffen?

Ja, das versuchen wir immer mal wieder. „Enola Gay“ ist auch ein lieblicher Song, aber es geht um Atombomben auf Hiroshima. Unsere Songs haben einen dunklen Untergrund, dem wir mitunter einen gezuckerten Überzug geben. Das unterstreicht das Dunkle und Verstörende.

Das macht es interessant, ja. Auf ein oder zwei Songs auf den letzten beiden Alben… ich muss zugeben, dass ich „A History Of Modern“ nicht besonders mag…

Ja, wie gesagt, das waren wir, als wir versucht haben, die Maschine wieder zum Laufen zu bringen.

Etwa die Hälfte davon mag ich durchaus, die andere Hälfte dagegen…

[lacht] Ist bei mir genauso. Das Album war nur halb erfolgreich. Aber es hat als Katalysator funktioniert, um uns zurück zur gemeinsamen Arbeit zu bringen. Es waren genug gute Dinge dabei, die uns sagen ließen, okay, wir können das immer noch zusammen. Nun lass uns ein ordentliches Album machen – was uns mit „English Electric“ gelungen ist.

Wird es denn Singles zum neuen Album geben?

Ja, „The Punishment Of Luxury“. Wir denken an „What Have We Done“.

Der klingt so ein bisschen nach Indie.

Stimmt. Das ist ein eher persönlicher Song, den ich geschrieben habe. Es geht darum, Entscheidungen zu treffen, die unumkehrbar sind. Man ist kategorisch und sagt: Das mache ich jetzt so, ich werde meine Meinung nicht ändern. Und dann steht man an einem Punkt und sagt: Was habe ich getan? Das kann man auch auf den Brexit anwenden oder auf Trump… [lacht] Was haben wir getan?! – Was die Singles angeht, ist auch „Isotype“ im Gespräch.

Ich würde ja noch „One More Time“ vorschlagen.

Das kam schon in den letzten Interviews. Es ist wohl ein sehr eingängiger Song.

Der letzte Song auf dem Album – „The View From Here“ -, sind das echte Streicher?

Samples von echten Streichern. Das ist übrigens ein Song, der ursprünglich auf dem nächsten Onetwo-Album mit Claudia sein sollte. Da kommt die Idee her, aber wir haben nie ein zweites Album gemacht. Das waren ursprünglich nur diese Streicher, ich pitchte die Samples in die richtige Form, ergänzte einen Grundrhythmus und schickte es an Andy. Er liebte das Stück.

Ein optimistischer Song zum Albumende. Letzte Frage – die Tourbusfrage: Wir fragen da immer gerne, was gerade so gehört wird oder was es so an musikalischen Empfehlungen gibt.

Wir haben da eine recht eklektische Mischung aus alten und neuen Songs. Mal ist es Grace Jones, mal Brian Eno oder Kraftwerk, Neu!, La Düsseldorf. Oder auch Arcade Fire.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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P.S. Und wie gesagt, OMD kommen auf Tour:

www.omd.uk.com
www.facebook.com/omdofficial

Fotocredit: Oten Photography

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

12 Kommentare

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  1. OMD und Mesh haben DM schon lange hinter sich gelassen!

    warum?…weil deren Alben aller Decaden immer wieder bei mir laufen, aber die von DM nach 1997 (Ultra), nur noch 2-3mal nach Release.
    Bin seit 1982 Depeschie, aber mit Dave Gäääähäääns Stimme und Martins Gejaule an der Bontempi-Orgel, kann ich absolut nichts mehr anfangen. Es fehlen gute Refrains, Melodien und geile Hooklines, alles was sie mal ausgemacht hat.
    Jetzt kommen noch so visuelle Fehltritte dazu, wie ein Gockel auf der Bühne rumzustolzieren….nee lass mal! Tja, und das alles hat OMD immer noch, und wirklich jedes Album hat wenigstens einen Ohrwurm.

  2. Ich habe mir das Interview nicht durchgelesen, dazu fehlt mir Zeit und Lust. Aber wenn man sich den Titel anschaut: Das stimmt. Dazu muss man sich nur mal eine Zeit lang mit dem Kommentarbereich hier auseinandersetzen. :-)

  3. @addison
    Danke für dieses aufschlußreiche Interview mit Paul Humphreys.

    Interessant, was er zu diesem ganzen BRexit-Wahnsinn sagt.
    Davon möchte man dann doch den Engländern aus ganzem Herzen
    noch irgendwie abraten. Schade, daß heutzutage Meinungen von
    Komputerprogrammierern gemacht werden…

    Der Sänger der walisischen Band Super Furry Animals hat übrigens im letzten
    Jahre eine (quasi-)Hymne für alle Remain-Voter geschrieben & veröffentlicht.

    gruff rhys / I love EU
    https://www.youtube.com/watch?v=Ur7_jT-obmc

    „It’s basically just an attempt to make an emotional case for mother Europe,
    this flawed, fantastic, potentially Utopian mega-club that I’ve been lucky enough
    to grow up in.“
    (gruff rhys)

  4. geht es auch sachlich?

    Größe der Stadien, in denen Bands spielen als Beleg für musikalische Qualität? Was ist denn das für ein Argument? Reicht als Gegenargument der Name Helene Fischer?
    Depeche Mode waren bereits in den Achtzigern die größte aller erwähnten Nummern und zwischenzeitliche Weiterentwicklungen waren absolut notwendig, um nicht in die Belanglosigkeit abzudriften. „Ultra“ fand ich großartig, selbst „Delta Machine“ einigermaßen hörbar.
    Aber nun, wenn jede Band (Erasure einmal aussen vor) ihre Metamorphosen gemacht hat (OMD „Universal“ und Pet Shop Boys „Release“ dürften Gegenbelege genug an einen User sein, der mir hier Ahnungslosigkeit unterstellt) … im reifen Alter …
    … das OMD-Album ist voller prägnanter Melodiebögen, voller Experimente (höchstwahrscheinlich hat der „Keine Ahnung“-Untersteller das ALbum noch nicht einmal gehört) …
    … „Spirit“ hingegen … also „Scum“ finde ich geil, „Fail“ ist super, „Cover Me“ ganz nett … aber den Sinn von „Poor Man“, „Poison Heart“, „Going Backwards“ etc. begreife ich nicht. Alles purer Füllstoff mit denselben Botschaften wie in 5 anderen Songs, Melodien absolut nicht vorhanden, Weiterentwicklung NULL (in Blues- und Gospelgefilden fischen die bereits seit 24 Jahren, das ist jetzt keine wirkliche Innovation) … wenn sich Fans hier schon das einigermaßen trostlose „So Much Love“ als zweites „Never Let Me…“ schön reden, dann weiss ich nicht weiter. „So Much Love“ hat doch rein gar nichts, da gab es auf „Delta Machine“ mindestens 5 schönere Uptempo-Songs.

    Und: OMD mal live sehen, mit DM vergleichen … das Etikett „Keine Ahnung“ wird dann glaube ich ziemlich eindeutig verteilt werden.

    Ihr müsst das OMD Album alle nicht gut finden, aber dann sagt bitte WARUM. „Spielen auf Tanzbrunnen“ und „Fingernägel krumm“ sind keine Argumente.

    • Ich habe mir das Album heute mal komplett angehört.

      Ich muss sagen: es ist extrem geil geworden, viele Parallelen zu Kraftwerk
      Sehr gelungen

    • ---

      ja Ray, bist du jetzt fertig?
      klar sind OMD die besten, diese Geschichten kann du lieber woanders erzählen…
      cover me als ganz nett zu bezeichnen und Poorman und Poison Heart als Füllstoff.
      alles klar, geh woanders hin kotzen….
      leute wie du sind einfach hasser…. ich mag auch OMD,zwar nicht alles, aber aus respekt würde ich nie auf die idee kommen auf ihrer fan page sie mit scheisse zu bewerfen….beide bands sind für mich musikalisch extrem unterschiedlich, zumindest seit den 90ern und das ist gut so, sie zu vergleichen ist für mich wie auto mit fahrrad….

  5. Leberwurst

    Futter du ruhig weiter deine 30 Jahre alte Leberwurst und lass uns unsere gelüste an der gesammten Wurst Theke befriedigen.

  6. „OMD haben komplett den Überblick verloren,...

    … wie man gute Musik macht.“

    Mir rollen nur noch meine Fingernägel nach hinten, wenn neues von den Herren höre.

  7. Eine Lektion für Depeche Mode ...

    … dieses OMD-Album sollte all diejenigen belehren, die meinen „nun ja, die geniale Karrierephase von Depeche Mode ist halt vorbei, nun reden wir uns die Gegenwart und belanglose Stücke wie Going Backwards schön“ …
    … wie unglaublich frisch, energisch, nie jenseits ihrer Wurzeln befindlich McCluskey und Humphreys klingen, kein bisschen Altherrengesäusel, sondern frisch wie 1985, ohne verblendete Ausflüge ins Gospel- und Bluesgenre.
    Was für prägnante Melodien einem zuhauf entgegen klingen … irre!
    Es geht also auch mit 50 plus. Aber wem sag ich das hier … „Poor Man“ und „Poison Heart“ sind ja erfüllende Hörgenüsse.

    • achja

      Deshalb spielen OMD im Tanzbrunnen und die von Depeche Mode müssen ins Rhein Energie Stadion ausweichen. OMD, Erasure und PSB machen immer noch den alten mist .Was nach dreißig Jahren nur noch langweilig ist.

    • Ich finde es

      immer wieder lustig, wenn Bands vorgeworfen bekommen, dass sie immer noch das machen, was sie früher schon gemacht haben. Komischerweise bekommt man das weniger bei z.B. AC/DC, Stones, Scorpions und Konsorten zu hören. Wenn jemand das „Recht“ hat, so zu klingen, dann wohl die, die bei der Entwicklung des Genres maßgeblich beteiligt waren, oder? Weder nach DM, noch OMD, würde heutzutage auch nur ein Hahn krähen, hätten sie nicht ihre frühen Werke. Und die Qualität einer Band wird bestimmt nicht an der Größe der Lokalität gemessen, in der sie auftritt. Dann wären ja Violetta, unsere ganzen neuen Deutschpop-Protagonisten, die Charts-DJs, Aso-Hip-Hop, Ed Sheeran, Justin Bieber etc. das Maß aller Dinge. Insofern freut Euch doch einfach über neue Platten und Konzerte „unserer Helden“, auch wenn beide früher „besser“ waren.

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