Weiter geht sie, die große Rundreise durch das musikalische Jahr 2018. Und auch der März steckte voller interessanter Alben:
Zu Moby und seiner schönen neuen Platte „Everything Was Beautiful, And Nothing Hurt“ lässt sich erfreut feststellen, dass er, nachdem er zwei wütend electropunkige Platten als Moby & The Void Pacific Choir aufgenommen hat, offensichtlich zu alter Stärke und Kreativität zurückgefunden hat. Wütend (und etwas resigniert) über den Zustand der Welt und den Verrückten im Weißen Haus ist der kleine Mann immer noch, und das zu Recht, aber musikalisch hat er lange nicht mehr etwas so elegisch Klingendes aufgenommen. #
Jetzt aber Orgeldoom! Anna von Hausswolff hat es wieder getan. Ganze fünf Stücke sind es auf „Dead Magic“, diese aber zwischen fünf und 16 (!) Minuten Länge. Und in dieser Dreiviertelstunde führt, nein, wirft uns die Schwedin durch düstere Abgründe. Um die Orgel schichten sich spukige Sounds, Streicher, Percussions und weitere Instrumente zerren zusätzlich am Hörer, und Hausswolff singt sich die Seele aus dem Leib. Unvergleichlich und beeindruckend, nichts weniger als das! Große Empfehlung! #
Raf Rundell mögen einige Leser als die andere Hälfte der 2 Bears kennen, jenes fluffigen Hot-Chip-Nebenprojekts von Joe Goddard. Nun hat er aber nach einer Solo-EP mit „Stop Lying“ auch ein, na ja, Album (neun Tracks, inklusive Intro, 34 Minuten) aufgenommen. Und das ist eine zwar kurze, aber trotzdem hörenswerte Platte voller zurückgelehnt entspannten Wohlfühl-Electropops geworden. #
Das Album des Monats März lieferten die wieder einmal in Topform befindlichen Editors mit „Violence“ ab. Unsere Rezension könnt ihr hier nachlesen, und dort gibt es ein Interview, das wir mit der Band geführt haben. #
Intensiv-dramatischer Gesang der Anohni-Klasse (durchaus aber auch mal an Andy Bell erinnernd) gefällig? Dann sollte vielleicht mal in das zweite Album von Nakhane reingehört werden. Auf „You Will Not Die“ erzählt der südafrikanische Sänger, Autor und Schauspieler mit der warmen souligen Stimme seine Geschichten, vielseitig instrumentiert und schön elektronisch unterfüttert. #
Seltene Sprachen soll man pflegen. Das tat die Waliserin Gwenno bereits, indem sie ihr Solodebüt (vorher sang sie ja bei den Pipettes) auf, eben, Walisisch vortrug. Noch seltener wird nun Kornisch gesprochen, das sie sich für den Nachfolger „Le Kov“ ausgesucht hat. Man versteht also kein Wort bei den zungenverknotenden Texten. Aber die Atmosphäre stimmt, dazu entwickelt sie ihren angenehm verwunschenen, leicht krautigen Elektroniksound weiter. #
Was der Kollege Henning zu Nina und ihrem synthiepopgetränkten Debüt „Sleepwalking“ zu sagen hat, gibt es hier nachzulesen. #
Wer 2018 ein Album hören möchte, das wie ein auch zu Hause abspielbares Clubset funktioniert, das aber keineswegs eintönig daherstampft, sondern reichlich Melodien bereithält (und Gäste wie Bonobo und Tracey Thorn), das aber, wenn es darauf ankommt, auch ordentlich die Tanzfläche füllen kann … ja, der sollte sich unbedingt „All That Must Be“ von George FitzGerald zulegen. Sehr angenehme Platte. #
Unsere Review zu „Riss“, dem höchst gelungenen zweiten Album der wunderbaren Xenia Beliayeva, kann dagegen hier nachgeschlagen werden. #
Wer sich einen Roman von Philip K. Dick (hier: „Der dunkle Schirm“) als Albuminspiration nimmt, ist schon mal kein Schlechter. Das kanadische Duo Essaie Pas ist aber schon vorher mit seiner Variante des Dark Wave mit technoiden Elementen aufgefallen. Auf den nur sechs (insgesamt 38 Minuten langen) Stücken von „New Path“ entwerfen sie den Soundtrack zur Dystopie. Knackig, druckvoll, gut. #
Fällt dir kein Name für dein neues Album ein? Dann nenn es doch einfach „New Material“. Zum Glück ist der Rest auf dem kurz-knackigen zweiten Album (unter diesem Bandnamen) der Preoccupations erheblich kreativer. Post-Punk vom Feinsten nämlich. Mit ausdrucksstarkem und wandlungsfähigem Gesang, vielschichtigen Soundideen und einem herrlich klirrend-kalten Soundbild. #
Die markante Stimme von Jacob Bellens kennt mancher vielleicht von seinen Gastauftritten bei Landsmann Kasper Bjørke. Oder auch von seinen Soloalben, die immer elektronischer werden. Ja, „Trail Of Intuition“ kann man mittlerweile als (reichhaltig arrangierten) Electropop skandinavischer Prägung bezeichnen. Mit der gelegentlichen Spur Melancholie. Und mit Melodien wirft der Bursche schon fast verschwenderisch um sich. #
Chris Carter, Industrial-Legende (Throbbing Gristle) wird derzeit nicht nur von Mute mit einer Menge schicker Wiederveröffentlichungen geehrt. Nein, er hat nach längerer Zeit (17 Jahre) auch wieder ein Soloalbum aufgenommen. Ein ganz Erstaunliches. In den „Chemistry Lessons, Volume 1“ bekommt man eine 66-minütige Lektion in 25 Kapiteln, bestückt mit spannenden, elektronischen Miniaturen. Durchaus verwandt zum letzten Soloalbum eines gewissen Mr. Gore.
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