Die Editors sind ja eine der (wenigen) Bands, bei denen man neue Platten schon deshalb mit Spannung erwarten darf, weil sie sich bislang nie von einem Album zum nächsten wiederholt haben. Und das bleibt auch bei Nummer Sechs so.
Aber etwas ist anders. Hatte man bisher mehrfach einen Wechsel von Gitarrenorientierung zu Elektronik (mit dem dritten Album, dem Meisterwerk „In This Light And On This Evening“) bzw. zurück zur Gitarre (mit dem folgenden „The Weight Of Your Love“) und wieder hinein in die Elektronik (zuletzt, mit „In Dream“), so gibt es mit „Violence“ keinen Kehrtwechsel. Stattdessen hat man erstmals die Elektronikfraktion und die vor allem auch für die Liveumsetzung wichtige Rockfraktion zusammenbekommen.
Man hat also die introspektive Seite der Band und die elektronischen Feinheiten genommen und in einen (mutmaßlich dunklen) Raum mit der ja auch stets vorhandenen Stadionunterhaltungsklasse und ihren dicken Gitarren und schon auch mal bombastischen Sounds gesteckt, sich nach dem in Eigenproduktion hergestellten Vorgänger dieses Mal Unterstützung mit dem erfahrenen Leo Abrahams (u.a. Wild Beasts, Florence And The Machine) und dem für einfallsreiche Sounds bekannten Benjamin John Power (alias Blanck Mass bzw. eine Hälfte der Fuck Buttons) dazu geholt, während für die optische Umsetzung erneut auf Rahi Rezvani vertraut wurde.
Das resultiert dann tatsächlich in einer neuen Klangfacette im Editorenkosmos, und es funktioniert mal wieder. Die neun Songs greifen ineinander, packen ans Herz, gehen in die Beine und werden die Konzertgänger zum Hüpfen bringen. Los geht es mit „Cold“, zunächst fast minimalistisch antäuschend und dann doch mit Schwung in den Refrain ausbrechend. Das anschließende und mächtig gewaltige „Hallelujah (So Low)“ ist ja als Single schon bekannt:
Der Titelsong ist dann etwas für die Synthiefraktion. Düster, immer bedrohlicher anschwellend und mit einem herrlichen zweiminütigen Elektronikinstrumentalpart am Ende, der, ja doch, so ein kleiner Depeche-Mode-Moment ist. „Darkness At The Door“ geht dem Rezensenten dann vielleicht eine Spur zu stark in die Coldplay-Richtung, aber das Chorale hier wird sicher auch Fans finden.
Dafür ist Tom Smith – durchweg wieder in stimmlicher Höchtsform übrigens – und seinen vier Bandkollegen mit „Nothingness“ wieder ein echter Höhepunkt gelungen. Atmosphärisch, zwischen von eleganten Sounds umspieltem Minimalismus und voller Bandstärke wechselnd – und hintenheraus (vier der neun Stücke überspringen teils deutlich die Fünfminutenmarke) plötzlich mit einem echten 70er-Jahre-Gitarrensolo. Es folgt die durchaus gewagte, immer noch leicht schräge, im Albumkontext aber bestens passende Leadsingle „Magazine“:
Und dann hat es der ewige Konzertliebling „No Sound But The Wind“ nach fast einem Jahrzehnt (und in neuem Arrangement) doch noch auf ein Editors-Album geschafft. Schön. Gefolgt von „Counting Spooks“, das ein schönes Bindeglied zum Vorgängeralbum darstellt (wer möchte, kann in der Passage nach ca. drei Minuten gar eine Reprise zu „All The Kings“ heraushören). Zum wunderschönen Finale tickt die Uhr, zitternde Sounds wackeln umher und Tom Smith fleht: ‚Never „Belong“ to anyone else but me‘. Niemals, Tom!
P.S. Was Tom Smith und Justin Lockey uns zu erzählen hatten, könnt ihr in der kommenden Woche bei uns lesen.
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P.S. Hier spielen die Editors live (stets empfehlenswert):
18.03. Wiesbaden
24.03. Münster
25.03. Köln
31.03. Hamburg
01.04. Berlin
02.04. Leipzig
18.04. Wien
20.04. München
21.04. Zürich
24.04. Lausanne
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Und am 07.07. im Londoner Hyde Park anlässlich des 40. Geburtstages von The Cure (u.a. mit Interpol, Goldfrapp, Slowdive etc.)!
hammer
hammer……violence……..hammmer