Susan Boyle covert Depeche Mode meldeten wir vor gut einer Woche. Und wie nicht anders zu erwarten, waren die Reaktionen darauf รผberwiegend ablehnend.
Wie bitte?! Susan Boyle und Depeche Mode! Das kann doch nichts werden! Kann es doch, kรถnnen wir heute vermelden. Das Cover ist Boyle wirklich gelungen – das Ergebnis kรถnnt ihr Euch auf der Seite des Rolling Stone Magazins anhรถren.
Mozart war zu seiner Zeit nur verpรถnte Popmusik fรผrs primitive Volk. Die intellektuellen Musikkenner haben so etwas nicht gehรถrt. Von der Seite her passt das mit ETS zusammen. :)
Ob ETS mal Klassik wird, kann man erst in 50 Jahren sagen. Dann fragt mal eure Enkel, ob sie dieses Lied schon mal gehรถrt haben. Rechne ich mal 50 Jahre zurรผck und vergleiche jene Popmusik mit der heutigen, kรถnnte ich mir schon vorstellen, dass 2050 die eine oder andere Cyberblubberpopgruppe ETS cover kรถnnte. ;-)
Nachtrag:
Ich verneige mich
@Tom Meeloo
Hut ab, wirklich, vรถlliger RESPECT!!!!
danke
Im Allgemeinen finde ich im Nachhinein die Zweifel an einem Mozart-Shakespeare-Depeche-Mode-Vergleich angebracht, bravo !
Im Besonderen spreche ich ausdrรผcklich รผber meine persรถnlichen, also รผber zutiefst subjektive Empfindungen. Um dies zu verdeutlichen spreche ich sogar in meiner Rolle als Fan.
@T.M.F.K.A.D.B.
Ein Blick auf meine Playlist zeigt zwischen „Better days“ (muss hier nicht anmerken aus wessen Feder) und „Makes me wanna pray“ von Christina ein Mozart-Adagio, das unter der Kรถchelverzeichnisnummer 219 gefรผhrt wird.
Wenige Titel spรคter folgt das Concerto Nr. 1 in b.
Wie findest Du Mozarts Haffner-Sinfonie, um es laienhaft auszudrรผcken ?
„Die Zauberflรถte“ durfte ich mehr als einmal erleben: „Dein Bildnis ist bezaubernd schรถn…
Und wie dies Gรถtterbild / mein Herz mit Neuerregung fรผllt.“
Bei Deinem Beethoven-Vergleich, dem ich aufgrund einer gewissen Schwere der Musik, einer Art sinfonischer Ausgestaltung gern folge, muss ich schmunzeln, weil jener bekanntlich fรผr eine Zeit Klavierschรผler von W.A. Mozart war und beide neben Haydn zu den Wiener Klassikern gehรถren.
Und ja, ich hรถre auch Beethoven. Die Pastorale zรคhlt zu meinen Favoriten, die unter der Leitung von Herbert von Karajan, der fรผr mich (!) neben Bernstein zu den groรen Dirigenten, Musikern gehรถrt.
Hier schlieรt sich der Kreis, nicht nur weil ich wieder bei Lenny angekommen bin, sondern weil dessen West-Side-Story in der Kernaussage textlich eine moderne Fassung von Shakespeares „Romeo und Juliet“ darstellt und Bernstein musikalisch Beethoven zitiert.
Tom Meeloo
@ronaldy
dito, mir fehlen die Worte…weiter so!
ist es denn zu fassen? ein erguss fรผr die augen.
kommentare in denen es sich ausnahmsweise mal nicht um… ich finds scheiรe, ich kรถnnt kotzen, der ausverkauf geht weiter………usw,usw dreht.
welch ein seltenes miteinander auf hohem, vor allem mit niveau.
weiter so!
Ich finde der Mozart=Enjoy the Silence-Vergleich geht รผberhaupt nicht. Was soll das?
Immer wenn etwas in der Pop&Rockmusik erhaben (uplifting) klingt, bringen Leute, die Mozart wahrscheinlich bisher kaum gehรถrt haben, diesen Vergleich.
Kann mich erinnern, dass in den (oft grausamen) 1980ern Dieter Bohlen immer als „der Mozart der Popmusik“ tituliert wurde, was natรผrlich absoluter Blรถdsinn- und eine Beleidigung Mozarts ist, wenn man seine Werke kennt und die mit den Ergรผssen vom Thomas Anders-Gitarristen vergleicht.
Wenn man den Depeche-Songs hier und da etwas klassisches abhรถren kann, dann finde ich, dass ab und zu bei einigen Akkorden BEETHOVEN Pate stand (Never let me down again z.B.). Hab mir das bis zum Ausstieg von Godfather Alan immer mit dessen Klassik-Wurzeln erklรคrt, doch dieser Beethoven-Symphonie-Touch ist auch danach teil von DM geblieben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass in 200 Jahren Menschen noch Depeche Mode hรถren. Ich meine, dass sie DM als Band noch wahrnehmen werden. Das wird wahrscheinlich schon in 80-100 Jahren nicht mehr der Fall sein.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Songs wie Enjoy the Silence oder Just can’t get enough auch in 100 Jahren noch bekannt sein werden – vielleicht auch nur als Instrumentalstรผcke.
Wenn man รผberlegt welche Lieder von vor รผber 200 Jahren noch relevant sind, fallen mir nur die von Franz Schubert ein.
@ kingwithoutacrown (140): Ja, ich unterwandere seit Monaten die News-Seite … ;-).
Spaร beiseite: Ich vertraue 1. lieber auf Jesus und 2. haben DM bereits einen Teil meine Seele unwiderruflich gefangen. Das wird dann 3. nix mehr mit Thetan-Status :)
@ Tom Meeloo: Die SB-Version gefรคllt mir auch durch Deinen intellektuellen Anstoร nicht besser. Ich komme fรผr mich zunehmend zu dem Ergebnis, dass man ETS einfach nicht gut covern kann, da zu speziell und – wie Du bereits erwรคhntest – im Original schon perfekt umgesetzt. Es bedarf fรผr mich dann auch keiner „Aufwertung“.
PJ hingegen, hat fรผr mich in der Tat durch die JC-Version gewonnen (weil da m.E. noch Interpretationsspielraum vorhanden war; ist aber ein ganz subjektives Dingen).
Ich wรผrdยด jetzt echt mal gern „so cruel“ hรถren …
@Tom & Testcase
Verblรผffend wie eine Coverversion die deutsche Sprachtauglichkeit auf ein nie dagewesenes Niveau heben kann.
Ich habe die Seite ein paar Tage nicht besucht und bin gerade all die Kommentare am nachlesen.
Bei den letzten Aussagen huschte ein verschmitztes Lรคcheln รผber mein Gesicht.
DM mit Mozart und Shakespeare zu vergleichen ist schon ein gewagtes Stรผck. Zugegeben der philosophische Aspekt „was ist mit unsere Vergรคnglichkeit“ lรคdt auf weitere Diskussionen ein. Und ein Mister Gore wรคre sicherlich nicht abgeneigt mitzumachen. Ist er doch in den frรผhen Jahren fasziniert von den Existenzialisten gewesen („…sinnentleert und lieblos in eine zufรคllige Welt geworfen…) und dazu noch diese grosse Frage nach dem Glauben und der Existenz Gottes.
Ich bin mรคchtig stolz auf Euch, zeigt es mir doch, dass es hier Leute gibt, die รผber den „kleinen DM-Tellerrand“ hinausschauen.
Und wenn wir uns schon in „hoch-kulturellen“ Kreisen bewegen, dรผrfen wir den „Faust“ (Mephisto) von Goethe oder die wunderbare Musik von Sibelius nicht
vergessen.
Vielleicht werden wir ja durch einen, von Menschen verursachten, Irrtum in 300 Jahren wieder geboren und wir kรถnnten feststellen, ob DM noch in aller Munde ist. Aber ich bevorzuge das Hier und Jetzt und lebe so, dass wenn die Vรถgel an einem klaren und wolkenlosen Himmel fรผr mich zu singen anfangen, nichts zu bereuen habe.
Susan Boyle hat das ganz gut hingekriegt. Und ich war รผberrascht wie viel Herzblut sie in die Interpretation des Gesangs hineingebracht hatte.
Einmal etwas Anderes: Gibt’s einmal wieder neue News? Langsam wird’s fad und je รถfter ich mir den Remix anhรถre, desto schlechter finde ich ihn. Tut mir leid, Susan Boyle!
@130 OT: du gehรถrst aber nicht zu denen, gahandalf?!
@ testcase: Absolut richtig!
@tom
Also, Enjoy the Silence jetzt mit Mozart und Shakespeare zu vergleichen geht vielleicht ein bisschen weit – die letzteren haben sich ja schliesslich inzwischen รผber hunderte von Jahren durch รผber zahllose kulturelle und epochale Schranken hinweg immer wieder aufs neue durchgesetzt.
Bei Depeche Mode kann es immernoch sein dass die Bedeutung abstirbt sobald die Leute die den „Auรenseiterstatus“ den Depeche Mode lange in der Popmusik innehatten in ihre eigene Identitรคtsbildung integriert haben, aus denen die ungewรถhnlich passionierte Fangemeinde dieser Band besteht, nicht mehr auf Erden weilt – dann wird sich Zeigen ob Depeche Mode wirklich „klassiker“ sind und รผber den kulturellen Kontext in dem sie groรgeworden sind hinauswachsen, also etwas so primรคres und universelles im Menschen ansprechen dass es immer wieder aufs Neue entdeckt werden kann (wie Shakespeare und Mozart) oder ob das alles eben doch nur den Sitz im Leben von einer ganz bestimmten Gruppe von Menschen hat, die zu einer ganz bestimmten Zeit groร geworden sind und mit bestimmten Problemen/Situationen zu tun hatten (e.g. kalter Krieg, atomare Bedrohung, technologische Entfremdung, virtualisierung von Sehnsรผchten, einzug von Computertechnologie in die Alltagswelt… etc.)
Aber danke fรผr den Kommentar lg tc
… des Gefechts…
:-S
…wissend, dass…
Die Konjunktion verwechselte ich im Eifer des gefechts mit einem Relativpronomen, was inhaltlich eigentlich Wurscht ist.
:-)