Wir wollen mal wieder zusammenfassen, was die Musikmonate so hergegeben haben. Los geht’s mit dem Januar. Mit Georgia, The Chap, Algiers, An On Bast, Pet Shop Boys, Nicolas Godin, Kid Francescoli, Mint Julep, Poliça und Destroyer.
Den erstklassigen Jahresauftakt bestritt Georgia mit ihrem zweiten Album „Seeking Thrills“ – die Rezension findet ihr hier.
Das Künstlerkonglomerat The Chap bewegt sich seit nunmehr sieben Alben zwischen London und Berlin, Indie und Elektro, Pop und Experiment. Auf „Digital Technology“ dreht es sich nun weitestgehend um die Frage, ob Maschinenwelten und Gefühle zusammengehen. Die Tracks dazu verschmelzen entsprechend durchaus eingängige, fast verträumte Momenten und robotische Beats. Dabei vergisst die Band um Johannes von Weizsäcker zum Glück nie das gewisse Augenzwinkern.
Die Besprechung zu „There Is No Year“, dem wunderbaren dritten Album der Algiers, findet ihr hier.
Aus Polen haben wir doch gerade erst Mary Komasa vorgestellt. Jetzt schieben wir Anna Suda aus Wroclaw nach, die sich An On Bast nennt. Während ihrer Konzerte improvisiert sie häufig, was mit elektronischen Instrumenten ja eher ungewöhnlich ist. Auf „Coherent Excitations“ holt sie nun über den Verlauf von acht (langen) Tracks so viele Details aus ihren Maschinen heraus, dass sich neben der Tanzbarkeit auch gehöriges Wiederhörinteresse einstellt.
Was der Kollege Henning zu „Hotspot“, dem (Spoiler) äußerst gelungenen neuen Album der Pet Shop Boys, zu schreiben hatte, lest ihr hier.
Wissen Sie, ob es von Air irgendwann noch einmal etwas Neues geben wird? Moi non plus. Aber immerhin hat die eine Hälfte, nämlich Nicolas Godin, ein aktuelles Album draußen. Und auf seinem zweiten Solo architektonisch wertvoll „Concrete And Glass“ benannt, klingt er tatsächlich streckenweise stark nach seiner Hauptband. Verträumte Welten aus dem Synthesizer, mal instrumental, mal mit Vocoder, mal mit Gaststimmen (wie Hot Chips Alexis Taylor). Sehr entspannt und angenehm.
Weil wir gerade so frankophil unterwegs sind, machen wir noch einen Abstecher nach Marseille und hören uns an, was Mathieu Hocine alias Kid Francescoli (der Künstler wollte mal Fußballprofi werden, daher der an den einst bei Olympique aktiven Weltstar Enzo Francescoli erinnernde Künstlername) auf „Lovers“ so gezaubert hat. In seiner Heimat füllt er mit seinem Dreampop bereits größere Locations, was er sich mit diesen bezaubernden Elektropop-Kleinoden – hier mit vier Gastsängerinnen – auch verdient hat.
Das Ehepaar Hollie und Keith Kenniff nimmt seit einer Weile neben diversen Soloprojekten auch gemeinsam Alben als Mint Julep auf. Während vor allem Keith sonst eher experimenteller Musikfelder beackert, sind sie hier äußerst eingängig unterwegs. Allein das Titelstück von „Stray Fantasies“ ist schon jetzt einer der feinsten Elektropopsongs des noch jungen Jahres. Und die anderen elf Tracks stehen dem kaum nach. TIPP!
Wenn man vom Dach fällt, dabei schwer an der Wirbelsäule verletzt wird, das Ganze aber letztlich doch einigermaßen gut und ohne gravierende Folgeschäden übersteht, dann nennt man sein neues Album möglicherweise „When We Stay Alive“. So wie es Channy Leaneagh von Poliça erging. Auf die Musik wirkte der Unfall sich vielleicht sogar erhellend aus, denn so positiv und unverfälscht klang der noch immer unverwechselbare Elektropop der Minneapolitaner zuvor nie.
Und was es zu Destroyer und „Have We Met“ zu berichten gab, findet sich hier.
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