Wir haben es ja vor ein paar Tagen bei unserem Interview schon angedeutet: „More D4ta“, das vierte Album von Moderat, ist fabelhaft geworden. Da fiel es leicht, den Titel des Albums des Monats zu verleihen. Und wir freuen uns, dass ein alter Bekannter unserer Seite sich die Zeit genommen hat, diese Review zu schreiben.
Moderat liefern „More D4ta“ (von Ronny Gehring)
Wir schreiben das Jahr 2017, die Wuhlheide in Berlin ist an jenem 2. September komplett ausverkauft, als Moderat ihr Abschlusskonzert geben. In dieser lauen Sommernacht trumpfen die Berliner mit ihren grรถรten Hits auf und setzen bei ihren Fans pure Glรผcksgefรผhle frei. Nur wenig spรคter verlautbart die Band jedoch ihr vorlรคufiges Aus.
Fรผnf Jahre spรคter melden sich Moderat nun mit ihrem vierten Album โMore D4taโ zurรผck โฆ
Der Moment, als Sascha, Gernot und Sebastian seinerzeit die Pause verkรผndeten, lieร einige Fragezeichen aufkommen. War es das jetzt oder kommt da noch etwas? Und wie lange wird es dauern?
Seit Februar 2022 steht nun fest: Die Jungs sind zurรผck. Vorab verรถffentlichten sie die Single โFast Landโ, die in gewohnt melodiรถser Art zu begeistern wusste und Lust auf mehr machte.
Seit dem 13. Mai steht nun auch โMore D4taโ in verschiedenen Ausfรผhrungen in den Platten- und Onlinestores. Das Album entstand in den vergangenen zwei Jahren und beschรคftigt sich thematisch mit der Isolation und Informationsflut wรคhrend der Corona-Zeit, was der ganzen Platte im Vergleich zu den Vorgรคngern einen deutlich dunkleren Anstrich verleiht.
Dรผstere, beklemmende Soundscapes begrรผรen den Hรถrer beim ersten Song โFast Landโ. Schleppend, gar ein wenig monoton drรถhnt der Opener durch die Boxen und lรคsst den Hรถrer bisweilen etwas verdutzt ob dieser dรผsteren Klรคnge zurรผck, um dann mit der zweiten Single โEasy Preyโ Reminiszenzen an frรผhere Alben aufblitzen zu lassen. Getragen von Saschas klarer Stimme prรคsentiert sich hier ein leicht melancholischer Popsong, der durch Breakbeats und ausgeklรผgelte Synthiesounds echtes Ohrwurmpotenzial entwickelt.
Dass die Jungs auch heute noch Bass-Raketen abliefern kรถnnen, wird mit โDrum Glowโ mehr als deutlich. Auch hier dominieren, wie schon beim Opener, dรผstere Tรถne das Klangkonstrukt, das von der Produktion her ein wenig an Modeselektor erinnert. Nach dem kurzen Interlude โSoft Editโ รผbernimmt Sascha bei โUndo Redoโ den Gesang. Musikalisch erinnert der Song stark an Apparat, wenngleich er deutlich mehr Drive besitzt.
Tanzbar und irgendwie klassisch โModeratโ wird es mit dem 7:30 Minuten langen โNeon Ratsโ, das sich langsam aufbauend zu einem richtigen Soundbrett entwickelt. Die bei โNeon Ratsโ zwischendurch gesetzten Breaks lassen den Song wieder zurรผckkommen, um dann erneut mit basslastigen, fast hypnotischen Sounds auf Vollgas zu drehen.
โMore Loveโ, die dritte Single aus dem Album, wabert gemรคchlich durch die Boxen. Es ist auch der einzige Song des Albums, bei dem die Stimme von Sascha mit Autotune bearbeitet wurde, was hier allerdings absolut passend ist. Gedรคmpfter wird es anschlieรend wieder mit โNumb Bellโ, ein 5:30 Minuten langes Instrumental, das รคhnlich wie schon โFast Landโ und โDrum Glowโ die dunklen Akzente des Albums widerspiegelt.
Die Perle des Albums kommt fast zum Schluss und hรถrt auf den Namen โDoom Hypeโ. Schon nach dem ersten Hรถren kommen hier durch den klaren Synthiepart Depeche Mode ins Gedรคchtnis. Melodiรถs, mit viel Pathos und einer sehr eingรคngigen Songstruktur haben Moderat hier wohl den besten Song des Albums produziert, der wenig aufdringlich locker in Dauerrotation gehรถrt werden kann.
Beschlossen wird โMore D4taโ mit der Ballade โCopy Copyโ, die erneut stark an die letzten Verรถffentlichungen von Apparat erinnert. Der Track unterschiedet sich soundtechnisch vom gesamten Album noch am meisten, ohne dabei deplatziert zu wirken – vielmehr klingt es, als sei โCopy Copyโ der versรถhnliche, hoffnungstragende Gegenpart zum bedrรผckenden โFast Landโ.
โMore D4taโ klingt anders und doch irgendwie typisch โModeratโ – genau wie man sich ein viertes Album hรคtte vorstellen kรถnnen – noch bevor die Ankรผndigung dazu kam. Musikalisch wie konzeptionell ein groรartiges Album, das einfach nur Spaร macht.
„Moderat – More D4ta“ bestellen:
Moderat live (Auszug):
18.05. Leipzig, WERK 2
19.05. Kรถln, Carlswerk Victoria
20.05. Kรถln, Carlswerk Victoria
03.09. Berlin, Parkbรผhne Wuhlheide
29.10. Offenbach, Stadthalle Offenbach
11.11. CH-Zรผrich, X-TRA
12.11. Stuttgart, Wagenhallen
13.11. Hamburg, Zeltphilharmonie
12.12. AT-Wien, Gasometer
Seicht- Keine Ecken und Kanten
Ich teile die Kritik nicht. Mir fehlt das Originelle. Das ganze Ding plรคtschert einfach so vor sich hin. Richtig guter Sound; unglaublich langweilige Songs und Tracks! Schade
Groรartige Rรผckmeldung
Ein durch und durch gelungenes Werk.
Besonders gefรคllt mir, dass sich dieses Projekt laufend weiterentwickelt und nicht – wie leider viele andere hier vorgestellte Bands/Neuerscheinungen stets in die Vergangenheit blickt und alte Muster wiederholt.
Klasse!
Hallo,
ich war sehr gespannt auf Nr. 4.
Leider kann ich die Begeisterung im Artikel nicht ganz teilen.
Klar, soundtechnisch sind Moderat eine Referenz.
Aber was bei 1 – 3 so super geklappt hat, war die Kombi Sound (Modeselektor) und Gesang (Apparat). Hier klingt es jetzt leider so, als hรคtten Apparat und Modeselektor getrennt voneinander einige Songs gemacht, die dann als Album zusammenarrangiert wurden. Die Verschmelzung beider Parts kommt irgendwie bei mir nicht an.
Es fehlen auch die „Earcatcher“ wie z.B. die Intro-Sounds aus „Running“ oder die rauschige Bassline aus „Gita“, dramatische Aufbau-Songs mit Hammer-Melodien wie „Intruder“.
Einzig UNDO REDO kann mich komplett begeistern. Sowohl kompositorisch als auch rhythmisch (diese 4/4-Vocals auf dem 3er-Takt). Und es hat Dramatik. :)
Und, das (der? die?) Artwork haben sie geรคndert :( …ok, das ist nicht SOOO wichtig.
Trotzdem…soundtechnisch ist das Album erste Klasse. Gute Kopfhรถrer-Mucke. Da kann man viel lernen.
Gruร
Micha (emhead) ;-)