In den kommenden sieben Tagen bekommt ihr von uns den Rest der Sause durchs reichhaltige Musikjahr 2023 präsentiert. Damit wir uns anschließend alle perfekt auskennen und runderneuert auf kommende Platten stürzen können. Der März ´23 war dabei ein ganz besonderer Monat – denn da erblickte „Memento Mori“ das Licht der Welt. Aber es gab noch mehr Gutes auf die Ohren, hier ist unser kleiner Rückblick. Mit M83, Fever Ray, Frankie Rose, Lana Del Rey, Optometry, Dutch Uncles, A Certain Ratio – und natürlich Depeche Mode.
Anthony Gonzalez hat mit dem M83 Remix von „Suffer Well“ den schönsten Remix zur ersten DM-Single aus Dave Gahans Feder gebastelt. Er hatte – eben als M83 – einen Welthit mit „Midnight City“. Und nun liefert er mit dem neunten M83-Album eine „Fantasy“ mit der satten – und je nach Betrachtungsweise vielleicht auch etwas zu reichlichen – Spieldauer von 66 Minuten ab. Ein Fest für Liebhaber bombastischer, gerne auch mal ein bisschen schwülstiger 80er-Produktionen.
Ob „Radical Romantics“ wohl so aussehen wie auf dem Cover von Karin Dreijers drittem Album als Fever Ray? Ob das eine leicht gruselige Vorstellung ist – oder nicht doch eher egal, so lange man überhaupt noch Romantik findet? Kann man mal drüber nachdenken. Und sich ansonsten freuen, dass The-Knife-Bruder Olof hier seit Längerem mal wieder mit seiner Schwester zusammengearbeitet hat (was man durchaus hört), ebenso wie Trent „Nine Inch Nails“ Reznor und Atticus Ross. Am Ende steht klanglich eine gute Mischung ihres bisherigen Schaffens in beiden Inkarnationen, mit einigen Fast-Hits und natürlich auch einigen hübschen Schrägheiten.
Frankie Rose hat in vielen Bands gespielt, schon einmal ein ganzes Album von The Cure gecovert („Seventeen Seconds“ nämlich), so manche Stile in ihren Werken untergebracht – und nun mit „Love as Projection“ ein Album wie einen vertonten Young-Adult-Filmklassiker von John Hughes aufgenommen. 80er-verliebter Synthiepop trifft schwelgerischen Dreampop, man möchte am liebsten dazu mit einem Cabrio in den kalifornischen Sonnenuntergang düsen. Oder zumindest „Sixteen Ways“, „Anything“ und noch ein paar dieser Songs in die Dauerplaylist aufnehmen.
Wo wir gerade von schwelgerisch reden: Dieser Begriff fällt ja gerne auch in Zusammenhang mit Lana Del Rey. Aber Obacht, unter den oft fast somnambul dahinfließenden Songs lauern oft tiefe menschliche Abgründe. So auch auf „Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd“, das nicht nur vom Titel her Überlänge hat. Bei den 16 Stücken in knapp 80 Minuten wünscht man Lana nicht zum ersten Mal so etwas wie einen Lektor. Jemanden, der ihr die eine oder andere der (zu) vielen Balladen ausredet, damit die Perlen nicht untergehen.
Jetzt aber Tanzen. Vielleicht mit John Tejada, der kennt sich ja mit Techno aus? Doch halt, der aus Wien stammende Kalifornier hat in L. A. ein neues Projekt namens Optometry aus der Taufe gehoben, auf dem er mit March Adstrum und ihrer stets leicht verträumt schleppenden Stimme songorientierter unterwegs ist. Das ist ja schon fast Synthiepop da auf „After-Image“. Flotte Ohrwürmer wie „Chameleon“, knackig Tanzbares wie „Whatever You Need“ und Trip-Hoppiges wie „Not What You Expected“ – Letzteres trifft es gut, aber das ist hier kein Grund zur Klage.
Was man in Manchester so zu sich nehmen muss, um seine Band Dutch Uncles zu nennen? Gar nicht so viel, man muss sich nur mit alten Redensarten auskennen (bitte selber googeln). Markenzeichen ist auch auf „True Entertainment“, dem mittlerweile sechsten Album des Quartetts das Falsett von Duncan Wallis. Und ein Sound, der sowohl an ältere Vorbilder wie die Talking Heads als auch an jüngere Referenzen wie Everything Everything oder natürlich die Wild Beasts anschließt.
Noch länger als die Band, die gleich diesen Artikel abschließen wird, gibt es A Certain Ratio, ebenfalls aus Manchester. Und zwar nicht seit „1982“, wie man beim Titel ihres erst zwölften Albums (es gab einige längere Karrierepausen) denken mag, sondern noch fünf Jahre länger. Auch der Sound der neuen Platte klingt nur zum Teil nach den frühen 80ern, auch wenn die alten Post-Punk-Wurzeln durchaus noch zu erkennen sind. Aber dazu kommen die über die Jahrzehnte eingespielten zusätzlichen ACR-Elemente – vor allem trocken-knackiger Elektrofunk, dazu Afrobeats und eine Spur Jazz. Was am Ende eine coole Tanzplatte ergibt.
Und schließlich war da eben noch jene Band, die unserer schönen Seite ihren Namen gab. Depeche Mode. „Memento Mori“ kennt ihr hoffentlich längst alle auswendig – aber vielleicht wollt ihr euch ja noch einmal mit uns an den Erstkontakt mit diesem späten Meisterwerk erinnern. Dann lest hier weiter.
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