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M’era Luna 2019: Durchwachsenes Wetter, Fashion-Show und viel Musik

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Dieser Beitrag samt Fotogalerie stammt aus der Feder ( und Kamera) unseres Abgesandten Dietmar Grabs. Wir wรผnschen viel Freude beim Lesen, auch wenn das mit dem Bericht dieses Jahr ein wenig mehr Zeit in Anspruch genommen hat.

Das Wetter am Freitag war doch recht durchwachsen. So war ich froh, einen Regenschirm mit in meinen Koffer eingepackt zu haben. Als ich am Freitag eine halbe Stunde vor Lesungsbeginn auf dem Mโ€™era Luna-Gelรคnde ankam, war ich sehr erstaunt รผber die lange Warteschlange am Gelรคndeeintritt. Memo an mich fรผrs nรคchste Jahr: frรผher kommen um im Hangar anschliessend einen besseren Sitzplatz bekommen zu kรถnnen. Die Akustik im Hangar ist recht schlecht โ€“ es hallt dort ganz ordentlich, so dass man den Vortragenden in den hinteren Reihen kaum zu verstehen vermag. Den Anfang machte, schon fast traditionell, der Herr Markus Heitz. welcher Auszรผge aus seinen Geschichten zum Besten gab und am Ende einer solchen jeweils darauf hinwies, dass bei bestehendem Interesse daran zu wissen wie es denn weiterginge, er sich das Buch dazu kaufen kรถnne. Es mussten sich eine Menge Heitz-Fans unter den Zuschauern befinden, gemessen an dem Beifall der nach jeder Geschichte aufbordete. Auch die Lรคnge der Autogrammschlange am Ende der Veranstaltung war recht beeindruckend.

Herr Axel Hildebrand, der anschlieรŸend als die ยซScheiblette zwischen zwei Brรถtchenhรคlftenยป angekรผndigt wurde, als zweiter Vorleser nahm seine Sandwichposition mit Humor. Schliesslich hatte er die Zeit zu รผberbrรผcken bis sich der zweite traditionelle Leser sich an sein Publikum wenden konnte. Er eroberte viele Herzen mit seinen humorvoll vorgetragenen Geschichten รผber Asgard mit persiflierten Darstellungen von Thor und der restlichen griechischen Gรถtterwelt und transponierte dabei die Geschichten und Fabeln aus der Gรถtterwelt in unsere heutige Zeit hinein. Dabei sparte er nicht mit ironischen Seitenschlรคgen, begleitet von ausladender Gestik und beeindruckender Mimik.

Den Abschluss bildete Herr Christian von Aster, der von der Gruftigemeinde durch seine Geschichten und durch seine Art diese vorzutragen seit Jahren ein gern gesehener Gast ist und stets fรผr volle Locations sorgt. Zwei Dinge aber waren diesmal ungewรถhnlich: Elmo aus der Sesamstrasse, den Herr von Aster inmitten seiner Lesezeit spontan und รผberraschenderweise aus dem Rucksack zauberte, fand als Vorlesungs-Bonus, initiiert durch ein spontan eingeleitetes Flugmanรถver in die Weiten der Hangarhalle eine neue Besitzerin. Eine weitere รœberraschung gab es zum Lesungsende, als Herr von Aster seine รผberaus gekonnte Lesung nicht, wie gewohnt mit einem Viechervers oder eine gruftiverhรถhnenden Glosse beendete. Stattdessen wurden die Zuschauer und -hรถrer stilvoll mit einer zu Herzen gehenden Geschichte in die Nacht entlassen die sich nicht nur mit dem Leben und dessen Sinn beschรคftigte, sondern auch mit dem Tod und was man dabei der Welt hinterlรคsst.

Bei der anschliessenden Autogrammstunde hatten alle drei Sandwichteilnehmer alle Hรคnde voll zu tun, um – verquickt mit einem kurzen Gesprรคch – den Wรผnschen der jeweiligen Autogrammsuchenden nachzukommen, wรคhrend um sie herum bereits fรผr die anschlieรŸende Discoveranstaltung umgebaut wurde. Punkt 22:00 Uhr wurde dann auch die Lautstรคrke derart hochgedreht, dass eine Unterhaltung nicht mehr mรถglich war. Der Veranstalter hรคtte hier vielleicht mit ein wenig mehr Feingefรผhl die Leseveranstaltung beenden kรถnnen.

Da es drauรŸen in Strรถhmen regnete, nutzte ich nicht die Mรถglichkeit noch ein Bierchen zu trinken und mich in den ersten geรถffneten Verkaufsstรคnden umzusehen.

Tag zwei: Samstag

Im Gegensatz zum gestrigen Freitag รผberraschte uns der Wettergott mit einem perfekt temperiert-sonnigem Festival-Wetter:

Lacrimosa gelten durchaus als Urgestein der Gruftiszene. Dementsprechend viele Fans standen vor der Bรผhne und feierten mit der Band deren Auftritt. Diese Band polarisiert dabei immer noch: Nach dem Auftritt konnte ich Meinungen vernehmen die von ยซabsolut begeistertยป bis hin zu ยซschlechteste Band des Tagesยป reichten.

Bei Sono war ich sehr froh, sie nach lรคngerer Zeit wieder live erleben zu dรผrfen. Deren Show begann eher langsam, steigerte sich allerdings sehr schnell und nahm auch die hinteren Zuschauer im Hangar mit auf deren musikalische Reise. Diese Band war eines meiner persรถnlichen Highlights auf dem disjรคhrigen Mยดera Luna.

Ein weiteres Highlight โ€“ und den Zuschauerreaktionen zufolge โ€“ nicht nur mein persรถnliches waren Neuroticfish, welche die Gelegenheit nutzten, neben altbekannten Songs, um deren neue CD auf Partytauglichkeit zu testen. Am Ende der Show wรผrde ich sagen: Test mit Bravour bestanden.

Das Duo von X-Rx suchte immer wieder die persรถnliche Nรคhe und den Kontakt zum Publikum und bezogen es in ihre Show mit ein. Entsprechend ging auch das Publikum mit.

Mit den Krupps trat eine altgediente Kombo auf, deren Sound stets hart und straight forward war. Die Bรผhnenprรคsenz von Jรผrgen Engler tat ihr รผbriges um die Party vom ersten erklungenen Riff an zu starten. Auch die anderen Bandmitglieder lieferten eine coole Show ab. Alles in allem war diese Band ein wรผrdiger Co-Headliner.

Within Temptation waren eine der Wiederholungstรคter auf dem Mยดera Luna und zeigten dieses Jahr, im Vergleich zu ihrer Show 2016 keine allzu aufwรคndige Bรผhnenshow. Aber groรŸer Pomp war auch nicht notwendig um dem Festival eine perfekte Show zu liefern, die das Publikum von Anfang an in ihren Bann zog.

Zeromancer, welche schon seit lรคngerem kein neues Album herausbrachten, lieferten von der ersten Sekunde an volle Power gehรถrig ab und boten ein mit Klassikern angereichertes Set. Damit waren sie mein drittes persรถnliches Highlight dieses Tages.

Da ich gern die Fashion Show im Disko Hangar sehen wollte, musste ich zwei Bands verpassen: Es traf Agonoize und Mono Inc. Dafรผr bekam ich aktuelle Kollektionen von verschiedenen Designern zu sehen. Als Neuerung kamen dieses Jahr die Models nicht nur aus der aus der zu erwartenden Richtung auf den Laufsteg. Einzelne Designer schickten ihre Models von der anderen Seite des Hangars, direkt am Publikum vorbei, auf eben diesen Steg.

Oomph! lieferten eine routinierte, aber nicht minder coole, Show ab. Man merkte, dass die drei schon lange dabei sind.

Empathy Test hatten einen alten Bekannten als Gastmusiker den Skandinavier Elliot Berlin an den Keys mit dabei. Die junge Band lieferte eine solide Show ab, die durchaus zu gefallen wusste.

Mart Soer war gleich mit zwei Bands heute vertreten: Zuerst trat er mit seiner weniger bekannten Band Sรผndenklang, bei dem Chris Fox als Gast auf die Drums schlug, auf und schlug dabei durchaus ruhigere Tรถne an โ€“ im Vergleich zu Stahlmann, mit der es am spรคteren Abend so richtig abging โ€“ auf der Bรผhne genauso wie im Publikum.

Mit Null Positiv als Opener des Tages startete das Mยดera Luna mit harter Musik und optisch opulent in den ersten offiziellen Festivaltag. Schade dass die Show nur so kurz war.

Nachdem ASP mit seiner fulminanten und durchaus feurigen Show ordentlich abgeliefert hatte, eilte ich hinรผber zum Mittelaltermarkt um mir dort die Feuershow anzuschauen, die direkt im Anschluss des Konzerts stattfand. Diese Show darf man durchaus als ยซecht coolยป bezeichnen: Sie besteht nicht nur aus einer simplen Aneinanderreihung von Feuereffekten, sondern hatte auch den Anspruch dabei eine Familiengeschichte aus den 20er/30er Jahren, gewรผrzt mit allseits bekannten Musiktiteln, zu erzรคhlen.

Damit klang der Samstag super aus und ich freute mich schon jetzt auf den morgigen Sonntag.

Abseits der musikalischen Darbietungen konnte ich viele alte Bekannte treffen. Irgendwie ist das Mยดera Luna ja eine einzige groรŸe Familie mit der man รผber ein verlรคngertes Wochenende eine gute Zeit hat – und nicht nur ich habe das Gefรผhl dort ยซzu Hauseยป zu sein.

Mit dem diesjรคhrigen M’era Luna wurde ein neues Konzept eingefรผhrt darรผber wie das Festival zukรผnftig nach aussen hin reprรคsentiert werden soll. Man hatte sich รผberlegt jedes Jahr eine andere Figur in das Zentrum des Interesses zu stellen. Dieses Jahr kam diese Figur mit Namen Kyberos aus der Steampunk-Welt, welche eine Symbiose aus Mensch und Maschine darstellen soll. Diese Figur gab es als ยซWalking Actยป ebenfalls auch live auf dem Gelรคnde zu sehen. Die Erklรคrung des neuen Konzepts liest sich ein wenig sperrig, zumal es sich nicht nur um einen lรคngeren Text handelt, sondern dieser Text darรผber hinaus in Blocksatz ohne auflockernde Absรคtze verfasst wurde. Weitere Infos dazu findet man auf http://www.meraluna.de unter dem Menรผpunkt โ€žInkonomicumโ€œ.

Am Mรผllkonzept wurde ebenfalls gearbeitet: Es wurde zusรคtzlich zum bisherigen grau-schwarzen Mรผllsack ein weiterer gelber eingefรผhrt, den man auf Wunsch erhalten konnte um den anfallenden Mรผll trennen zu kรถnnen.

Das ยซPanamaยป-Konzept, bei dem sich belรคstigte Personen an einen beliebigen Ordner wenden konnten um einen speziellen Schutz zu erfahren wurde beibehalten.

Am dritten Tag, Sonntag, meinte es das Wetter weiterhin sehr gut mit uns. Und so versprach auch dieser Tag genauso grossartig zu werden wie der gestrige.

Wir starteten mit Faelder โ€“ einer Band von der ich zuvor noch nie etwas gehรถrt oder gesehen hatte und war nicht nur positiv รผberrascht von deren Sound, sondern auch รผberrascht darรผber, dass ein gewisser Henning Verlage an den Keys stand.

Krass, hart, cool wurds dann direkt im Anschluss im Hangar mit Heldmaschine, welche die ersten Takte maskiert spielten wรคhrend Sรคnger Renรฉ Anlauf auf einem motorisierten Skateboard auf die Bรผhne gerollt kam. Was folgte war ein schnittiger Mix aus alten Klassikern aber auch neuen Songs, die allesamt gut nach vorn gingen.

Wรคhrend Heldmaschine den Hangar rockte, brachten Versengold auf der Main Stage mit ihrer mitreissenden Art und Weise ihr Publikum in Partystimmung.

Danach gings wieder zurรผck in den Hangar, diesmal zu Melotron, die auch schon seit 1991 im Geschรคft sind. Entsprechend waren meine Erwartungen. Wie sagte der Sรคnger Andy Krรผger so schรถn? : โ€žWir machen keine Konzerte, wir machen Parties.โ€œ โ€“ und er hielt sein Versprechen. Dabei riss Andy einiges an Strecke auf der Bรผhne ab โ€“ immerzu war er in Bewegung. Stillstand gab es so gut wie keinen. Trotz eher softem Elektropop ging das Publikum gut mit.

Anschliessend ging es auf der Main Stage mit Diary Of Dreams weiter, die eine solide Show ablieferten und vom ersten Takt an ihr Publikum zu begeistern wussten.

Bei Funker Vogt nebenan im Hangar wurden dann wieder die hรคrteren Tรถne angestimmt. Schon als Chris L. mit einer CO2-Gun auf die Bรผhne kam und diese kurz ins Publikum hielt, war klar: Hier gehts gleich ab. Oftmals ist der Wechsel des Sรคngers ja der Tod einer Band. Die Funker hatten hier bei der Neuwahl ihres Frontmanns ein gutes Hรคndchen gehabt, denn so wie die Leute wรคhrend der gesamten Show mitgingen, hat die Band wohl alles richtig gemacht.

Wieder zurรผck vor der Mainstage ging es mit Combichrist im selben Takt und weiter. Joe Letz war diesmal aufgrund seines Rammstein-Engagements leider nicht dabei. Der neue Drummer lieferte dafรผr aber auch gut ab. Andy LaPlegua wusste wie er sein Publikum vom ersten Takt an zu packen hatte. Das war Party pur.

Im Hangar bei Spetsnaz kรผhlte sich meine Stimmung wieder ein wenig ab. Mich persรถnlich konnten die Schweden, wenngleich keine Unbekannten in der EBM-Szene, nicht รผberzeugen. Auch wenn sich Sรคnger Pontus Stรฅlberg wirklich Mรผhe gab, so schien der Funke nicht รผberzuspringen. So muss ich gestehen, mir deren Show nicht ganz angeschaut zu haben.

Stattdessen bin ich rรผber zu Joachim Witt, der vor kurzem sein neues Album mit dem Titel โ€žRรผbezahlโ€œ verรถffentlichte. Ich mag seine tendenziell ruhigere Art von Musik und finde seine stets trockenen eloquent-ungewรถhnlichen Zwischenbemerkungen durchaus unterhaltend. Fรผr den zweiten Song kam Chris Harms als รœberraschungsgast auf die Bรผhne. Und so wie Joachim Witt mit seiner Art polarisiert, polarisierte Chris Harms mit seinem Bรผhnenoutfit.

Subway to Sally kamen in einem Dรผster-Look auf die Bรผhne, mit Eric Fish im goldenen Glitzerkostรผm und Perรผcke als Kontrast. Dieses Outfit behielt er nur fรผr das erste Lied bei. Nach รผber 25 Jahren Bandgeschichte wusste die Band immer noch ihr Publikum abzuholen und mit in ihre Show einzubinden.

De/Vision waren eine meiner Favoriten des heutigen Tages. Interessanterweise war der Hangar wรคhrend ihrer Show nicht ganz so voll. Dies tat der Stimmung allerdings keinen Abbruch. Die Band lieferte ein recht gemischtes Set ab. Die Stimmung war grossartig und das Publikum war voll dabei und sang lauthals sogar einige Passagen mit. Dieser Gig war eines meiner persรถnlichen heutigen Hรถhepunkte.

Bei Suicide Commando gings dann wieder ordentlich zur Sache. Johan van Roy legte sich ordentlich ins Zeug und suchte stets die Nรคhe zum Publikum. Hier hatte ich das Gefรผhl, dass die Belgier diesmal ihre Visuals ein wenig massentauglicher gestaltet hatten. Auf extreme Darstellungen wurde diesmal verzichtet.

VNV Nation beendeten fast zeitgleich als Headliner das Festivalwochenende. Der in Hamburg lebende Ire, der bereits zu Zillo-Festival-Zeiten dort auftrat, stellte seine Party-Qualitรคten gleich von Anbeginn an unter Beweis. Von den vielen VNV Nation-Konzerten die ich bisher miterleben durfte, war dies definitiv eines der intensivsten.

Man konnte erkennen, dass er immer noch gerรผhrt von dem Zuspruch ist, den er vom Publikum erfรคhrt. So war er zum Ende seines Gigs auch den Trรคnen nahe und seine Stimme vibrierte leicht als er nach dem Song โ€žShine A Light On Meโ€œ, bei dem der Grossteil des Publikums ihre Taschenlampen in die Luft hielten โ€“ was wirklich sehr beeindruckend aussah โ€“ sichtlich bewegt Worte รผber seine Gefรผhle ans Publikum richtete: ยซDas war soโ€ฆ.das war so unglaublich schรถn. Thank You, thank you everybody. Thank you, thank you, thank youยป . Mit โ€žAll Our Sinsโ€œ in einer von mehreren Drums unterstรผtzten, recht bombastisch klingenden Version, beendete er pรผnktlich um 22:00 Uhr sein Set und zudem eines der fรผr mich schรถnsten Mโ€™era-Luna-Konzerte war Geschichte โ€“ so wie auch das, aus meiner Sicht gelungene Festival nun zuende war.


Die komplette Galerie unterteilt in einzelne Kรผnstler findet ihr hier: http://www.dietmar-grabs.de

Ich bin die kleine Schnatterschnute vom Dienst: bunt, glitzernd, voller verrรผckter Ideen. Wenn ich nicht gerade Interviews fรผhre, Beitrรคge verfasse oder versuche Wordpress davon zu รผberzeugen doch bitte nett mit mir zu sein, versuche ich die Welt ein bisschen besser und bunter zu machen.

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