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Review: Chvrches – Screen Violence

โ€žI don’t wanna say that I’m afraid to dieโ€œ. Was fรผr eine Zeile, um ein Album zu erรถffnen! Die Chvrches haben fรผr ihre vierte Platte einiges umgekrempelt. Und das ist ihnen ausnehmend gut gelungen. Aber keine Sorge, liebe Fans, das sind trotzdem noch die Chvrches, die wir lieben. Und darum heiรŸt es auch: Album des Monats!

Man muss es vielleicht so sagen: โ€žLove Is Deadโ€œ, der Vorgรคnger, war beileibe kein schlechtes Album. Aber auf lange Sicht doch schwรคcher als โ€žThe Bones Of What You Believeโ€œ und โ€žEvery Open Eyeโ€œ, mit vielleicht zu vielen Kompromissen hinsichtlich der Charttauglichkeit. Darum war der Rezensent auch skeptisch, als der erste Vorbote des neuen Albums – โ€žHe Said She Saidโ€œ – weiter in diese Richtung zu gehen drohte. Wir haben traditionell auch zu diesem Album wieder ein Interview mit der Band, dieses Mal durch Lauren Mayberry via Zoom vertreten, gefรผhrt (das ausfรผhrliche Gesprรคch kรถnnt ihr in Kรผrze bei uns lesen) und natรผrlich auch nach dieser Singleauswahl gefragt:

Lauren Mayberry: Die erste Single eines neuen Albums ist immer so eine Art Brรผcke โ€ฆ In einigen Punkten klingt es nach dem letzten Album, aber mit einem Twist. Vor allem inhaltlich, wo man hoffentlich merkt, oh fuck, sie machen nicht mehr den โ€žLove Is Deadโ€œ-Sonnenscheinpop.

Und schon mit der zweiten Single war alles wieder gut. Wie es zur Kooperation mit Mr. Robert Smith himself kam, lest ihr im Interview (hey, Clickbait kรถnnen wir auch) โ€“ aber was ist das einfach fรผr ein verdammt guter Song!

Damit war man sofort versรถhnt und ahnte auch, dass Mayberry und ihre beiden Jungs, Martin Doherty und Iain Cook, dieses Mal doch einiges anders gemacht haben. Zwei Drittel der Band in Los Angeles, ein Drittel im heimischen Glasgow, viele Videochats, keine teuren Fremdproduzenten, mehr Ecken und Kanten. Und Filmreferenzen, gerne auch gut versteckt. Zum Beispiel beim vertrรคumten โ€žCaliforniaโ€œ:

Lauren: Die Idee kam mir, nachdem ich โ€žThe Lost Boysโ€œ gesehen hatte. Der Text ist offensichtlich persรถnlich, รผber die Zeit, in der man nicht in der Lage ist, zu seinen geliebten Menschen zu gelangen. Aber auch ein Song รผber die guten und schlechten Seiten von Ambitionen. Du ziehst nach Kalifornien, dann kannst du aber nicht zu deiner Familie, und das ist dein Fehler. Und ich mag diese Bilder von Santa Carla, Kalifornien, diesem schรถnen Ort, wo man hinzieht und keiner erzรคhlt einem, dass man womรถglich von Vampiren getรถtet wird. [lacht]

Bissig, das trifft es generell gut, jedenfalls fรผr Chvrches-Verhรคltnisse. Da ist weniger heller Pop, dafรผr mehr Dรผsternis in Sound und Inhalt. Nur zehn Songs dieses Mal, und โ€“ von der ersten Single womรถglich abgesehen โ€“ kein Schwachpunkt auszumachen. So richtig brillant wird das Album รผbrigens in der Mitte โ€“ und am Ende. Auf dem umwerfenden โ€žViolent Delightsโ€œ klingt Lauren ungewohnt rau, das steht ihr sehr gut. Das Doppel aus dem herrlich wavigen โ€žFinal Girlโ€œ und der dann doch (im guten Sinne) megapoppigen Single โ€žGood Girlsโ€œ funktioniert bestens.

Im Schlussdrittel gibt es dann erst trรผgerische Schlaflieder (โ€žLullabiesโ€œ), dann โ€žNightmaresโ€œ (auf der Elm Street, erinnert euch an Freddy, Kids!), bevor schlieรŸlich mit โ€žBetter If You Don’tโ€œ der vielleicht banduntypischste Song das Finale krรถnt. Ein Lieblingssong.

Lauren: Hoffentlich hรถren sich die Leute die ganze Platte an!

depechemode.de: Hoffentlich! Denn der beste Song kommt am Ende.

Lauren: Ah, yeah! Ich freue mich, dass du das so siehst. Der gehรถrt definitiv auch zu meinen Lieblings-Chvrches-Songs. Martin und ich hatten Heimweh, als wir den gemacht haben. Fรผr mich ist das ein Song รผber Glasgow. Wir waren nicht in der Lage, nach Hause zu kommen seit Ende 2019. Also haben wir einen Song รผber Glasgow geschrieben, der nach Glasgow klingt.

Und ein Album, das nach Chvrches klingt โ€“ und doch anders ist.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4.5/5)

„Chvrches โ€“ Screen Violence“ bestellen:

http://chvrch.es

www.facebook.com/CHVRCHES

Thomas Bรคstlein

Thomas Bรคstlein schreibt (frรผher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 fรผr depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im รถffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

4 Kommentare

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  1. Das aktuelle Album jetzt finde ich klasse, ich habe damals am Anfang die TV Auftritte gesehen (das war ZDF Bauhaus) und die Entwicklung bis jetzt miterlebt. Ich finde in jedem Album gute Stรผcke.

  2. Das Album ist durchaus toll produziert, hat viele schรถne Radio taugliche Popsongs die keinem wehtun… aber irgendwie klingt alles auch belanglos, die Songs bleiben nicht hรคngen wenn man das Album durchgehรถrt hat. Hatte das Debรผt-Album noch Songs wie The Mother We Share, We Sink, Recover das zweite Album Leave A Trace, Clearest Blue und ihr drittes Miracle, My Enemy und Get Out fehlen hier irgendwie die Highlights, selbst das Duett mit Robert Smith finde ich nur mittelmรครŸig. Einziger Song der etwas heraus sticht ist das mit waviger Gitarre gespielte Violent Delights.

  3. Ich finde Chvrches echt gut. Ein Fan wie bei DM bin ich zwar nicht, besitze aber dennoch alle bisherigen Alben. Also auch dieses gekauft. Aber …
    Sorry, ich werde mit dem Album nicht warm. Bis auf „How Not To Drown“ mit Robert Smith finde ich die Songs schrecklich. Nichts fรผr mich dabei. Ich bin also von dem Album enttรคuscht.

  4. Tolles Album… wie schon beim letzten Album, ist eigentlich jeder Song ein Favorit.
    Auf dem aktuellem Album sind 10 Top Pop Songs drauf. Daumen hoch! ;-)

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