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Am Valentinstag im Stadtbad

Bericht vom fünften E- Only Festival in Leipzig

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Leipzig, Valentinstag. Was macht man da? Entweder man geht mit seiner Liebsten essen, guckt sich romantisch die Sterne an, lässt sich von ihr zu „50 Shades of Grey“ ins Kino zerren oder als Romantikmuffel macht man etwas, was wirklich Spaß macht. Das wäre in diesem Fall dann wohl auf ein oder mehrere Konzerte gehen. Da ich nun weder eine Liebste, noch einen Liebsten habe und mir Valentinstag reichlich zu kitschig ist, habe ich mich natürlich für die Spaßvariante entschieden und mich ins Leipziger Stadtbad bewegt.

VERSUS
Wer verbirgt sich hinter der Band aus Monestirea? Richtig, André Steinigen (den wir hier übrigens charmant interviewt haben). Natürlich stand selbiger nicht allein auf der Bühne, sondern wurde von Roman Forner, eXzess D und zwei reizenden Damen von der Team Ahoi-Garde unterstützt. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten und gedanklichem Beschimpfen der Technik, gab es für André sogar noch ein nettes Fanplakat, welches ihn aufforderte sich doch auszuziehen, wenn er schon mal da sei. Zumindest einem Teil seiner Oberbekleidung entledigte sich der Dresdner und lieferte barfuß Synthiepop vom Feinsten ab. Warum nun gerade diese Band das Festival eröffnen musste, ist mir ein Rätsel. Warum sie bisher noch relativ unbekannt ist auch. Fakt ist: Der Teil des Publikums, der es trotz der zeitigen Spielzeit von 17.40 Uhr schon in das Stadtbad geschafft hatte, wurde nicht enttäuscht und bekam ordentliche Unterhaltung geboten. Wem die Musik nicht schön genug war, der konnte sich an den zwei bezaubernden Garde-Ladies ergötzen, die Wodka Ahoi im Publikum verteilten. Von so viel Spaß auf der Bühne haben und dann noch Spaß im Publikum verteilen, sollten sich einige Bands des Genres bitte etwas abschneiden. Ich habe selten Bands erlebt, die trotz der kleinen Szene so nah am Publikum sind und einen absoluten Sympathiefaktor haben.

SYNTEC
Nach kurzer Umbauzeit kamen dann SYNTEC auf die Bühne. Die klassische Synthieband im Anzug. Naja fast. Toby Hartwig hatte nämlich auf die klassische schwarze Variante verzichtet und stattdessen einen in auffälligem rot an. Lob an ihn in puncto Styling. Da es hier wohl aber weniger um Stylingpunkte als um Performance geht, sollten wir auch damit weitermachen. Ich habe auch Tage danach noch den Refrain von „Angel“ im Kopf, danke dafür. Das versüßt mir wirklich zwischendurch schon den Alltag. SYNTEC waren lange weg, wo sie waren, muss an anderer Stelle ergründet werden, aber es ist gut, dass sie zurück sind. Professionell, souverän und mit guten Melodien dürfen sie bitte öfter in der kommenden Festivalsaison anzutreffen sein. Ein guter Freund von mir bezeichnete sie sogar als „beste Band des Abends“. Abschließend sei zu sagen, dass es wirklich Spaß gemacht hat sich die Band anzusehen und sie auch nach Jahren der Bühnenabstinenz einfach super funktionieren. Noch dazu hatten sich die Berliner „prominente Unterstützung“ auf die Bühne geholt und performten gemeinsam mit Dennis Schober von SOLITARY EXPERIMENTS einen ihrer Titel.

DANCE OR DIE
Die Oldschoolzeit in Leipzig war angebrochen. Neben dem wirklich gruseligen Sänger (aber ich glaube, das muss bei der Art Musik so sein) tummelten sich noch zwei Keyboarder auf der Bühne, einer von ihnen Chris L. von Agonoize, der ausnahmsweise mal nicht wie gewohnt mit Kunstblut rumspritzte. Wenn ich nicht so irritiert von diesem singenden Wesen vor mir mit den weit aufgerissenen Augen gewesen wäre, hätte ich die Musik wohl mehr genießen können. So ein bisschen Oldschool Electro ist ja nichts Schlechtes. Untermalt wurde das Ganze durch Videos, in schwarz-weiß gehalten und natürlich das gruselige Gesamtkonzept unterstützend. Musikalisch war es nett, die Technik hat mitgespielt, aber wirklich umgehauen hat mich das Ganze nicht. Ich kann nicht genau sagen, was mir bei DANCE OR DIE so richtig gefehlt hat, vielleicht war es nur die statische Bühnenperformance, die mich davon abhält in purer Begeisterung gedanklich noch einmal Beifall zu klatschen. Ich glaube aber, einige haben sich an dem Abend sehr gefreut, diese Band wieder einmal live sehen zu dürfen und schon allein dafür – also für die Fähigkeit das Publikum nur mit der erfreuen zu können – ziehe ich meinen Hut.

SOLAR FAKE
Kommen wir nun zu der Stimmungsband des Abends. Sven Friedrich, der Schwarm des Damenpublikums, und André Feller boten Herzschmerz-Musik vom Feinsten. Die Musik ist mir zu kitschig und herzschmerzig und am allermeisten nerven die dahinschmelzenden Damen, die schmachtend in Richtung Bühne blicken und immer wieder „Ausziehen!“ rufen. Davon mal abgesehen muss man SOLAR FAKE lassen, dass sie eine mega Show bieten und es schaffen, ohne große Mittel und mit purer Anwesenheit einen kompletten Saal zum Klatschen zu bringen. Männer und mich mit eingeschlossen. Man kann sich dem Ganzen nicht verwehren und macht einfach mit. Ich kann die Damenwelt ja verstehen, wenn sie Sven so anhimmeln und ich verstehe auch, warum die Band so erfolgreich ist. Auch wenn ich die Klänge eher für Hintergrundmusik halte, möchte ich der Band Respekt aussprechen, weil Sven nicht nur eine wirklich schöne Stimme hat, sondern das Gesamtkonzept in dem Genre – ich möchte es mal Darkwave-Synthie nennen – einfach passt. Wann auch immer SOLAR FAKE spielt, es herrscht das, was ich „Konzertstimmung“ nenne: Feiernde, mitsingende, mitklatschende Fans und das muss man den beiden erst einmal nachmachen.

IN STRICT CONFIDENCE
Mit einem Vintage Set kann man ja bekanntlich immer punkten und so hat das auch bei IN STRICT CONFIDENCE funktioniert. Der eine oder andere wird sicherlich die hübsche Dame an der Gitarre –Haydee Sparks- vermisst haben. Statt hübscher Frau auf der Bühne, gab es nämlich nur Songs, die älter als 10 Jahre waren und die bezaubernd-rauchige Stimme von Dennis Ostermann. Ich habe wirklich einige Damen im Publikum dahinschmelzen sehen, weil er eben eine so schöne und einzigartige Stimme hat. Großes Plus bei einem Vintage Set ist natürlich immer, dass dann keiner meckern kann, weil zu wenig alte Songs gespielt wurden oder doch mal wieder Song xyz herausgeholt werden sollte. Sehr gut, so was dann an Valentinstag rauszuholen und den ohnehin schon speziellen Tag für alle noch ein bisschen spezieller zu machen. Das nächste Mal sollte vielleicht nur die zauberhafte Haydee Sparks wieder eingepackt werden, damit dann auch die letzten Meckerer verstummen. Der beste Moment während des Konzerts von IN STRICT CONFIDENCE war die Darbietung von „Zauberschloss“, ein Lied, dass seit so vielen Jahren auf keinem ihrer Konzerte fehlen darf.

[:SITD:]
Eine der Bands auf die ich mich maximal an diesem Abend gefreut habe, war wohl [:SITD:]. Warum? Ich habe sie noch nie live gesehen und das Album „Dunkelziffer“ aus den vergangenen Jahr habe ich wirklich für sehr gut befunden. Musikalisch super. Gesang von Carsten Jacek wie auf dem Album. Aber sein auf der Bühne Hin- und Her-Rennen wie ein Tiger im Käfig, der nicht weiß, wo er hin soll, machte es anstrengend auf die Bühne zu schauen. Und ich muss zugeben, dass Tom Lesczenski eine tolle Stimme hat und ich mir gerne noch ein oder zwei Songs mehr von ihm gewünscht hätte, aber das ist wohl wie immer Geschmackssache. Es wurden einige Songs aus dem aktuellen Album gespielt, darunter auch „Dunkelziffer“ und „Kreuzgang“. Die Stimmung hinter mir war ausgelassen. Ein Hardcore-Fan hielt es für nötig mich fast zu zerquetschen nur um Carsten die Hand entgegen zu strecken, also kam dann auch das lang erwartete Electro-Konzert-Zerquetsch-Gefühl auf. Ich hatte es schon vermisst, geschubst und gedrängelt zu werden. Am Ende bekam der Schubsfan dann seinen Händedruck und war zufrieden. Ende gut, alles gut.

COVENANT
Erwähnte ich, Eskils Stimme zu lieben? Mit Sicherheit habe ich das schon gefühlte hundert Mal getan und die Band ähnlich oft gesehen. Ich habe mich wirklich gefreut COVENANT zu sehen. Die Band ist nicht nur wegen Eskils Stimme nicht mehr wegzudenken, sondern auch wegen ihrer Konzerte auf denen immer eine gute Stimmung aufkommt. Umso enttäuschender war dann die Darbietung an diesem Abend. Natürlich herrschte in den 15 Reihen hinter mir eine ausgelassene Feierstimmung, weil man sich auf die Band freute. Natürlich wurde wieder gewettet, ob Eskil diesmal „Leiermann“ ohne größere Patzer hinbekommt oder ob er wieder den Text vergessen wird. Und genau da sind wir schon beim Thema: Textunsicherheit. Selbige zog sich leider fast durch das komplette Konzert an diesem Abend. Insgesamt drei Lieder wurden fehlerfrei dargeboten. Was ich anfangs noch für einen Technikpatzer hielt und vielleicht auf die späte „Startzeit“ schieben wollte, änderte sich leider nicht zu einem Besseren, denn oftmals verpasste Eskil Simonsson auch seinen Einsatz. Seine Bandkollegen schienen ebenfalls reichlich irritiert. Die Band kann das besser. Definitiv. Und so reiht sich dieser Auftritt für mich nach den vorangegangenen guten Darbietungen der anderen Künstler auf die Liste mit den „enttäuschenden Konzerterlebnissen“ ein.

Abschließend bleibt zu sagen, dass das Leipziger Stadtbad eine einzigartige und wunderschöne Location ist. Auch der Einlass fand zur angegebenen Zeit statt, was nicht immer so ist. Neben Merchständen, gab es natürlich auch Möglichkeiten sich mit Essen zu versorgen. Vielleicht sollte im nächsten Jahr auch an die vegetarisch und vegan lebenden Mitbürger gedacht werden, aber das sind organisatorische Kleinigkeiten, denen ich hier nicht zu viel beimessen möchte. Abgesehen von einer enttäuschenden Perfomance bei so einer großen Bandauswahl, war es eine gut organisierte und strukturierte Veranstaltung. Bisher für das E- Only Festival im Jahr 2016 bestätigt sind SUICIDE COMMANDO mit einer Vintage Show und ABSOLUTE BODY CONTROL.

Weitere Festivalbilder findet ihr unter http://black-cat-net.de/galerie/musiklive/festivals/1465-live-e-only-festival-leipzig-14-02-2015.

Veranstaltungsinformationen gibt es hier http://e-only-festival.de/

Josie Leopold

Ich bin die kleine Schnatterschnute vom Dienst: bunt, glitzernd, voller verrückter Ideen. Wenn ich nicht gerade Interviews führe, Beiträge verfasse oder versuche Wordpress davon zu überzeugen doch bitte nett mit mir zu sein, versuche ich die Welt ein bisschen besser und bunter zu machen.

1 Kommentar

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  1. *lol*

    Verwundert das jemand mit Covenenant? Je später die Truppe auftritt, je höher ist der Wodkaverbrauch im Vorfeld. Eskil vergisst manchmal wer ihn eigentlich finanziert….

Kommentare sind geschlossen.

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