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Querbeats – Roundup Mai/Juni 2023

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Der Sommer kommt auch immer früher. Und mit ihm das berüchtigte Sommerloch. Was bedeutet, dass wir unseren musikalischen Rundumschlag hier gleich über je zwei Monate erstrecken können. Dieses Mal am Start: Alison Goldfrapp, IAMX, James Ellis Ford, Sparks, Protomartyr, Soft Kill, Christine And The Queens und Django Django.

Albumcover von Alison Goldfrapp: The Love Invention

Alison Goldfrapp goes solo. Wie gut „The Love Invention“, ihre lockere Tanzplatte, geworden ist, könnt ihr hier nachlesen. Und unser Interview mit der Künstlerin findet sich hier.

Chris Corner war in der jüngeren Vergangenheit sehr produktiv, was die Veröffentlichungsmenge angeht. Ein „richtiges“ Album von IAMX – also eines mit echten Songs und so – war aber zwischen all den Experimenten, anderen Projekten, Akustik- und Livesachen auch langsam mal wieder wünschenswert. Das gab es nun endlich mit „Fault Lines¹“. Und es geriet zwar mit acht Tracks in einer reichlichen halben Stunde etwas kurz, aber dafür konzentriert, erhofft düsterelektronisch und gut. Teil 2 folgt (hoffentlich) bald.

Nicht vom zweiten Vornamen täuschen lassen, liebe Freunde, das ist schon „unser“ James Ellis Ford hier. Den wir Depeche-Mode-Fans für seine gelungene Produzententätigkeit bei den letzten beiden Alben unserer Lieblinge schätzen. Der aber natürlich auch für viele andere Künstler ein gefragter Ansprechpartner ist, von den Arctic Monkeys bis zu den Pet Shop Boys. Und der auch selbst Musik macht, jetzt auch solo. Auf „The Hum“ schert Ford sich wenig um Popmusik und klassische Songstrukturen, stattdessen experimentiert er entspannt zwischen Ambient und Krautrock auf den Spuren von Brian Eno und anderen umher.

Die Gebrüder Mael haben mittlerweile die 150 überschritten. Also Lebensjahre, zusammengerechnet. Ihre Karriere als Sparks hat auch bereits stolze Jubiläen – über 50 Jahre, über 25 Alben – erreicht. Doch die beiden machen unermüdlich und vor allem ohne musikalische Abnutzungserscheinungen weiter. Auch „The Girl Is Crying in Her Latte“ (Unbedingt das Video zum Titelsong mit Cate Blanchett ansehen!) reiht sich mühelos in die Diskografie der Artpopper ein und erzählt ein reichliches Dutzend neuer skurriler bis aberwitziger Geschichten.

Die Welle starker Post-Punk-Platten reißt nicht ab. Der Großteil kommt aus Großbritannien und Irland – aber auch drüben in Amerika gibt es Nachschub. Die Detroiter von Protomartyr lassen auf ihrem sechsten Album nicht nach und gehen auf „Formal Growth in the Desert“ auf Tuchfühlung mit der Seele des Hörers. Dabei sollte man aber nicht unterschätzen, dass sich hinter dem zunächst monoton wirkenden Sprechgesang auch hartnäckige Melodien verstecken.

Tobias Grave und seine Band Soft Kill sind in den 20er-Jahren auch sehr produktiv unterwegs. Man könnte da bei oberflächlicher Zählung auf sechs Alben kommen. Allerdings besteht die Hälfte aus Demos und Liveaufnahmen. „Metta World Peace“ ist hingegen eine „reguläre“ Platte, wenn auch eine recht kurze. Dabei hätte man durchaus gern mehr so fantastische Post-Punk-Songs wie „Trouble“ oder 80er-Synthiepop wie „Molly“ gehört.

Große Künstler mit überlangen Konzeptwerken, Teil 1. Grande musikalisches Drama kann Chris ja, das war schon bekannt. Auf dem neuen Opus von Christine And The Queens heißt es nun „Paranoïa, Angels, True Love“ – und mit 20 Songs auf über anderthalb Stunden ist das alles vielleicht ein bisschen zu viel des Guten. Die drei Teile darf man auch als Akte eines Theaterstücks sehen, allerdings ist der rote Faden mitunter schwer zu finden. Macht aber nur bedingt etwas, denn starke Songs hat es trotzdem reichlich – und Chris‘ Gesangsperformance gehört zum Besten, was man in diesem Jahr im Pop zu hören bekam.

Große Künstler mit überlangen Konzeptwerken, Teil 2. Auch das schottisch-nordirisch-englische Quartett von Django Django hat es 2023 etwas übertrieben. „Off Planet“ ist weniger ein Album als eine Sammlung von vier EPs. Auf den 16 Tracks probieren die vier nun so ziemlich alle Stile aus, derer sie habhaft werden können. Als Band treten sie bei der Vielzahl der Sounds und Mikrofongäste leider zu stark in den Hintergrund. Trotzdem haben sie natürlich viel zu viel Talent, um richtig zu enttäuschen, man sollte sich nur halt besser seine eigene Acht-bis-zwölf-Track-Version dieser Platte basteln.

„Alison Goldfrapp, Sparks oder andere dieser Alben“ kaufen:

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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