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Interview mit Dennis Schober “ Das muss man unter ‚Lernprozess‘ abhaken können.“

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Heute in der Interviewfraktion: Dennis Schober von SOLITARY EXPERIMENTS! Wir haben uns den sympathischen, tiefentspannten und wirklich bodenständigen Sänger einer der bekanntesten Electrobands geschnappt und ihm Aussagen zu geplanten Veröffentlichungen in diesem Jahr, Nervosität vor Konzerten und seine Meinung zum Thema „Supportbands“ entlockt. Aber lest selbst!

Hallo Dennis, wie geht es dir?
Momentan fühle ich mich ganz entspannt. Das alte Jahr liegt hinter uns und verlief zudem sehr zu unserer Zufriedenheit. Jetzt können wir also wieder durchstarten und uns neuen Herausforderungen widmen.

Das klingt doch sehr nach Tatendrang für 2015, dabei liegt das alte Jahr liegt noch gar nicht so lange zurück. Was waren denn deine Highlights im Jahr 2014 im privaten und musikalischen Bereich?
Worauf spielst du an?

Eigentlich auf gar nichts. Es interessiert mich nur.
Es gab so einige Highlights in 2014 – sowohl musikalisch, als auch privat. Es standen ja gleich zwei Jubiläen auf dem Programm. Zum einen unser 20. Band-Jubiläum mit der großen Feier in Berlin im Oktober und zum anderen auch mein 40. Geburtstag, den ich einfach mit dem Festival zusammengelegt habe. Dazu habe ich mir mit dem Gothic-meets-Klassik-Auftritt im Gewandhaus Leipzig noch selbst das größte Geschenk gemacht und mir so einen Traum erfüllt.

Wo wir gerade bei Feiern und Jubiläen sind: Ihr habt ja zur Jubiläumsparty in Berlin ziemlich viele Bands eingeladen mit euch zu feiern. Wie kam es denn zu dieser Bandauswahl und wie verlief die Organisation? War das anstrengend oder eher entspannt?
Wir feiern eigentlich regelmäßig seit dem 10. Jubiläum alle 5 Jahre in Berlin, weil uns das riesigen Spaß macht und auch den Fans sehr gut gefällt. Die befreundeten Support-Bands werden immer von mir ausgesucht und dabei zählt nicht nur, dass es musikalisch passt sondern auch zwischenmenschlich ein besonderes Verhältnis zu dem Künstler oder der jeweiligen Band gibt. Das Ganze ist ja eine Art Familientreffen geworden, wo man Freunde, Kollegen, Geschäftspartner und Fans trifft.

Das klingt nun wirklich nach einer Menge Spaß.
Ist es auch.Am besten ist es, wenn man dazu einlädt und tatsächlich alle kommen, egal wie weit die Anreise ist!
Thema Selbstkritik: Was hätte besser laufen können an dem Abend?
Ganz ehrlich, es war mit ganz kleinen Ausnahmen wirklich alles perfekt und wir waren damit mehr als glücklich. Dies haben wir vielen Helfern zu verdanken, ohne die sowas nicht umsetzbar wäre. Man muss dazu sagen, dass wir wirklich vieles selbst organisieren und ungern anderen überlassen, so liegt die Entscheidung wo, wann und wie es stattfindet in unserer Hand. Jedoch, wollten wir diesmal noch eins draufsetzen und haben uns einen Partner gesucht, der uns dabei zu vollster Zufriedenheit unterstützt hat. Es handelt sich hierbei übrigens um den Veranstalter des GMK, welch Zufall. (lacht)

Nun wollen wir ja nicht die ganze Zeit in Erinnerungen schwelgen, was gibt es für Pläne für das Jahr 2015? Neues Album, neue Single, vielleicht sogar eine ganz andere Überraschung?
Nun ja, wir sind nicht so die Prahler und geben ungern Pläne der Öffentlichkeit preis bevor sie nicht in Sack und Tüten sind. Wir arbeiten im Moment aber an einer Jubiläums-Box, welche schon letztes Jahr hätte erscheinen sollen. Hierfür sammeln wir gerade Material und sichten unser Archiv, schließlich soll es einen Querschnitt der Bandgeschichte präsentieren. Wir werden erstmalig unser Demotape „Risque De Choc Electrique“ von 1996 veröffentlichen, sowie eine Best-Of Remixed Compilation mit Beiträgen nicht unbekannten Szene-Acts, die uns musikalisch beeinflusst haben. Zudem wird es eine besondere CD geben, die unsere Songs durchweg als Symphonie Versionen enthält und dazu noch eine DVD mit Highlights von Konzerteindrücken vergangener Jahre. Also mehr eine wirkliche Fanveröffentlichung, dafür aber randvoll mit Kuriosem und Raritäten und natürlich strikt limitiert!

Ihr seid ja fleißig! Mir steht grad echt der Mund offen bei so vielen Release-Plänen. Es ist wirklich schön zu sehen, dass ihr so fanorientiert seid. SOLITARY EXPERIMENTS gibt es ja nicht erst seit Vorgestern und du stehst jetzt seit einer gefühlten Ewigkeit auf der Bühne. Technisch gehörst du ja fast zum Szeneinventar, was war denn in all den Jahren dein schönster Moment?
Ich denke, es gibt keinen besonderen Moment in dem Sinne. Wir haben mit den Jahren einiges erlebt, viel gesehen und sind weit rumgekommen. Am schönsten war eigentlich immer der Blick in ein zufriedenes und dankbares Publikum für uns, weil es den ganzen Aufwand entschädigt und die Sache immer noch wert für uns macht.

Bist du eigentlich nach so langer Zeit noch nervös vor einem Konzert oder ist das alles ein Selbstläufer?
Oha, deine Fragen sind echt interessant. (lacht) Ganz ehrlich? Es sieht zwar routiniert aus aber ich bin bis heute vor jedem Konzert extrem angespannt, frag mal meinen Kollegen. Man lernt aber mit der Zeit die Nervosität zu überspielen, das ist aber kein Garant dafür, dass nicht doch etwas schief geht. Wir nehmen es aber locker, denn das wirkt auch symphytischer als eine perfekt einstudierte Show.

Natürlich bekommst du hier interessante Fragen (lacht). Und es kommen noch viel mehr davon. Wie kann man sich Songwriting bei SOLITARY EXPERIMENTS vorstellen und woher kommen die Inspirationen für Musik und Texte?
Da kann ich nur für mich als Texter sprechen, denn Michael ist der Komponist. Ich denke aber es ist -und daher der Name- bis heute ein Experiment mit elektronischer Klangerzeugung für uns. Wir sind beide keine gelernten Musiker, sondern Autodidakten und wir lernen immer noch dazu. Auf jeden Fall bekomme ich von Micha den bereits fertigen Song und darauf aufbauend schreibe ich dann einen passenden Text. Hierbei sind das Leben in all seinen Facetten und das, was ich täglich selbst erlebe oder mir durch Medien suggeriert wird wohl die größte Inspirationsquelle.

Jetzt darfst du mal aus der Bandgeschichtenkiste plaudern: Was war der prägendste Moment in dieser und warum?
Hm, nicht einfach zu beantworten nach einer solchen Zeit. Ich denke wirklich prägend war sicher unser erster Plattenvertrag, denn ab dort wussten wir oder dachten zumindest, dass es ein Interesse an unserem Schaffen gibt und von nun an geht es mit der Musik Berg auf… Es stellte sich jedoch als Reinfall heraus, denn wir waren viel zu naiv und haben zu oft geglaubt, was uns versprochen wurde. Daher sind wir auch nie über Nacht bekannt geworden, sondern mussten uns unseren Weg des Erfolgs Stück für Stück selbst erkämpfen. Das macht uns im Nachhinein heute sehr stolz auch ohne große Hilfe etwas erreicht zu haben. Ich glaube im Musikbusiness ist es wie in jedem Geschäft: Es gehört dazu auch mal auf die Nase zu fallen, sich zu ärgern und unglücklicherweise gehört es auch dazu, dass sich einige Entscheidungen später als zu naiv herausstellen. Ich glaube, das muss man unter „Lernprozess“ abhaken können.

Hast du jemals darüber nachgedacht mit Musik machen aufzuhören oder an dem gezweifelt was du machst?
Eigentlich nie, zu allererst macht man das ja auch für sich selbst und es dient als Ventil für den Alltag. Zudem macht es ja auch Spaß und es ist keine Arbeit, sondern seither ein Hobby oder vielmehr eine Leidenschaft. Wie formulierte es doch Nietzsche so schön: Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum! (lacht)

Da hat der gute Herr Nietzsche aber wirklich recht mit seiner Aussage. Mit wem würdest du gerne mal zusammen arbeiten?
Oha, da fallen mir sofort ein paar Namen zu ein. Kooperationen sind nämliche eine Passion von mir und sowas ist immer total spannend, haben wir ja mit der Compendium Compilation-Reihe bereits zwei Mal verdeutlicht. Musikalisch finde ich definitiv etwas mit Neuroticfish, Seabound oder [:SITD:] – ich hoffe sie lesen mit – total spannend. Micha würde sicher gerne mal was mit The Birthday Massacre oder Lacuna Coil machen, er steht nämlich heimlich auf Mädchenstimmen. Als Gastgesang käme für mich sofort Peter Heppner, Marcus Meyn oder Mark Hockings in Frage, ich mag prägnante Stimmen mit sofortigem Wiedererkennungswert.

Sollte es jetzt Rückmeldungen bezüglich einer Zusammenarbeit von einer der genannten Wunschpersonen geben, sag mir mal Bescheid. Vielleicht entwickeln wir hier ja gerade sowas wie eine Musikerkontaktböse (lacht). Mal abgesehen von musikalischer Zusammenarbeit: Was ist dein größter Wunsch?
Glück und Gesundheit bis ins hohe Alter für meine Familie und mich, mehr bedarf es nicht!

Das klingt sehr bescheiden. Wenn du so auf dein Leben zurückblickst, würdest du vieles ändern wollen oder bist du ganz zufrieden?
Ich denke, es geht mir ganz gut und ich wollte auch nie etwas geschenkt bekommen. Ich finde, man muss im Leben auch Erfahrungen sammeln und sich seine Ziele erarbeiten. Nur so lernt man den Wert der Dinge schätzen. Ich bin froh eine solche Erziehung genossen zu haben. Man sollte glücklich sein mit dem was man hat und das Unerreichbare nicht beklagen.

Du gibst so unsagbar bescheidene und lebenszufriedene Antworten. Womit kann man dich wirklich zum Lachen bringen und womit dir komplett die Laune verhageln?
Also ich habe viel Humor und lache gerne und bin auch für jeden Spaß zu haben. Wenn etwas lustig ist, bin ich schnell zu begeistern und so was endet auch oft in einem Lachflash. Es sollte aber nie unter die Gürtellinie gehen oder zum Gespött anderer sein, da vergeht mir dann die Laune. Mit mir kann man auch über alles reden, nur hinter dem Rücken oder ohne Eier und Rückgrat geht gar nicht. Dann lieber alles frei ins Gesicht, sonst wird es ungemütlich. Ich bin sehr rechthaberisch und das führt schnell zu Stress, besonders wenn man mir etwas weiß machen will…

Ich bin ja vor dem ersten Kaffee am Morgen nicht zu genießen und der Morgen gehört wirklich nicht gerade mir. Bist du eigentlich ein Morgenmuffel oder schon gleich nach dem Aufstehen der sympathische Typ von der Electroband? Und vor allem: Wie machst du das, dass du immer so tiefenentspannt wirkst?
Danke für das Kompliment! Ich bin jedoch eher der Morgenmuffel und bekomme vor dem Frühstück, welches neben Kaffee ganz wichtig für mich ist, keinen Ton raus. Sympathisch wirke ich generell danach und vorausgesetzt, der Schlaf war ausreichend. (lacht) Das mit der Entspannung, muss am Alter oder der Erfahrung liegen. Ist aber definitiv nur Fassade, ich bin immer angespannt und impulsiv.

Genug privat geplaudert und zurück zur Musik: Wo würdest du gerne mal ein Konzertspielen und wer wäre dein Wunsch-Support?
Da gibt es sicher viele Orte, alleine die, welche wir noch nie bereist haben. Natürlich würden wir gerne mal in einem Stadion oder dergleichen spielen, aber dafür bedarf es noch sehr viel Öffentlichkeitsarbeit (lacht). Auf dem Weg dahin wären wir nicht abgeneigt in einer Location, wie beispielsweise der Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz aufzutreten. So eine Burg oder Festung als Outdoor-Veranstaltung oder in einer Kasematte oder einem Bergwerk kämen da auch in Frage. Der Support müsste natürlich musikalisch passen, wir würden bei Bedarf aber auch gerne selbst der Support sein.

Wo wir gerade bei Supportbands sind: In den letzten Jahren ist mir aufgefallen, dass bei Konzerten immer zwischen 2 und 3 „Vorbands“ sind. Vor ca. 7 Jahren war das noch nicht so. Wie erklärst du dir das und ist das in deinen Augen eine guter oder eine weniger gute Sache?
Ganz einfach, das ist ein simples Konzept der Veranstalter. Heutzutage gibt es ein zu großes Angebot an Konzerten und die Zuschauer bleiben wegen der enormen Kosten fern. Mit zusätzlichen minderbekannten Bands, die im Ticketpreis enthalten sind versucht man die Leute anzulocken. Ich finde das nicht schlimm, zumal so auch der Support die Möglichkeit hat ein weiteres Publikum zu erreichen und der Gast bekommt mehr für sein Geld geboten. Schade nur, dass manche Leute erst erscheinen, wenn die Vorband bereits gespielt hat. Das ist in meinen Augen unhöflich, denn jeder verdient eine Chance gehört zu werden.

Was war das letzte Konzert, was du als Zuschauer besucht hast? Und hat es dir gefallen?
Da muss ich mich outen, es war wortwörtlich eine Premiere! Man glaubt es kaum, aber ich habe dieses Jahr zum ersten Mal ein Kraftwerk Konzert besucht. Es ergab sich in der Vergangenheit nie die Möglichkeit dafür beziehungsweise andere Bands waren mir halt wichtiger. Dafür war ich umso mehr vom Sound begeistert und bin froh, dass ich es gleich zweimal gemacht habe. Frei nach dem Motto: Besser spät, als nie!

Dennis, jetzt bin ich schon ein bisschen neidisch. Ich hab es nämlich nicht geschafft, mir KRAFTWERK anzugucken. SOLITARY EXPERIMENTS sind auf dem E-Tropolis in Oberhausen und beim e-Werk Ost am Tag darauf vertreten. Klingt nach Stress, oder? Auf welches der beiden Konzerte freust du dich mehr?
Stress sind wir gewohnt und mittlerweile Meister im Umgang damit. Wir freuen uns schon sehr auf die Doppelshow im Ruhrpott und in Sachsen, wird sicher fett bei dem Line-Up. Oberhausen wird mehr rocken, da wir in NRW unglaublich viele Fans haben und Dresden wird spannend, da wir noch nicht im Eventwerk waren. Somit freuen wir uns logisch auf Beides!

Überraschung: Wir sehen uns bei beiden Veranstaltungen!
Nicht schlecht.

Finde ich auch. Zum Abschluss musst du mir noch verraten, wen ich denn nach deinem Wunsch interviewen soll. Das ist ja jetzt immer meine Abschlussfrage.
Lass mich überlegen… Ich schlage Olaf Reimers von TYSKE LUDDER vor.

Weitere Bandinfos gibt es hier:
https://www.facebook.com/solitaryexperiments

https://www.solitaryexperiments.com

https://www.solitaryexperiments.de

Josie Leopold

Ich bin die kleine Schnatterschnute vom Dienst: bunt, glitzernd, voller verrückter Ideen. Wenn ich nicht gerade Interviews führe, Beiträge verfasse oder versuche Wordpress davon zu überzeugen doch bitte nett mit mir zu sein, versuche ich die Welt ein bisschen besser und bunter zu machen.

5 Kommentare

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  1. Musik ist so vielseitig und genau so sind die Geschmäcker !!! Vergleiche zu ziehen zwischen DM und SE steht nicht im Verhältnis !!! Keiner ist gezwungen die Musik von SE zuhören. Worte wie Stumpf und Elend sind unangemessen !!!!

  2. Bekannte Band

    Wird als „eine der bekantesten Electrobands“ betitelt. Hä??? In welchem Universum?

  3. Die Musik von Solitary Experiments ist so stumpfer Schablonen-Dance – was für ein Elend.
    Gut, dass DM nicht solche Bands als Vorgruppen nimmt.

    Kein Wunder, dass es sich in dem langen Interview dann auch kaum um Musik dreht, denn dazu gibt es nicht viel zu sagen.

    • Geniale Band

      Alle letzten Alben von SE waren super.Wann haben Depeche Mode ihr letztes gutes Album rausgebracht??? 1997?

    • ein gutes album von depeche mode, gemessen am standart von dm wäre immer noch ein brilliantes album für jeden anderen künstler. also delta machine war/ist ein gutes Album.

Kommentare sind geschlossen.

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