Auch in diesem Jahr werden wir euch wieder mit tรคglichen Reviews durch die Weihnachtszeit bringen, dabei noch die eine oder andere spannende Platte nachreichen und auf das ablaufende Jahr zurรผckblicken. Zum Auftakt aber gibt es gleich mal ein neues Album des Monats:
Wer die aktuelle Tour von VNV Nation besucht hat (oder voriges Jahr bei OMD war), dem mag der Support aufgefallen sein, wahrscheinlich sogar angenehm. Eine Band aus Kรถln fรผgt dem Katalog des nebligen Postpunk ein gelungenes Debรผtalbum hinzu.
Patrick Blรผmel (Gesang), Sebastian Heer (Schlagzeug), Marius Lansing (Gitarre), Pilo Lenger (Synthesizer) und Bennett Reimann (Bass) haben sich nach ihrer Debรผt-EP von 2016 โ von der es immerhin drei Stรผcke auch aufs Album geschafft haben โ Unterstรผtzung von Maurizio Baggio geholt. Der ist nicht etwa ein ehemaliger Fuรballstar (jedenfalls nicht, dass wir wรผssten), sondern ein wesentlicher Baustein des hochgeschรคtzten Sounds von The Soft Moon โ und nun eben auch von Holygram.
The Soft Moon sind auch ein guter Hinweis darauf, wie Holygram klingen. Aber es gibt noch mehr Ansatzpunkte, denn die Band mรถchte sich gar nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen. Es spielen auch New Wave, Shoegaze und sogar Krautrock mit hinein, insofern dรผrfen natรผrlich die Namen New Order, Joy Division oder auch The Cure fallen, bei aktuelleren Bands kommen einem The KVB, Cold Cave und die wunderbaren Lea Porcelain in den Sinn.
Aber Holygram haben ihren eigenen Charakter, das soll betont werden. Sie wissen, wie man im Nebelhall verlorene Groรstadtseelengedanken vertont (und bebildert, das Artwork sei ausdrรผcklich gelobt). Und sie kรถnnen gute Songs schreiben, das ist immer noch der Kern des Ganzen und der musikalische Stein der Weisen. Vom brummenden Basslauf des Titelsongs รผber den Dunkelclubhitanwรคrter โA Factionโ, das eingรคngige โSignalsโ, das mit einer brillanten รberleitung nahtlos in das instrumentale Stroboskopgewitter โDead Channel Skiesโ รผbergeht, bis zum intensiv-melancholischen โHideawayโ folgt Klasse auf Klasse โ und damit hat man erst die Hรคlfte des Albums gehรถrt.
Denn die Band, die รผbrigens auch live wie aus einem Guss spielt (auf die anstehenden Tourdaten wird unten verwiesen), lรคsst nicht nach, gibt jedem der oft angemessen langen Songs Zeit, seine Atmosphรคre zu entwickeln, damit der Fan sich in den Soundweiten von โShe’s Like The Sunโ verlieren oder zum grollenden โDistant Lightโ รผber die Tanzflรคche schreiten kann. Und ganz am Ende wartet mit der grandiosen Joy-Division-Hommage โ1997โ noch ein Gรคnsehautmoment.
Wobei das noch nicht alles ist: Wir empfehlen unbedingt den Erwerb der Doppel-CD (wer Vinyl kauft, hรถrt sich die Zugaben eben digital an), denn auf dem Bonusalbum gibt es satte elf Remixe befreundeter Kรผnstler, die fast alle wirklich gelungen sind, den Stรผcken neue Facetten abgewinnen oder sie so richtig in den Club schicken. Zelebriert sie, die โModern Cultsโ! Was die Band selbst zu alldem zu sagen hat, kรถnnt ihr in Kรผrze in unserem Interview lesen.
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P.S. Holygram kommen Anfang 2019 auch als Headliner auf Tour:
09.02. Rockpalast, Bochum
10.02. LUX, Hannover
15.02. Reithalle Strasse E, Dresden
16.02. Urban Spree, Berlin
20.02. Logo, Hamburg
28.02. Backstage, Mรผnchen
01.03. Moritzbastei, Leipzig
Ein wirklich tolles Debรผt!
Bin durch Zufall auf die Band um Patrick Blรผmel gestoรen. Kann mich der Rezension nur anschlieรen. Hoffe, da kommt in den nรคchsten Jahren noch mehr?!
Herausragendes Debรผt
Dieser Rezension mรถchte ich voll und ganz zustimmen. Ich habe lange nicht mehr ein so hochwertiges Debรผtalbum gehรถrt.
Das Album hรคlt sein Niveau รผber die gesamte Spielzeit.
Das Songwriting, das Zusammenspiel der Musiker und die Produktion kรถnnen voll รผberzeugen.