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Thomas Azier – Love, Disorderly

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Das ging ja wieder flott. Es sind kaum anderthalb Jahre vergangen, da beglückt uns Thomas Azier mit einem neuen Album. Und darauf gelingt es ihm, sowohl die hohe Qualität der drei Vorgänger zu bestätigen, als auch mit neuen Elementen zu überraschen.

Wo geht die Reise nach dem Debüt „Hylas“ (2014) mit seinem kraftvollen und eigenständigen Synthiepop, dem gereiften Nachfolger „Rouge“ (2017), auf dem der Niederländer den Sound kräftig verändert und sich stärker aufs Songwriting und den sprichwörtlichen roten Faden fokussiert hatte und dem dritten Streich „Stray“ (2018), der die Vorgänger verband und ansonsten vielseitig in diverse Richtungen ausschlug, hin?

Nun, dieses Mal ist eher Konzentration, Reduktion angesagt. Minimalismus kann man bei diesem Künstler nicht unbedingt sagen, dazu sind die Arrangements, die Instrumentierungen stets zu vielschichtig. Aber: Es gibt nur acht Songs (in reichlich 33 Minuten), und der rote Faden ist zurück. Azier waren der Albumzusammenhang und die Schaffung einer bestimmten (meist düsteren) Atmosphäre offensichtlich wieder wichtiger als auf dem Vorgänger.

Das geht hier gleich höchst spannend los. Der Titelsong wummert fast wie Industrial aus den Boxen. Sirenensounds, nur ein paar Sprachfetzen, gar kein Gesang – und das, wo Azier doch ein begnadeter Sänger ist. Erstaunlich. „Hold On Tight“ bestätigt anschließend den verstärkten Hang zum cinematischen Sound. Streicher, Bläser, und dann nach einer Weile endlich wieder diese markante Stimme.

„Concrete“ schleppt seine Betonschuhe mit kräftiger Percussion, punktueller Gitarre und Stimmeffekten durchs Liebesleid. „Entertainment“ (das wir hier in der Videopremiere hatten) ist dann so etwas wie der erste Hitkandidat des Albums. Die Neigung zum kurzen, markanten Schrei, die Azier auch live immer mal auslebt, wird mit einem prächtig dahinrollenden Song gepaart. Des Musikers geliebtes Klavier ist hier auch wieder mit dabei.

„If There’s A God“ wird von Streichern, tiefen Bässen und eleganten Gesangsmelodien bestimmt, wogegen bei „For Tsoy“ Aziers Stimme gänzlich im Vordergrund steht. Und dann, während man noch überlegt, ob bei einem Titel namens „Freed From Desire“ nicht irgendeine Erinnerungglocke läuten müsste, wird man von einer knackigen Gitarre aus dem Grübeln gerissen – und erkennt dann irgendwann doch: Ja, das ist tatsächlich eine Coverversion des 90er-Dance-Klassikers von Gala, der bei der letzten Fußball-EM von den nordirischen Fans als „Will Grigg’s On Fire“ plötzlich neue Berühmtheit erfuhr – und den Azier hier genial in ein völlig neues Stück Musik verwandelt.

Tja, und nach der zauberhaften Akustikballade „Open Your Arms“ ist leider schon Schluss mit diesem kompakten und wieder einmal brillanten Album. Da hilft nur eins: gleich nochmal von vorne! Und nochmal! Und nochmal!

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4.5/5)

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www.thomasazier.com

www.facebook.com/thomasazier

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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