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Im Soundcheck: Jean-Michel Jarre, Thomas Azier und Agar Agar

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Unser zweiter Soundcheck in diesem Jahr widmet sich letztmals (vor dem allerletzten Querbeats-Roundup) dem vergangenen Jahr. Diese drei Alben haben es aber auch verdient, etwas ausfรผhrlicher besprochen zu werden.

Wenn unsereins mit 70 Jahren noch so aktiv sein sollte wie Jean-Michel Jarre, na dann herzlichen Glรผckwunsch! Der Meister hat derzeit einen kreativen Lauf wie โ€ฆ mรถglicherweise kaum je zuvor und im Jahr 2018 daher schon wieder gleich mehrere Verรถffentlichungen gefeiert.

Nach den beiden groรŸartigen โ€žElectronicaโ€œ-Alben, in denen er mit zahlreichen groรŸen Namen der elektronischen Musik gearbeitet hat (und auf deren durchaus zu erwartende Fortsetzung wir uns jetzt schon freuen), und der โ€žOxygeneโ€œ-Fortsetzung โ€žOxygene 3โ€œ gab es zunรคchst das groรŸe Jubilรคum โ€žPlanet Jarre – 50 Years Of Musicโ€œ – mehr dazu hat der Kollege Henning hier geschrieben. Und nun wird, pรผnktlich zum 40-jรคhrigen des Originals, auch โ€žEquinoxeโ€œ weitergefรผhrt.

Auf โ€žEquinoxe Infinityโ€œ gibt es keinen alten Wein in neuen Vinylrillen, sondern ein komplett neues Album, auch wenn es sich natรผrlich an den klassischen Sound anlehnt. Vor allem jedoch wird das Thema der โ€žWatchersโ€œ wieder aufgegriffen, das ja so aktuell ist wie nie, das Jarre live stets visuell beeindruckend umsetzt und das auch zu zwei verschiedenen, prรคchtigen Albumcovern gefรผhrt hat, die Zukunft kann schlieรŸlich so und so ausgehen. Musikalisch gibt es Sphรคrisches, Jarretypisches, einen kurzen Fehltritt in der Mitte, vor allem jedoch hintenheraus (ab Track 7) viel Klasse. Er kann es halt immer noch. Mehr von Monsieur Jarre in Kรผrze in unserem Interview. – 7 von 10 Fernglรคsern

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Kรผrzlich im Prince-Charles-Club in Berlin. Die Quasi-Schwimmbad-Location ist schick, die รผbertrieben tolerante (und illegale) Raucherpolitik allerdings zum Kotzen. Aber egal, wichtiger ist, dass Thomas Azier auftritt. Zwei tolle Alben (โ€žHylasโ€œ, 2014, und โ€žRougeโ€œ vom vorigen Jahr) im Gepรคck und hochmotiviert, das Publikum auch bereits vom neuen Material zu รผberzeugen.

Der junge Mann hat sich nรคmlich gรคngigen Verรถffentlichungsstrategien verweigert und bringt schon ein reichliches Jahr nach dem letzten sein nรคchstes Album โ€žStrayโ€œ heraus, davon spielt er an diesem Abend gleich eine ganze Menge Stรผcke. Und diese รผberzeugen wie die Performance des charismatischen Weltbรผrgers (der Niederlรคnder, der lange in Berlin lebte, hat sich mittlerweile in Paris niedergelassen, das neue Album entstand aber mehr oder weniger auf Weltreise), selbst Konzertbesucher, die aus Neugier mitgekommen sind und den Kรผnstler vorher gar nicht kannten, sind hinterher Fans.

โ€žStrayโ€œ ist aber auch erneut ganz wundervoll geworden. Wieder mit deutlich mehr Elektronik als auf โ€žRougeโ€œ (was ja letztendlich auch sehr elektronisch war, mehr dazu in unserem Interview hier und hier) aber auch nicht vergleichbar mit dem Debรผt. Drei fรผr sich stehende Alben eben. Und Songs kann der schreiben! Aber da wiederholen wir uns. Hier seien vor allem das hymnische โ€žEchoesโ€œ, das sich von Pianoballade zu Synthieeuphorie steigernde โ€žThe Girl Beneath The Lionโ€œ, der Ohrwurm โ€žVertigoโ€œ, das von wilden Beats getriebene โ€žWhite Horsesโ€œ und das groovige und seinem Namen alle Ehre machende โ€žHymnโ€œ (inklusive der fantastischen รœberleitung vom vorhergehenden โ€žSmokeโ€œ) erwรคhnt. – 9 von 10 Streunern mit Keyboard

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P.S. Thomas Azier live: 07.05. Wien, 08.05. Mรผnchen, 09.05. Zรผrich

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Zu guter Letzt noch einer dieser verspรคteten Geheimtipps, die wir auf keinen Fall fรผr uns behalten kรถnnen. Wer einmal live einen dieser kunstvollen bis schrรคgen Liveauftritte von Agar Agar gesehen hat (z.B. auf dem Pop-Kultur Festival Berlin), der behรคlt Clara Cappagli and Armand Bultheel sicherlich in Erinnerung.

Schon auf ihrer ersten EP (โ€žCardanโ€œ, 2016) gefiel das franzรถsische Duo mit herrlich schamlosen Retro-Synthiesounds, Italopop-Einsprengseln und schrรคgen Gesangseinfรคllen. Bis zum Debรผtalbum The Dog And The Future hat es dann noch mal zwei Jahre und einige Tourdaten gedauert โ€“ aber das Warten hat sich definitiv gelohnt.

Die Charakteristika wurden beibehalten, aber es gibt doch Verschiebungen im Detail. Das Album ist beispielsweise weniger tanzbar als die EP. Man hat stattdessen noch mehr auf den analogen Gerรคtezauber gesetzt (himmlische Synthies!), sozusagen den Kraftwerkanteil erhรถht. Was dem Album als Gesamtkonzept gut tut. Und auf Hitmaterial wurde trotzdem nicht verzichtet (โ€žSorry About The Carpetโ€œ, โ€žFangs Outโ€œ, beide รผbrigens mit schicken Videos, auch โ€žShiversโ€œ hat groรŸes Potential). Sollte man sich nicht entgehen lassen! โ€“ 8 von 10 Rotweinflecken

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P.S. Agar Agar spielen am 22.02. in Kรถln.

www.facebook.com/agaragarmusic

Thomas Bรคstlein

Thomas Bรคstlein schreibt (frรผher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 fรผr depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im รถffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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