Wer die slowenische Band Torul nicht kennt, hat in den letzten Jahren einiges an guten elektronischen Sounds verpasst. Das Trio rund um Torul Torulsson, welcher schon einige Club-Musik releast hatte bevor er sich mit Jan Jenko und Borut Dolenec zusammentat, hat nicht nur die Fähigkeit mit Musik neue atmosphärische Welten zu erschaffen, sondern ist auch live ziemlich nahe an der Perfektion. Wer sie einmal auf der Bühne gesehen hat, will sie wiedersehen. Garantiert. Nach den Alben „Dark Matters“ und “Tonight We Dream Fiercely” kommt nun am 20.03.2015 der neue Tonträger mit dem Namen „The Measure“ in die Läden.
Mich erinnert der Klang der Band immer ein bisschen an die 80er, gepaart mit kleinen Zwischenmelodien und die wirklich eingängige Stimme von Sänger Jan Jenko, der früher in verschiedenen Chören gesungen hat. Und so kommt dann dieses 80er-Feeling auch beim neuen Album „The Measure“ wieder auf. Ich bin mir nicht ganz sicher woran es nun genau liegt, dass ich gerade an die späten 80er bei dieser Band denken muss. Ist es nur die Melodieführung? Sind es die kleinen melancholischen Submelodien, die mich vor allem bei „The Balance“ irgendwie in dieses Jahrzehnt zurückversetzten? Oder liegt es einzig und allein an der Stimme von Jan Jenko? Genau sagen kann ich es zum derzeitigen Zeitpunkt nicht und möchte anmerken, dass „The Balance“ ein sehr tanzbarer, aber auch verträumter Track ist, der mich zu Anfang an „Mad World“ von TEARS FOR FEARS erinnerte. Das wiederum lag eindeutig an der Basslinie und dem Gesang, die dem von „Mad World“ ziemlich nahe kommen.
Mit einem etwas schnelleren „Difficult to Kill“ kommt dann eine immer noch melancholisch-achtziger-mäßige Atmosphäre daher. Tanzbarer als die vorangegangenen zwei Titel. Man leidet mit der Gedankenwelt von Torul Torulsson intoniert von Sänger Jan mit. Da hilft auch der etwas schnellere Beat nichts. Die Melancholie bleibt. „I like to be silent with you“ heißt es da im Song. Geht mir manchmal auch so bei bestimmten Menschen. Manchmal sitzt man einfach nur gern mit jemandem zusammen und muss sich gar nichts sagen. Wer kennt es nicht – diese wortlosen Dialoge, die trotzdem alles sagen? Es geht dabei vermutlich nicht einmal um solche Situationen zwischen Mann und Frau. Schweigend reden funktioniert auch zwischen Freunden oft sehr gut, genau wie „Difficult to Kill“ sehr gut funktioniert und die Brücke zwischen tanzbar und tiefgründig schlägt.
Tanztrack und Singleauskopplung „All“ besticht natürlich durch absolute Tanzbarkeit. Man vergisst so ziemlich die Lyrics und schwebt nur noch in der Musik, die sich durch eine einprägsame, ohrwurmmäßige Synthiemelodie auszeichnet. Schön, hell, tanzbar und drüber liegt der Melancholiegesang von Jan Jenko. Den konnte ich beim Anhören des Songs irgendwie ausblenden und mich nur auf die Musik und den Tanzfaktor des Liedes konzentrieren. Gut gelungen finde ich das Ende des Songs: Einfach alle Instrumente runterschrauben und den Gesang verklingen lassen.
Mein persönliches Lieblingslied auf dem „The Measure“ ist „We Grow“. Ein absolut ruhiges Lied, was nur von der Stimme lebt. Erst tief und ruhig, ja fast tiefenentspannt wird eine Art Geschichte erzählt und eine Parallelwelt geschaffen, die durch ein Zwischenstück aus Synthiegepiepse unterbrochen bis wieder in die ruhige Geschichtenmelodiewelt zurückgekehrt wird. Ich mag den tiefen Unterton und diese Geschichtenatmosphäre des Songs wirklich sehr. Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, weil man sich wirklich fallen lassen muss oder sich zumindest fallen lassen können sollte.
Wer sich gern auf Weltraum- oder Unterwasserweltatmosphäre einlassen möchte, der hat beim letzten Lied der Scheibe noch einmal die Gelegenheit sich ordentlich fallen zu lassen. Zumindest bis zu dem Punkt, wo sich der Herz –und Weltschmerz aus dem Leib gebrüllt wird, nur um dann in die gewohnt ruhige Atmosphäre zurückzukehren. „The Measure“ klingt mit „Discrepancy“ perfekt aus und hinterlässt nicht nur die gewohnte Ruhe, sondern auch ziemlich viel Nachdenklichkeit beim Zuhörer zurück.
Release: 20.03.2015
‚The Measure‘ als CD: The Measure
Damit ihr euch ein Bild von TORULs Klang machen könnt, haben wir hier noch das offizielle Video zu „All“:
Hab mir auf youtube einige Songs angehört und war insbesondere von den LIve Versionen sehr angetan! :)
Ich freue mich auf das Album.
Torul gehört mittlerweile zu einen meiner Lieblingsbands.