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Jon Hopkins – Singularity

Bei diesem Dauersonnenschein und der Affenhitze da draußen (von manch lästigen Zeitgenossen wollen wir gar nicht erst anfangen) wünscht man sich doch echt manchmal auf einen anderen Planeten. Vielleicht ja auf den, auf den sich Jon Hopkins gerade meditiert hat.

Fast fünf Jahre ist der große Durchbruch mit „Immunity“ bereits her, einem Album, das intelligenten Techno für viele Hörer auf eine neue Stufe hob. Hopkins war natürlich nicht untätig seitdem, er produzierte, kollaborierte, arrangierte (u.a. für/mit Brian Eno, Coldplay, London Grammar, Bonobo) und – eben – meditierte.

Das wollen wir jetzt gar nicht weiter vertiefen (auch nicht, welche Mittel da zum Einsatz gekommen sein mögen), stattdessen lassen wir uns lieber in die Musik fallen. Denn Hopkins hat eine Begabung, IDM, also Intelligent Dance Music, zur intensiven Erfahrung werden zu lassen. Artverwandte: Moderat, (der frühe) Trentemøller, Pantha Du Prince. Und er ist ein echter Albumkünstler, kann so einen Longplayer als richtigen Trip gestalten.

Mit den sechseinhalb Minuten des Titeltracks ist man sofort ganz woanders. Die Singularität saugt uns sanft ein und lockert mit ein wenig Bassmassage zum Schluss sogar die Beinmuskulatur. Wir wachen womöglich ähnlich verwirrt wie der Junge im Video zum grandiosen „Emerald Rush“ (in der längeren Albumversion noch eindrucksvoller) auf. Nun nicht gleich die Smaragdleuchtkäfer verprügeln, sonst lösen wir uns gänzlich auf!

Apropos Auflösung, das hat Hopkins auch mit den Songstrukturen vor. Doch das kommt später, denn nachdem das „Neon Pattern Drum“ durch seine Muster gehüpft ist, endet die erste Albumhälfte erst einmal mit dem brillanten zehneinhalbminütigen (!) Technoepos „Everything Connected“.

Damit scheint dem Meister zum Thema Tanzen alles gesagt, nun kann man sich aufs weiche Moos betten und die zweite Hälfte zum Träumen benutzen. Denn von „Feel First Life“ an wird es sehr ambient, alles schwebfließt langsamer durch den „C O S M“, selbst das Echo verschwindet in der Stille („Echo Dissolve“).

Aber bevor die finale „Recovery“ einsetzt, nimmt er uns auf eine letzte Abfahrt innerhalb der großen Reise mit: „Luminous Beings“ leuchtet im Edit vier, auf dem Album knapp zwölf Minuten lang. Überhaupt: eine erleuchtende Platte!

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4.5/5)

Singularity“ bestellen: Amazon

P.S. Jon Hopkins live: 25.10. Berlin – Columbiahalle

www.jonhopkins.co.uk
www.facebook.com/jonhopkinsmusic

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

1 Kommentar

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  1. Nicht schlecht, aber....

    …das Album „Immunity“ von 2013 hat er nicht toppen können (für meinen Geschmack). Es klingt jetzt alles wieder etwas „lieblicher“, eingängiger, geschliffener. Diese stolpernden, lebendigen Beats und extrem knarzigen, leicht verstimmten Basslines vom Vorgänger-Album fehlen.
    Trotzdem, Jon Hopkins schafft es jedes mal, elektronischer Instrumental-Musik seinen Stempel aufzudrücken.
    Auffällig bei vielen Hopkins-Songs ist vor allem, dass nicht die Zahl 4 oder 8 entscheidet, wann ein Akkordwechsel kommt, sondern allein das Gefühl.

Kommentare sind geschlossen.

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