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Hundreds – The Current

Man könnte eigentlich immer die letzte Rezension nehmen und die Nummerierung ändern – in etwa so: „Viertes Hundreds-Album und, wie erhofft, vierter Volltreffer.“ Doch natürlich gibt es außer Lobhudeleien mehr zu schreiben über „The Current“ – also los, steigt mit in unser Boot!

Boot, weil Strömung, weil „The Current“, klar, ne? Denn auch auf diesem Album hat Eva Milner inhaltlich wieder mit den Elementen und der Natur gespielt, während Bruder Philipp die passenden Klangwelten ausgestaltet hat. Aber man hat sich dieses Mal – neben der endgültigen Integration von Schlagzeuger Florian Wienczny in die Band – verstärkt äußeren Einflüssen geöffnet, denn zu Beginn der Aufnahmen stellte sich erst einmal die gute, alte Schreibblockade ein.

Also ließ sich Philipp auf Sessions mit anderen Musikern ein, Eva schrieb ein paar Texte mit KollegInnen wie Wallis Bird und Florian Sievers (Das Paradies), man lud Produzent Lucas Herweg für ein paar Tage ins Studio ein und ließ sich letztlich auch von zwei Auftritten mit Orchesterverstärkung inspirieren.

Das Resultat ist ein helleres, optimistischer klingendes Album mit prächtiger Instrumentierung, die neben der gewohnt vielschichtigen Elektronik und Percussion mit Streichern und mehr überrascht. Ist vielleicht ein bisschen der Lauf der Dinge, nach dem noch recht minimalistischen Debüt „Hundreds“, dem im Vergleich aufwendigeren und lebhafteren „Aftermath“ und dem düsteren Meisterwerk „Wilderness“. Ob die nächste Platte dann wieder auf der dunklen Seite unterwegs ist, wird sich zeigen.

Schon die beiden ersten Singles deuteten in die eingängigere Richtung. „Ready Shaking Silent“ ist umwerfender (Elektro-)Pop in Reinkultur und dabei aber auch inhaltlich eine Kampfansage an all das, was man heute gerne unter alten, weißen Männern subsumiert.

Mit Single Nummer zwo folgt der nächste Ohrwurm. Bei den Aufnahmen von „Calling“ platzte letztendlich der Knoten. Als Co-Produzent Lucas vorschlug, dem Refrain des zunächst recht Hundreds-typischen Songs mit Bläsern zusätzliche Wucht zu verpassen – und das bestens funktionierte, wie man nunmehr nachhören kann, flossen die Energien wieder.

Natürlich ist nicht alles so poppig wie die beiden Singles. Höchstens noch bei „In The Air“ mit seinem fast klassischen 80er-Jahre-Synthiepop. Stattdessen gibt es überall reichhaltige Details zu bewundern. Gleich zu Beginn in „Vessel In The Sky“ beispielsweise prägnanten Duettgesang von Eva und Philipp. Und Streicher, wie erwähnt, wie beim entspannt dahinströmenden Titelsong und einigen weiteren Stücken.

Nach dem eigenwillig strukturierten „Untold“ gibt es eine jener Hundreds-Coverversionen, die aus magischen Originalen neuen Zauber herauskitzeln. „Consequence“, ursprünglich von The Notwist (schon immer ein großer Einfluss für die Hundreds) und deren Jahrhundertalbum „Neon Golden“. Traumhaft.

Das Album lässt bis zum Schluss nicht nach. „The Bombs“ bringt mit Streichern, düsteren Sounds und fast brüchigem Gesang von Eva die bedrohliche Atmosphäre zurück, hellt jene aber zugleich wieder auf. Beim trockenen „You’re The Storm“ kommen die alten Trip-Hop-Vorlieben durch. Das lange elektronische Outro des Stücks geht schließlich ins instrumentale, soundtrack-artige, fast krautrockige und mit herrlichen Synthies gespickte Finale „Riptide“ über.

Ein Album, das Euphorie weckt und Glücksgefühle auslöst. Nach dem Winter, nach dem Virus. Das wird gebraucht. Jetzt.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (5/5)

Hundreds – The Current“ bestellen: Amazon

PS: Mehr könnt ihr in Kürze in unserem ausführlichen Interview lesen. Hier erstmal noch die Tourdaten (Hundreds live – immer ein Genuss!):
10.08.2020 Heidelberg, Karlstorbahnhof (verlegt vom 19.04.2020)
11.08.2020 Frankfurt am Main, Zoom (verlegt vom 17.04.2020 aus der Batschkapp)
12.08.2020 Stuttgart, Wizemann (verlegt vom18.04.2020)
14.08.2020 CH-Zürich, Papiersaal (verlegt vom 24.04.2020)
15.08.2020 Freiburg, Jazzhaus (verlegt vom 28.04.2020)
16.08.2020 München, Strom (verlegt vom 21.04.2020)
17.08.2020 AT-Wien, Werk (verlegt vom 22.04.2020)
19.08.2020 Nürnberg, Z-Bau (verlegt vom 23.04.2020)
20.08.2020 Dresden, Beatpol (verlegt vom 06.05.2020)
21.08.2020 Jena, Kassablanca (verlegt vom 01.05.2020)
22.08.2020 Rostock, Peter Weiss Haus (verlegt vom 02.05.2020)
24.08.2020 Leipzig, Täubchenthal (verlegt vom 07.05.2020)
25.08.2020 Dortmund, FZW (verlegt vom 27.04.2020)
26.08.2020 Hannover, Pavillon (verlegt vom 04.05.2020)
28.08.2020 Köln, Kulturkirche (verlegt vom 29.04.2020)
29.08.2020 Bremen, Modernes (verlegt vom 03.05.2020)
30.08.2020 Hamburg, Übel & Gefährlich (verlegt vom 09.05.2020)
01.09.2020 Berlin, Huxleys (verlegt vom 08.05.2020)

www.hundredsmusic.com

www.facebook.com/hundredsmusic

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

3 Kommentare

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  1. Warum werden Eva, Philipp und Florian immer mehr zu den Helden,welche ich seit Jahren schmerzlich vermisse? Nach kurzer Skepsis („zu optimistisch“) läuft es mittlerweile in Dauerschleife und ich werde nicht satt. Hundreds, ihr habt es einfach drauf und wisst es vermutlich nicht. Eva, was für eine Stimme! Philipp, der Soundtüftler und Frickler! Und Florian, der Percussion-Groover, der das Team komplett gemacht hat! Wunderschön und so einfühlsam auch das „The Notwist“ Cover „Consequence“. Eure verschobene Tour wird euch für alles entschädigen, da bin ich mir sicher.

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