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Fotograf Brian Griffin im Interview

Brian Griffin veröffentlicht umfangreiches Fotoalbum über Depeche Mode

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Er war eine Zeit lang, in den frühen achtziger Jahren für die visuelle Wahrnehmung von Depeche Mode verantwortlich. Er gestaltete Plattencover so interessant, man wollte sie besitzen, bevor man überhaupt die Musik hörte. Eines der berühmtesten Plattencover aus der Popgeschichte fotografierte er auch für unsere Lieblingsgruppe.

Er wartete mit dem Finger auf dem Auslöser – dann war der perfekte Moment gekommen. Das Endergebnis wurde dann von der Zeitschrift LIFE zum besten Foto der 1980er Jahre gewählt. Mehrere Jahre später wurde die Musik von „Only When I Lose Myself“ mit seinem mystischen Videoclip untermalt. Und jetzt werden seine unvergesslichen Kunstwerke für Depeche Mode gesammelt und diese Bilder, die eigentlich schöne Eindrücke einer wunderbaren Zeitreise sind, verdienen auf immer in einem Album verewigt zu werden. Das Fotobuch heißt „MODE“ und der eine der bedeutendsten britischen Fotografen seiner Generation, der auch als Dichter und Performance-Künstler tätig ist, heißt Brian Griffin.

Es war mir eine große Ehre, als er meine Kontaktanfrage positiv beantwortet hatte. 2009 hatte ich die Möglichkeit, Anton Corbijn anlässlich seiner Ausstellungseröffnung in Budapest zu interviewen und jetzt durfte ich das untenstehende Gespräch mit Herrn Griffin führen, dessen Werk ich seit meinen Teenagerjahren bewundere.

Ich habe ihn über seine Jahre mit Depeche Mode und über dieses aufwendige fotografische Buchprojekt gefragt. Viel Spaß beim Lesen!

(Brian Griffin: Selbsporträt)

dm.de: Schon seit mehr als 35 Jahren ist der Name von Anton Corbijn als künstlerischer Direktor von der Band mit Depeche Mode eng verbunden. Von Imagefotos über Videoproduktion bis zum Bühnendesign hat er schon alles für die Visualität und für das starke Band-Branding gemacht. Er übernahm diese Rolle 1986, in der „Black Celebration“ Ära als du das letzte Mal für die Covergestaltung verantwortlich warst. Hast du ihn damals getroffen, habt ihr eventuell eure Ideen miteinander ausgetauscht?

BG: Ich habe Anton nie getroffen. Vielleicht braucht Depeche Mode nach mehr als 35 Jahren Anton eine Veränderung, um sich aufzufrischen. Welche Ideen hätte ich mit Anton austauschen können…? Hm…

dm.de: Deine gemeinsame Arbeit mit Depeche Mode begann 1981 als du für deren Albumdebüt das Plattencover erstellt hast. Wie lange warst du schon damals im Popbiz? Mit welchen namhaften Künstlern hast du schon zusammengearbeitet?

BG: Ich war erst seit zwei Jahren in der Pop-Branche tätig. Als ich „Speak And Spell“ aufnahm, war das nur ein kleiner Teil meines fotografischen Schaffens. Das blieb auch in den 80er Jahren so. Ich arbeitete mit Iggy Pop, Queen, OMD, Echo & The Bunnymen, Kate Bush, Elvis Costello, John Foxx, Billy Idol, Devo, Ultravox… Und die Liste geht weiter und weiter… Ich glaube, es waren etwa 200 bis 300 Plattencover.

dm.de: Ultravox – ein musikalisches Vorbild von Vince, Martin & Co – veröffentlichten ihr Meisterwerk „Vienna“ noch vor deiner Zusammenarbeit mit den gerade etablierten Depeche Mode, die von Daniel Miller bei seinem kurz davor entstandenen Mute Label unter Vertrag genommen worden waren. Die Schallplattenhülle für „Vienna“ war auch dein Werk und es zeigt – mindestens für mich – doch ein bisschen Ähnlichkeiten zu Depeche Modes „Speak And Spell“ Albumcover. Bei Ultravox hast du Packpapier fürs Cover-Foto verwendet und bei Depeche Mode eine Plastikfolie. Der Unterschied ist, dass du bei „Vienna“ die Band Ultravox selbst mit Packpapier verpackt hast und bei „Speak And Spell“ wurde ein Schwan in einen Plastikbeutel verpackt. Wolltest du damit den „kühlen“ Synthesizer-Sound – der von manchen Kritikerns als „Plastik-Pop“ beschrieben wurde – von diesen zwei Bands visualisieren?

(Fotocredit: Brian Griffin)

BG: Als ich zum ersten Mal Krautrock hörte, mochte ich den Klang des Synthesizers sehr, und das ist immer noch so. Bei „Speak And Spell“ und „Vienna“ wurde ich jedoch in keiner Weise beeinflusst, die mit der Verwendung von Geschenkpapier oder Plastikfolie in Verbindung gebracht werden könnte. Ich habe einfach das gemacht, was ich zu dem Zeitpunkt für eine gute Idee hielt.

dm.de: Das Album-Cover mit dem Schwan ist vielleicht nicht dein berühmtestes und meist anerkanntes Werk. Die darauffolgende Plattenhülle von „A Broken Frame“, die du für Depeche Mode 1982 fotografiert hast, hat aber schon den Test der Zeit bestanden. Die Geschichte hinter diesem atemberaubenden Foto mit der Frau im Weizenfeld mit der Sichel in der Hand kennen schan fast alle, aber vielleicht gibt es noch „kleine Storys über dieses große Thema“, die du nur selten erzählt hast… Was wäre also deine Lieblingsgeschichte im Zusammenhang mit diesem Plattencover?

BG: Das Cover von „A Broken Frame“ ist wahrscheinlich eines der berühmtesten Fotos der Welt. Ich bin so stolz, dass ich das Talent hatte, dieses Foto zu machen. Das Geheimnis ist, dass es etwas oder jemanden gibt, der über mich wacht. Das habe ich schon immer gespürt.

(Fotocredit: Brian Griffin)

dm.de: Bei dem nächsten Auftrag für ein passendes Depeche Mode Albumcover musstest du in die Schweiz, auf in die Alpen fahren. Das wiedermal vom sozialistischen Realismus inspirierten Foto wurde auf dem Gipfel des berühmten Matterhorn geschossen. Übrigens, mein Lieblingsfoto von dir wäre das Coverfoto zur Single „Love In Itself“ aus dieser Ära. Es sind schon 40 Jahre her. Wie stark findest du rückblickend diese künstlerische Periode?

BG: Ich habe mir die Musik von Depeche Mode nie angehört, bevor ich die Cover für sie fotografiert habe. Diese Zeit war sicherlich eine meiner kreativsten, vor allem, was meine Fähigkeiten im Umgang mit künstlichem Licht angeht.

(Fotocredit: Brian Griffin)

dm.de: Das nächste Kapitel von Depeche Modes Abenteuer in der Welt der „Industrial-Pop“ war das „Some Great Reward“ Album, dem sie auch ihre Weltberühmtheit danken können. Ein junges Hochzeitspaar inmitten eines Industriegeländes, ganz dem Album-Motto „The world we live in and life in general“ passend. Romantisch-düster, wie Martin Gores Songtexte. In den meisten Liedern ging es um die Liebe, aber nicht im Stil der herkömmlichen Popmusik. Es waren selbsterlebte Liebes- und Lebensgeschichten von Martin Gore, in denen sich dann Tausende von Fans selbst definieren konnten. Diese magische Rezeptur für Popsongs verwenden Depeche Mode seitdem, mit großem Erfolg. Wenn du nur ein Lieblingslied von Depeche Mode nennen dürftest, welches Lied wäre das?

BG: „Somebody“.

dm.de: Einen weiteren Meilenstein in der Bandgeschichte bildete das „Black Celebration“ Album. Der Hauptsongwriter, Martin Gore hat auch mehrmals betont, dass er die wichtigste und bedeutendste Bandperiode ab der Veröffentlichung von dieser Platte rechnet. Die meisten Fans zählen auch dieses „schwarze und düstere“ Album zu ihren persönlichen Favoriten. Zu dieser Platte hast du deine letzte Coverdesign-Idee für Depeche Mode konzipiert. Wenn ich mich nicht irre, die endgültige Covervariante war nicht ganz mit deinem Konzeptentwurf identisch. Erzähl uns bitte ein bisschen über diese Cover-Geschichte!

BG: Alles wird in meinem neuen Buch MODE enthüllt.

dm.de: Und jetzt ein paar Worte über deine Bandportraits von Depeche Mode. Waren die Jungs – aus der Sicht eines Fotografen – gut behandelbar? Anton Corbijn erzählte einmal, dass Alan Wilder damals das meiste Interesse für seine Arbeit als Fotograf/Regisseur zeigte, den anderen war das fast egal, was er aus einem Clip oder aus einem Foto ausholen wollte. Und wie hat sich die Band vor deiner Kamera benommen?

BG: Ihre Einstellung mir gegenüber war der von Anton sehr ähnlich. Ich mochte diese Einstellung, ob eure Leser mir es glauben oder nicht, und fand sie sehr inspirierend.

(Fotocredit: Brian Griffin)

dm.de: Einen Clip hast du auch für Depeche Mode gedreht und zwar das Musikvideo für „Only When I Lose Myself“. Damals experimentierte die Band mit anderen Regisseuren, denn die haben schon seit mehr als 10 Jahren nur mit Anton Corbijn gearbeitet und wollten ein bisschen diese Routine ändern. Wie bist du ins Bild gekommen? Hast du freie Hand bei der Produktion bekommen? Welche Erinnerungen hast du von den Dreharbeiten?

BG: Es war in jeder Hinsicht wunderbar. Von 1991 bis 2003 gab ich die Fotografie zugunsten des Filmemachens auf. „Only When I Lose Myself“ ist einer der besten Tracks von DM und auch einer meiner besten Filme. Daniel Miller flippte aus, als er den Rohschnitt sah, denn er hatte mich den kreativen Säften freien Lauf lassen lassen. Er zwang uns, den Film drastisch zu kürzen, aber seine Stärken kommen immer noch zum Vorschein!

dm.de: Wenn wir schon mal über Anton geredet haben, er hat schon zwei Fotoalben („Strangers“, „Depeche Mode by Anton Corbijn“) über Depeche Mode veröffentlicht, das Letztere kurz vor Andy Fletchers Tod. Warum hast du so lange mit deinem Fotoalbum („MODE“) gewartet? Du warst doch beim Großwerden von der Band mit dabei und auch an deren Image mitgewirkt.

BG: Mein Freund Vaughn George hat mich dazu inspiriert und ermutigt, dies zu tun.

dm.de: Dieses wunderschön gestaltetes Fotobuch von dir ist das Ergebnis von einer großen Spendenaktion von den Fans. Ich denke, mehr Anerkennung könntest du dich als Künstler nicht wünschen. Erzähle uns bitte kurz über dieses Projekt!

BG: Dieses Buch „MODE“ wurde mit sehr wenig finanziellen Mitteln erstellt und durch die Großzügigkeit der Fans finanziert. Sie wurden nicht ausgenutzt, sondern mit einem schönen Buch belohnt.

dm.de: Laut deiner Infomail wird das Fotoalbum „MODE“ letztendlich auch im Geschäft erhältlich sein. Wo können das Buch diejenige bestellen, die im Fundraising nicht teilgenommen haben?

BG: Dieses Buch wird von mir im Selbstverlag herausgegeben und vertrieben und wird nicht im Buchhandel erhältlich sein. Diejenigen, die sich nicht an der Kickstarter-Aktion von „MODE“ beteiligt haben, können das Buch im Shop-Bereich meiner Website kaufen.

dm.de: Depeche Mode sind gerade auf Tour mit ihrem aktuellen Album, „Memento Mori“, das – zwar unabsichtlich – stark von Fletchs Tod betroffen ist. Wann hast du die Band – mit oder ohne Fletch – zum letzten Mal getroffen? Wie wirst du sie in deiner Erinnerung behalten?

BG: Ich habe Martin bei einem Auftritt im Londoner Olympiastadion vor Corona-Lockdown getroffen. Ich werde Depeche Mode als die Band in Erinnerung behalten, die mich zu einigen meiner besten Albumcover-Fotos inspiriert hat.

11 Kommentare

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  1. Wann erfolgt Versand?

    Hallo, ich habe zwei Exemplare vor einigen Wochen bestellt und auch schon bezahlt via Paypal. Bisher aber keine Benachrichtigung zum Versand oder eine Rückmeldung erhalten trotz Nachfrage. Wann wird das Buch denn versandt??

  2. Danke für das Interview.

    Zwar mag ich Antons Arbeit sehr, besonders die früheren Sachen von ihm mit Depeche Mode, aber die Plattenvover und besonders die Bandportraits von Brian Griffin doch etwas mehr.

  3. cool

    Brian Griffin grobartiger Künstler

    fand es schön, dass DM ihn noch 1998 als sie Superstars waren beschäftigten für das Video

  4. Kann jemand Angaben zum Buch machen?
    Größe, Gewicht, Anzahl Seiten?

  5. Cheers!

    Und freut mich, dass diese Aktion gelungen ist. Danke Sven für diesen interessanten Beitrag, noch mehr Material um in Erinnerungen zu schwelgen (alle links angetippt). Ja, „Somebody“ ist auch einer meiner favourists aus dieser Zeit, Wahnsinnsgefühl gewesen auf der Spirittour in Köln.

    Und Hintergrundinformationen lese ich auch immer gerne.

  6. it's no good

    sorry aber es gibt kaum ein foto von Brian Griffin
    das mich überzeugt irgendwie gestellt ohne Seele… die DM cover sind auch nur interessant weil wir sie automatisch mit der GUTEN musik in verbindung bringen…
    ansonsten nicht so mein fall der typ !

    • A Famous Frame

      Also ich finde die Fotoserie zu A Broken Frame überragend. Das Abwarten der Wolkenstimmung und dann zur rechten Zeit den Auslöser drücken…
      Wenn jemand weiß, wo man das Bild des Albumcovers in einer bestechenden Auflösung downloaden kann, sodass man es als Auftrag vergrößern und auf Rahmen drucken kann, kann mir gern Bescheid geben.

  7. Kickstarter Support

    Nostalgie hin oder her… Bin Stolz darauf, einer der vielen Fans zu sein, die das Projekt finanziell unterstützt – und damit möglich gemacht haben. Der schönste Dank dafür ist eigentlich, daß unsere Namen nun im Buch abgedruckt sind. Gut, das ist nicht so toll wie die Veröffentlichung eines eigenen DM Buches, Admin von dm.de zu sein oder sogar bei 101 bzw. SITF mitgewirkt zu haben, aber eine kleine Verewigung in der DM Geschichte gehört jetzt auch mir. Cheers!

  8. Beeindruckende Kunst

    Danke für das tolle, informative Interview. Neben der bahnbrechenden Musik von Depeche Mode in dieser frühen Phase haben sich die ikonischen Plattencover von Brian Griffin so fest in meinen Erinnerungen verankert (bin Jahrgang 71), dass ich allein beim Anblick der Cover in melancholische Nostalgie verfalle. Das Plattencover von “A broken frame” wird in Übergröße in unserem Haus hängen. Und das Buch bestell ich mir auf jeden Fall. Große Kunst!

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