Neuseeland und Popmusik? Da gibbet doch nur Hobbits und ganz viel Landschaft, oder? Natürlich nicht. Davon zeugen zum Beispiel The Naked And Famous, die in der Heimat mit ihrem Debüt alles Abräumenswerte abgeräumt haben und nun dem Rest der Welt ein paar neue Hymnen schenken.
Ein Mädchen und vier Jungs aus Auckland also. Alisa und Thom schreiben die Songs, seit sie sich 2008 beim Musikstudium kennenlernten, der Rest (Aaron, Jesse und David) stieß später für Elektronik, Bass und Schlagzeug hinzu. Dann kam die Single „Young Blood“, und die dürften die meisten kennen, da sie sowohl in Spots während der Umstrukturierung eines Ex-Musiksenders als auch in der Werbung eines französischen Autobauers Verwendung fand und somit sogar die deutschen Top 30 knackte. Ein unwiderstehlicher Ohrwurm, der nicht zu Unrecht bereits als eine Art Erbe von MGMT’s „Kids“ gilt.
Von dieser Art gibt es noch mindestens ein weiteres Kaliber auf dem Album. Synthielinien, die nicht aus dem Ohr gehen, U-hu-hu-Chöre zum Mitsummen, – singen oder auch -grölen. „Punching In A Dream“ heißt das Stück und es toppt „Young Blood“ sogar noch in puncto Eingängigkeit. Es gibt weitere schick glitzernde Single-Kandidaten wie „All Of This“ oder das epische Finale „Girls Like You“. Aber die Nackten und Berühmten können noch mehr und auch anders.
Zum Beispiel sanft andeuten und dann mit verzerrten Gitarrenwänden zwischen den Beats überraschen wie im nebligen „Frayed“. Noch perfekter treiben sie das Laut-Leise-Spiel in „No Way“. Bei „Jilted Lovers“ setzen sich die Industrial-Anliehen gleich fast gänzlich durch. Das Stück erinnert an die schottischen Talente Union Of Knives (Wo bleibt eigentlich deren überfälliges neues Album?) und könnte sogar Trent Reznor gefallen, dessen Nine Inch Nails eine erklärte Lieblingsband der Kiwis sind. An anderer Stelle wird das Tempo im Hall verschleppt und mittendrin versteckt sich eine tolle Melodie („Eyes“).
Also Vorsicht: In den bunten Kleidern manches Indie-Pop-Geek-Schäfchens versteckt sich ein rockender Wolf. Und das ist auch gut so. Wie dieses feine Debütalbum.
(Addison)
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