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Review: Pink Floyd – The Endless River

/ 1 Kommentar

Pink Floyds finales Werk โ€“ The Endless River

Nun ist das Werk erschienen und die drรคngende Frage, ob es gut sei, wird versucht zu beantworten.

Eines vorweg: Was viele vergessen ist, dass die verbliebenen Pink Floyd Mitglieder David Gilmour und Nick Mason stets betont haben, dass dieses Werk in erster Linie ein Tribut an Rick Wright sei. So stehe ganz klar sein unnachahmliches Klavierspiel im Vordergrund, seine Synthesizer-Harmonien und die epischen Orgelstรผcke.

Und genau so ist es. Das Album ist eine gelungene Hommage an Rick und sollte nicht mit einem โ€žklassischenโ€œ Pink Floyd Album (natรผrlich denken die meisten an โ€žDark Side Of The Moonโ€œ oder โ€žWish You Were Hereโ€œ) verwechselt werden. Los geht es in typischer Pink Floyd-Manier, mit Stimmen und weltraumartigen Klรคngen. Das Album hat ein Konzept und flieรŸt sachte von einem Song zum nรคchsten.

David Gilmours Gitarrenspiel klingt vertraut und ihm gelingt, wie so oft, die geniale Zurรผckhaltung. Es ist wenig Dรผsternis vorhanden โ€“ mehr Mysterium.
Dennoch knรผpfen die dรผstereren Elemente an vergangene Floyd-Zeiten an. So geschehen in โ€žSumโ€œ, das in seiner Dynamik an โ€žRun Like Hellโ€œ von โ€žThe Wallโ€œ erinnert, und โ€žSkinโ€œ, einem aufwรผhlend rhythmischen Stรผck, welches sich zum bedrohlichen โ€žCallingโ€œ zuspitzt. โ€žEyes To Pearlsโ€œ wird aufgelรถst durch das kathartische โ€žSurfacingโ€œ. An manchen Stellen, wie an dieser, erscheint die Melodie ein wenig โ€žover the topโ€œ und wirkt sehr sรผรŸlich bis hin zu kitschig (โ€žAnisiaโ€œ). Gelungene Stimmungswechsel gelingen jedoch anschlieรŸend mit atmosphรคrischen, melancholischen Noten.

Sehr groovig wird es in โ€žOn Noodle Streetโ€œ. โ€žNight Lightโ€œ klingt, als schwirrten Irrlichter durch die Nacht, verschmitzt hier und da aufblinkend. Der รœbergang zu โ€žAllons-Yโ€œ ist kraftvoll. โ€žAutumn โ€˜68โ€œ, mit sakralem, epischem Orgelspiel stellt Rick Wrights Kรถnnen besonders in den Vordergrund. โ€žTalkinโ€™ Hawkinโ€™โ€œ erhรคlt durch die Sprachsequenzen des britischen Physikers Stephen Hawking, gepaart mit souligen Backgroundsรคngerinnen, eine sehr spezielle Note.

Betrachtet man es als das Konzeptalbum, das es zweifellos sein soll und auch ist, erlebt man mit The Endless River einen Fluss aus Melodien. Achtet man nicht auf die Playlist, sondern hรถrt das Album mit geschlossenen Augen, kรถnnte man nicht immer sagen, wann ein Song aufhรถrt beziehungsweise beginnt. Die musikalischen Motive greifen ineinander รผber und behalten den Bezug zueinander. โ€žLouder Than Wordsโ€œ lรคsst die Glocken des โ€žThe Division Bellโ€œ-Hรถhepunkts โ€žHigh Hopesโ€œ wieder erklingen und kann als endgรผltiges Abschiedslรคuten seitens Pink Floyd gedeutet werden. Es ist der einzige Song auf โ€žThe Endless Riverโ€œ, der einen Text besitzt. Geschrieben von Gilmours Frau Polly Samson, die auch schon die Texte zu โ€žThe Division Bellโ€œ schrieb, soll der Song Pink Floyds Art, zusammen Musik entstehen zu lassen, beschreiben.

Wรคhrend โ€žLouder Than Wordsโ€œ als Titel sehr gelungen ist, erscheinen einige Zeilen aus dem Text doch sehr platt und erinnern schmerzlich daran, dass Roger Waters ein brillanter Schreiber mit einem unnachahmlichen Sprachgefรผhl war. Auf The Endless River findet sich nichts vergleichbar Episches wie โ€žEchoesโ€œ, โ€žShine On You Crazy Diamondโ€œ oder โ€žAstronomy Domineโ€œ. Was definitiv eine Reminiszenz an Vergangenes ist, sind Allusionen zu Kommunikationsproblemen (โ€žThings Left Unsaidโ€œ, โ€žUnsungโ€œ, โ€žTalkinโ€™ Hawkinโ€™โ€œ).

Abgesehen davon ist Pink Floyds letztes Album ein zurรผckhaltender Abschied von einer groรŸartigen Band, die sich entschieden hat, nicht mit einem Paukenschlag abzutreten, sondern langsam auf ihrem Boot hinfort zu fahren.

Eleni Blum

"The only truth is music" (Jack Keruac)

1 Kommentar

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  1. sehr schรถne Rezension...

    Das ist mal eine dem Album letztendlich gerecht werdende Rezension und nicht eine von diesen „das ist ja gar nicht ‚Dark Side Of the Moon 2′“-Rezensionen. Ich finde das Album auch sehr gelungen, unabhรคngig davon, ob es ist im Schatten der groรŸen Werke steht. Doch ohne Rick und Roger, kann man Pink Floyd meiner Meinung auch nur noch als Nachhall im Schatten verstehen… Da pumpt halt nur das halbe Herz, aber es pumpt und verabschiedet sich mit letzter Kraft gen Himmel ;)

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