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Neues Album mit Stadion-Pop

Review: Coldplay „A Head Full Of Dreams“

/ 6 Kommentare

Zu Beginn gleich eine Warnung: Wer der Entwicklung von Coldplay in den vergangenen Jahren kritisch gegenüberstand („viel zu poppig“, „keine Ecken und Kanten mehr“, „uninspirierter Radiopop“), sollte sich das neue Album „A Head Full Of Dreams“ auf keinen Fall anhören. Es werden nämlich alle Vorurteile bestätigt.

Die einstmals größte musikalische Hoffnung von der Insel hat sich auf dem Altar des Kommerzes geopfert und wird so zu einer einzigen großen Enttäuschung.

Man darf Chris Martin und seinen Mannen natürlich nicht übel nehmen, dass sie nach dem melancholischen „Ghost Stories“ (2014) schnell einen fröhlicheren, lebensbejahenden Nachfolger in die Spur schicken wollten. Die Trennung von Hollywood-Gattin Gwyneth Paltrow scheint einigermaßen verarbeitet, das gilt es der Welt zu zeigen. Nur wirken diese Versuche unausgegoren.

Da pluckert der Drum-Computer, Keyboardstreicher breiten sich aus. Die süßlichen Melodien kommen im Formatradio sicherlich gut an, sind aber weit davon entfernt, den Hörer zu packen. Dudel-Pop hat Phil Collins schon vor 20 Jahren besser hinbekommen.

Ok, zur aktuellen Single „Adventure of a lifetime“ wippt man verschämt mit dem Fuß, auch wenn man weiß, dass Coldplay einfach ihren Hit „A sky full of stars“ mit etwas „Happy“ von Pharrell Williams durch den Mixer gejagt haben.

Die stärksten Momente sind die Midtempo-Songs („Fun“) und die Balladen („Everglow“). Das Melancholische, das Nachdenkliche steht Coldplay deutlich besser.

Auf der großen Stadiontour 2016 werden selbstverständlich neben den Gassenhauern vergangener Tage die – in Anlehnung an das scheußliche Albumcover – quietschbunten Uptempo-Nummern („A head full of dreams“, „Adventure of a lifetime“, „Hymn for the weekend“) funktionieren. Coldplay sind eben mittlerweile eine Event-Band. Da geht jeder hin: die Friseurin, der Wirtschaftsprüfer, die erfolgreiche Architektin und der Kellner. Konsens füllt die Arenen. Im Weihnachtsgeschäft wird sich „A head full of dreams“ sicherlich auch prächtig verkaufen. Und der Coldplay-Liebhaber grämt sich, seine Band mit dieser neuen musikalischen Richtung mit so vielen Leuten teilen zu müssen.

A Head Full Of Dreams

Henning Kleine

Henning (Jahrgang 1976) arbeitet als TV-Journalist in Hamburg. Er ist Synthie-Pop Liebhaber und großer Fan der Pet Shop Boys.

6 Kommentare

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  1. Habe mir bisher noch kein Bild von der neuen Scheibe machen können und werde nun leider etwas gebremster an die Sache herangehen.Schade, dass das Echo so lau ist. Für alle die sich dennoch ein eigenes Bild machen wollen, hier der Link für den Telecom Street Gig heute Abend um 20 Uhr.

    https://www.youtube.com/user/telekomerleben

  2. Elektro-Reviews

    Es ist natürlich den (sonst so geschätzten ) Betreibern der Site überlassen zu welchen Alben Reviews geschrieben werden. Aber m.E. sind Coldplay, Enya, Ellie Goulding oder Kylie Minogue auch im weitesten Sinn kaum ernsthaft als Elektro zu bezeichnen? Außerdem bildet keiner dieser Acts (außer in der Kategorie ‚Stadionfüllend‘) eine Schnittmenge mit Depeche Mode. Zu Metanoia von IAMX gibt es hier keine Review. Das ist Elektro. Füllt aber natürlich keine Stadien…

    • Wer uns schon länger liest, dem dürfte aufgefallen sein, dass wir in der sogenannten „Electro“-Sektion schon länger recht weit über den Tellerrand schauen – und da auch Künstlern durchaus weitab von DM einen Platz einräumen. Dabei haben unsere Autoren Entscheidungsfreiheit darüber, was sie als relevant betrachten. Gerade die von dir Genannten kamen ja außerdem auch zum Teil gar nicht so gut weg in den Reviews hier. Ich persönlich finde z.B., dass man jeden Menschen vor dem neuen Coldplay-Album warnen sollte. ;-)

      Und zu IAMX darf ich dich trösten: Hier wird es in Kürze eine Review (und vielleicht sogar noch einen Konzertbericht obendrauf) geben, und zwar eine äußerst positive.

    • Hallo Leo!

      Der Titel „Electro-News“ hat rein historische Gründe : Als wir vor über zehn Jahren die Abteilung hier aufgemacht haben, kamen die meisten News aus dem Electrobereich. Du hast natürlich Recht, dass der Titel längst nicht mehr passt. Mir ist allerdings noch kein besserer Name eingefallen und ich habe bisher auch keinen akuten Handlungsbedarf gesehen.

      Ich werfe gerne ein Black-Celebration-Biografie in die Runde für denjenigen, der einen treffenden Namen für diese Abteilung hat :)

      SG, Sven

    • Da es ja um Allgemeine Musik geht würde ja „Music for the Masses“ passen, was wiederum zu dieser Seite passt

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