Intelligente, anspruchsvolle Musik aus dem Technobereich – da gab es ja in letzter Zeit manch tolles Album. Gerade hier werden in diesem Jahr einige Platten sehnsüchtig erwartet, so die neue Trentemøller oder eben auch das neue Werk von Hendrik Weber. Und das Warten hat sich gelohnt. Stille klang selten so gut.
Weber begann vor einigen Jahren – neben seinem damaligen Job als Bassist der Hamburger Band Stella – unter seinem neuen Alias Pantha Du Prince kühlen, eleganten Techno zu produzieren. Der bisherige Höhepunkt war das vielfach gefeierte “This Bliss” (2007), ein winterkaltes Elektronikwunderwerk.
Doch “Black Noise” hält dieser hohen Vorgabe nahezu mühelos stand. Das Titelgeräusch wird ja in der Wissenschaft u.a. als ein Sound auf für Menschen nicht hörbarer Frequenz beschrieben, der in der Natur vor besonderen Ereignissen wie Naturkatastrophen eintritt und die feinfühligeren Tiere aufscheucht. Dieser schwarze Lärm soll hier nun hörbar gemacht werden.
Dazu ist Weber mit dem Aufnahmegerät über Schweizer Almen gepirscht – im Schuttwald Atzmännig, wo im 19. Jahrhundert durch einen Erdrutsch ein ganzes Dorf verschüttet wurde – und hat allerlei Feldaufnahmen in freier Natur gemacht, die sich nun auch auf dem Album wiederfinden, mitunter als Intro, zumeist aber in kleinen, unendlich bearbeiteten Soundschnipseln im Hintergrund. Darüber wurde der für Pantha Du Prince mittlerweile typische “Glöckchentechno” – Oberbimmelbeispiel hier: “Bohemian Forest” – gelegt. Klare, kühle Sounds mit dem einen oder anderen Gebimmel, alles weich ineinander fließend, immer wieder mit verschiedensten schabenden oder knisternden Sounds sowie gelegentlichen “echten” Instrumenten ergänzt.
Dabei beherrscht Pantha Du Prince es, ähnlich wie der eingangs erwähnte dänische Großmeister, die Tracks dramaturgisch aufzubauen, sie sich langsam steigern zu lassen. Dabei geht es manchmal sogar recht geradlinig zu – wie im tanzbaren “A Nomads Retreat”, dem knarzigen Brecher “Behind The Stars” oder dem Stück, in dem erstmals Gesang verwendet wurde, “Stick To My Side” (mit Panda Bear vom Animal Collective).
Meist jedoch sind die Stücke voller raffinierter Details, geruhsam um eigentümliche Geräusche herum startend, sich entwickelnd, Atmosphäre verbreitend. Meisterlich vorgeführt in der Troika an Songs, die “Black Noise” abschließt: “Welt am Draht” (elektronisch federnd), “Im Bann” (knisternd stapfend) und “Es schneit” (Läutet die Glocke da etwa den Untergang ein?).
Kurzum: Ein Album wie die Alpen. Majestätisch, bedrohlich, wunderschön. Und wenn die nachfolgenden Katastrophen ausblieben, hätten wir gern mehr von diesem stillen Lärm.
(Addison)
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