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M’era Luna 2017: Wacken-Feeling in Drispenstedt – Teil 1

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Korn @ Mera Luna 2017 © Frank Güthoff

Ja, das Wetter meinte es in diesem Jahr nicht so gut mit den Besuchern des M’era Luna Festivals. Der Blick in die Wetter-App verhieß nichts gutes und so machten wir uns mit Gummistiefeln und Regenjacken bepackt auf den Weg nach Hildesheim. Der Weg führte durch graue Wolken, Regengebiete und Stau in Richtung Flugplatz Drispenstedt. Kurz vor dem Ziel war dann die geballte Inkompetenz der sich sammelnden Verkehrsteilnehmer spürbar. Egal, so leicht kann man der depechemode.de-Redaktion die Laune nicht vermiesen.

Freitag
Zeltaufbau ist so eine Sache. Mir geht es da wie den meisten Pressevertretern: Ich bin handwerklich so begabt wie ein Eichhörnchen beim Kutsche ziehen und so wurde es für meinen Begleiter auch nicht wirklich einfacher als er mich im Dauerregen beim Behausungsaufbau anleiten musste. Geschafft haben wir es trotzdem und nach einmal Klamotten wechseln, weil unser Fahrzeug im Schlamm feststeckte und der Regen sein Übriges zum Unwohlsein beitrug, fanden wir uns auch fast im entspannten Festivalmodus wieder. Fast, denn auf dem Weg um unsere Zeltgesellschaft aus der Redaktion von Alive Promotion einzusammeln, halfen wir diversen Besuchern beim Weg auf dem Campingplatz. Die Jungs von Leichtmatrose steckten mal eben mitsamt Wohnwagen fest und ein junger, frisch verheirateter Mann hatte es mit seinem Gefährt auch nicht besser. Zumindest Humor hatte der Mann und war der erste, der auf meine Scherzfrage „Darf ich dir mit Edding Schnurrhaare anmalen?“ mit einem „Ja“ antwortete. Nachdem wir dann die Dritte im Bunde auch eingesammelt hatten gingen wir zur Lesung von Christian von Aster und betranken uns dann in erquickender Gesellschaft auf der Party im Disco-Hangar. In meinem Fall war die Freude über Weg-Wein, Pfeffi und Wodka wohl etwas zu groß, denn als ich in meinen Schlafsack fiel war ich mir selbst nicht sicher, ob ich es am nächsten Tag überhaupt aus dem Zelt schaffen würde. Tipp an der Stelle: Sich am ersten Festivalabend derbe abschießen ist nie besonders schlau – es sei denn deine Vorfahren kommen aus Osteuropa oder du hast Kneiperblut in dir. Dann stehst du am nächsten Tag auch wieder auf.

Samstag
Nach einer kühlen Nacht mit Regeschauern und einem unter dem Zelt eskalierenden Maulwurf, der unbedingt unter dem Zeltboden raus wollte, applaudierten meine Mitcamper mir, weil ich tatsächlich aufgestanden und nicht verkatert war. Wie angedroht und angekündigt machten wir uns pünktlich zum Hangar Opener Leichtmatrose auf den Weg und sicherten uns Plätze in den ersten Reihen. Dass die Band durch ein Voting aufs Festival gekommen und sich niemand so sicher war, dass sich für Andreas Stitz und Kollegen viele Leute aus den Zelten bewegen würden ( gerade bei dem Wetter!) ließ den Freudepegel bei der Band umso mehr steigen als sie vor einem gut gefüllten Hangar spielen durften. Super Licht, super Sound und ein gut gelaunter Andreas Stitz plus mitklatschendes Publikum. Was will man mehr? Leichtmatrose haben es auf jeden Fall geschafft das Gruftipublikum vom Elektro-Chanson zu überzeugen!

Nachdem wir uns durch den Matsch den Weg zurück ins Zelt gebahnt hatten und die Laune mit Pfeffi oben hielten, ging es zu .com/kill zurück in den Hangar. Das Seitenprojekt von Diary of Dreams-Fronter Adrian Hates musste an diesem Samstag ohne Gaun:A auskommen. Sehr gute Performance und für die graue Jeans und die Jacke bekommt Herr Hates an dieser Stelle noch Bonuspunkte für Style. Düster und brachial ging die Show von .com/kill zu Ende und in den Startlöchern standen schon die Synthpopper von NamNamBulu. Publikumsliebling (vermutlich durch das Schwiegersohngrinsen) Henrik Iversen sang in Perfektion und fragte die Anwesenden, ob sie nicht mit ihm rüber zu Mesh gehen wollten. „Return“ und „Now or Never“ brachten das Publikum zum mittanzen. Bandkollege und Soundgenie Vasi Vallis versteckte sich wie gewohnt in einer dunklen Ecke am Synthesizer, Henrik hingegen hatte die Fans total im Griff und sammelte mit schweizer Charme Unmengen an Sympathiepunkten.

Ganz ohne Sonnenbrille traute sich Faderhead auf die Bühne. Was daran so verwunderlich ist? Ich glaube, ich kenne den Hamburger nur mit verdeckter Augenpartie. Vor dem Auftritt hatte er sich ausgiebig warm gesungen und konnte so mit sphärischen Songs das Publikum begeistern. Natürlich durften auch die klassischen Partysongs wie „Destroy, Improve, Rebuild“ und „TZDV“ nicht fehlen. Der Hangar bebte und meine Lieblingsblondine aus der ersten Reihe, Melli, zückte noch ein zauberhaftes Plakat. Ein Bild davon könnt ihr euch in unserer Galerie machen, denn wir sind die einzigen, die ein Foto von dieser Aktion haben. Manchmal zahlen sich gute Kommunikation zwischen Fans, Presse und einfach mal nett zum Künstler sein eben aus. Das entückendste, was die Hangar Stage an diesem Tag zu bieten hatte, war das Electropop-Duo Ashbury Heights aus Schweden. Sängerin Tea mit ihrer zauberhaften Frisur (okay und ihrem tiefen Ausschnitt) entzückte das Publikum. Singen kann das lilahaarige Märchenwesen übrigens auch. Aus meiner Sicht harmonieren ihre und die Stimme ihres Bandkollegen Anders live nicht so gut wie auf Platte, die Passagen wo jeweils einzeln gesungen wird klingen dafür umso besser.

Nach den melodiösen Electro-Klängen von Solar Fake kamen die Freunde härterer Töne voll auf ihre Kosten. KMFDM spielten die letzte ihrer leider nur drei europäischen Festland-Shows zum neuen Album Hell Yeah. Die Hamburger Industrial-Rock-Legende präsentierte sich dabei in ungewohnter Formation. Neben Gründungsmitglied Sascha Konietzko, seiner Ehefrau und Sängerin Lucia Cifarelli und Drummer Andy Selway sind nun auch Chris Harms und Pi von Lord Of The Lost als Gitarristen mit von der Partie. Und die beiden Neuzugänge bekamen ordentlich zu tun. Das 60-minütige Set war gespickt mit knüppelharten Uptempo-Songs, die eigentlich schon eher dem Speed Metal zugeordnet werden können – WWIII, Total State Machine, Glam Glitz Guts & Gore und der Klassiker A Drug Against War sorgten für zahlreiche Ellbogenchecks und unschön anzuschauende Stürze im Moshpit. Das Energielevel dürfte bei kaum einem Act auf diesem Festival höher gewesen sein – der Uralt-Hit Godlike setzte dabei einen fulminanten Schlusspunkt.(Patrick Friedland) Nach einer weiteren Runde Pfeffi nachfüllen und durch den Matsch und das gestreute Stroh stapfen, sich Kleider und Schmuck an den Ständen angucken und nach Essen pirschen, fanden wir uns am Pressezelt wieder ein und lauschten ASP. Bis zum Stromausfall. Ich bin ehrlich aus musikalischer Sicht, hätte die Spielzeit nicht nachgeholt werden müssen – zumindest aus meiner Sicht. Zu pathetisch, zu kitschig, zu „alles, was man nicht zum Stimmung heben braucht, wenn das Wetter schon niederschmetternd ist“. Löblich an der Stelle ist aber, dass ASP Teile ihrer Mercheinnahmen gespendet haben, um das unwettergeplagte Hildesheim zu unterstützen. Danach hieß es „Regenmantel an!“ und ab zu Korn. Für mich, die Jonathan Davis als einen der Helden ihrer Jugend ansieht, hätte der Auftritt der Formation durchaus schlecht verlaufen können. Man weiß ja nie was kommt. Entweder es wird grandios oder so enttäuschend wie bei Marilyn Manson vor ein paar Jahren. Und so stapften wir durch den Matsch, angelten uns einen Platz in der vierten Reihe und waren bereit abzugehen. Doch daraus wurde leider nichts. Jonathan Davis gab alles, seine Bandkollegen auch. Die Main Stage war so hell erleuchtet wie der Himmel an Silvester um Mitternacht und um uns herum nur stehende Leute. Ja, es war nass und langsam auch kalt, ja der Boden war voll Matsch – aber was bitte soll das? Ähnliches muss sich wohl auch Herr Davis gedacht haben und er hat an dieser Stelle immer noch mein volles Mitgefühl. Von der Seite muss es wohl tatsächlich nach Stimmung ausgesehen haben, um uns herum glich das Launelevel dem auf einer Beerdigung eines ungeliebten Familienmitgliedes. Außer dem Typen, der im Schlamm hinter uns einen Ein-Mann-Pit eröffnete regte sich gar nichts. Schade eigentlich! Korn waren trotzdem mega, also richtig richtig riiiiiichtig mega und für das Verteilen von Schlagzeugteilen und Plecs gibt es einen Daumen nach oben.

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Die wundervolle Galerie wurde von Störbild erstellt, dem ihr auf Facebook gern einen Daumen nach oben geben könnt.

Josie Leopold

Ich bin die kleine Schnatterschnute vom Dienst: bunt, glitzernd, voller verrückter Ideen. Wenn ich nicht gerade Interviews führe, Beiträge verfasse oder versuche Wordpress davon zu überzeugen doch bitte nett mit mir zu sein, versuche ich die Welt ein bisschen besser und bunter zu machen.

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