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Konstantin Gropper im Interview: „Mit Kitsch habe ich eigentlich überhaupt kein Problem.“

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Get Well Soon haben vor ein paar Wochen mit „Love“ ein wunderbares Album über das große Thema Liebe veröffentlicht. Wir hatten die Gelegenheit, Mastermind Konstantin Gropper ein paar Fragen dazu zu stellen.

Wie kommt man auf die Idee, ein Album über das gute, uralte Thema Liebe zu machen? Und wie umschifft man (was meines Erachtens bestens gelungen ist) die dort überall lauernde Gefahr, in die Fallen namens Kitsch und Klischee zu tappen?

In der Vergangenheit habe ich immer versucht die großen Themen zu umgehen und eher im Abseitigen nach Inspiration zu suchen. Diesmal habe ich das Gegenteil getan und es als sportliche Herausforderung gesehen. Als ich mit dem Album begonnen habe, war mir einfach klar, dass es um die Liebe gehen würde, und auch, dass ich es diesmal sehr direkt und klar benennen werde. Mit Kitsch habe ich eigentlich überhaupt kein Problem, das habe ich also gar nicht versucht zu umschiffen, wenn das trotzdem gelungen ist, umso besser. Mit Klischees hat man natürlich bei diesem Thema ständig zu tun. Ich finde das aber auch interessant, von einem Klischee oder einer Binsenweisheit auszugehen und dann zu etwas anderem zu gelangen. Manchmal stimmen diese Klischees aber auch, dann dürfen die auch stattfinden. Grundsätzlich habe ich mir aber gar nicht zu viele Gedanken gemacht, sondern versucht ein persönliches oder zumindest subjektives Album zu machen.

Gleich sechs Songtitel beginnen mit „It’s…“ – soll das auch als Beschreibung dienen, was Liebe alles sein kann? Der „tender maze“ gefiele mir da – auch bildlich – sehr gut, die „mess“ hat man eben auch manchmal, der „fog“ muss sich mitunter erst lichten… aber den „catalogue“ musst du mir wirklich erklären.

Na, die erste Frage, die ich mir gestellt habe, war eben die nach einer Definition von Liebe. Also sind das Versuche, zumindest ein Bild dafür zu finden, wenn schon keine Antwort. „It’s a Catalogue“ ist inspiriert von dem tollen Buch „Important Artifacts and Personal Property from the Collection of Lenore Doolan and Harold Morris, Including Books, Street Fashion, and Jewelry“ von Leanna Shapton, welches eine Beziehung anhand eines Auktionskataloges nacherzählt. Alltagsgegenstände erzählen eine Liebesgeschichte. Das fand ich sehr spannend. Liebe als Ansammlung von Souvenirs.

Als Großbritannien- und Cornwall-Fan ist „Young Count Falls For Nurse“ ein Fest für mich, obwohl ich mit Pilcher-Schnulzen eigentlich nichts anfangen kann. Aber die überkandidelten Titel scheinen ja eine feine Quelle gewesen zu sein. Woher kam die Idee zu diesem Text, und wie stehst du zu dieser Art Literatur (und zu deren filmischen Umsetzungen)?

Ich war auf der Suche nach der neuen deutschen Romantik und bin bei Pilcher gelandet. Mal abgesehen von der Landschaft fand ich das aber wenig inspirierend, sondern eher die Tatsache amüsant, dass Pilcher etwa zehn Bücher geschrieben hat und das ZDF daraus weit über 100 Filme gemacht hat. Der Text reiht einige Titel dieser Verfilmungen aneinander.

Apropos Film: Das Video zu „It’s Love“ ist ja wieder einmal sehr cineastisch geraten. Wer hatte die Storyidee – und wie passt das Ganze ins Albumkonzept?

Die Idee stammt von meinem langjährigen Freund und mittlerweile Stammregisseur Philipp Kässbohrer. Ich fand, dass diese Idee den Liebesbegriff extrem weit öffnet. Mit Betonung auf „extrem“. Das passt insofern, als ich auch versucht habe, die Liebe sehr weit und mit Licht und Schatten zu fassen. Ganz so düster ist es auf dem Album zwar nicht, aber das Video ist da zumindest eindeutig.

Und wie kommt man an einen so großartigen Schauspieler wie Udo Kier?

Tatsächlich: Einfach anrufen. Udo war seit dem ersten Album mein Wunschkandidat für ein Video. Jetzt hat es endlich durch ein paar glückliche Zufälle auch logistisch hingehauen. Und tatsächlich relativ unbürokratisch. Eine Traumbesetzung und eine Traum-Begegnung. Er ist ein unglaublich sympathischer Mensch. Professionell, lustig – wie man sich das nur wünschen kann.

Du hast ja schon mehrfach an Soundtracks gearbeitet, was sich sicher auch auf die „regulären“ Alben ausgewirkt hat. Vor allem beim letzten Album war das klar zu erkennen. Dieses Mal wirkt alles etwas leichter und poppiger. War das von Anfang an so geplant?

Das liegt eher an meinen persönlichen musikalischen Vorlieben der letzten Jahre, ich habe endlich Popmusik für mich entdeckt, nachdem ich sie bisher immer für uninteressant hielt. Allerdings geht es dabei hauptsächlich um den Pop der 70er und 80er. Den aktuellen find ich immer noch langweilig.

Gab es auf technischer Seite Veränderungen in der Art und Weise, wie das Album aufgenommen wurde?

Auf der technischen Seite eigentlich nicht. Ich mache immer noch den größten Teil alleine. Der Unterschied war diesmal vielleicht, dass ich erst mal wirklich Songs geschrieben habe und nicht gleich produziert und arrangiert habe, wie sonst. Diesmal waren das zwei getrennte Schritte.

Und wird es trotzdem demnächst wieder etwas in Richtung Soundtrack geben?

Ja. Aber ich spreche lieber erst darüber, wenn es fertig ist.

Du hast zusammen mit Kat Frankie die Musik und den Titelsong zu „Schulz und Böhmermann“ geschrieben. Wie kam es dazu?

Zwischen mir und der Bild- und Tonfabrik, welche die Sendung produziert, gibt es seit einigen Jahren eine Art künstlerische Symbiose. Die machen meine Videos und ich mache hier und da Musik für sie. Ich hatte auch schon die Musik für Roche und Böhmenmann gemacht, da war es ja sinnvoll, dass ich auch am „Update“ beteiligt bin.

Wir fragen abschließend immer gern, was aktuell so im Tourbus rotiert. Gibt es aktuelle musikalische Empfehlungen und Geheimtipps von Konstantin Gropper?

Wir hören zwar viel Musik im Tourbus, allerdings geht es da weniger um Aktualität. Wir machen da gerne Themenabende, z.B. schlechte Coverversionen. Aktuelle Empfehlungen? Drangsal. Jung und aus der Pfalz.

Vielen Dank für das Interview!

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P.S. Die Tour läuft und läuft:
Do, 28.04.2016 – Gera, Clubzentrum COMMA
Fr, 29.04.2016 – Dortmund, Konzerthaus Dortmund
Sa, 30.04.2016 – Frankfurt am Main, Mousonturm
So, 15.05.2016 – Mainz, Open Ohr Festival
Do, 26.05.2016 – Augsburg, Modular Festival
Fr, 27.05.2016 – Neustrelitz, Immergut Festival
Sa, 28.05.2016 – Kaiserslautern, Kammgarn
Sa, 25.06.2016 – Nürnberg, St-Katharina-Open-Air
Sa, 09.07.2016 – Düsseldorf, Open Source Festival
So, 31.07.2016 – Lörrach, Stimmen Festival

www.youwillgetwellsoon.com
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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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