Am 29. Juni 2018 haben Nachtmahr ihre „Widerstand“-EP veröffentlicht. Nun geht das Industrial-Musikprojekt des Österreichers Thomas Rainer auf Tour und wird dabei auch neue Stücke präsentieren. Wir haben mit Mastermind Thomas über die geplanten Fantreffen, die Support-Bands SynthAttack und DKAG und die Zahmheit der Industrialszene gesprochen.
Hallo Thomas, wie fühlst du dich so kurz vor dem Start der Widerstand-Tour? Hast du alles schon gepackt und freust dich auf den Tourstart in München oder gibt es noch offene Posten?
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und die Vorfreude wird von Tag zu Tag größer. Ein bisschen Nervosität schleicht sich allerdings diesmal auch ein, weil wir ja viele neue Songs präsentieren, bei denen es ja immer spannend ist, wie sie von den Leuten auf- und angenommen werden.
Anfang des Jahres warst du ja mit deiner anderen Band L’Âme Imortelle unterwegs. Wo liegen die Unterschiede in den Touren mit LAI und Nachtmahr? Oder ist beides gleich planungsintensiv, weil du neben dem Job des Künstlers auf der Bühne auch der Tourmanager bist?
Da ich ein ziemlich Kontrollfreak bin, habe ich auf Tour beide Rollen. Da ist es oft gar nicht so leicht permanent hin und her zu schalten, aber ich bin froh so alles unter meinen Fittichen zu haben. Dass es jetzt große Unterschiede bei LAI und Nachtmahr gibt kann ich nicht sagen, außer dass bei Nachtmahr die Parties oft exzessiver ausfallen.
Mit auf Tour sind dieses Mal SynthAttack und DKAG. Wonach werden die Support-Bands ausgesucht?
Das geschieht bei mir fast ausschließlich nach persönlichem Geschmack. Einerseits musikalisch, also wie gut ihre Performance auf unsere Show vorbereitet, und andererseits nach menschlichen Gesichtspunkten. Es gibt nichts schlimmeres als Zeit mit Menschen auf oft engstem Raum verbringen zu müssen, die man nicht ausstehen kann oder die einen nicht ausstehen können.
Du bist ja ein Künstler zum Anfassen und nicht nur auf den sozialen Kanälen und in der bandeigenen Facebook-Gruppe aktiv, sondern kümmerst dich auch um Fantreffen. Eines davon findet dieses Mal in Oberhausen statt. Wie wichtig sind dir solche Treffen und was war bisher das tollste, was du bei einem solchen erlebt hast?
Hier ein Ereignis herauszustreichen wäre schwer, aber es sind meistens die kleinen und großen Geschichten, die einem die Fans erzählen, wo die eigene Musik einen maßgeblichen positive Einfluss auf ihr Leben genommen hat. Das berührt und bewegt mich. Die Fannähe ist mir sehr wichtig und mit den Fantreffen schaffe ich einen geeigneten Rahmen, in dem man sich auch Zeit für Fotos, Autogramme, Fragen oder einen ungezwungenen Plausch nehmen kann. Sowas ist bei Begegnungen „zwischen Tür und Angel“ auf Tour meistens nicht möglich, was mir sehr missfällt.
Wie wichtig ist für einen Künstler heutzutage die Fannähe und das pflegen von Facebook, Instagram und Co.? Geht es noch ohne? Hat die reguläre Website ausgedient?
Definitiv. Eine Website war immer eine Form der Kommunikation, die nur in eine Richtung geht. Die sozialen Möglichkeiten bieten einen Dialog und Feedback an, was sowohl für Fans als auch für Künstler sehr wertvoll ist.
Wo wir gerade bei sozialen Netzwerken und dem Thema Internet sind: Wie stehst du zu Streamingdiensten?
In einer idealen Welt würde jeder die Limited Editions der Alben kaufen, um so meine Gesamtvision begreifen und verstehen zu können, wenn aber jemand darauf (leider) keinen Wert legt, sind Streamingdienste immer noch ein guter Weg, um Leute zu erreichen. Die Entlohnungsmodelle verbessern sich hier auch zusehends, also blicke ich da in eine positive Zukunft.
In einem Interview von 2012 hast du gesagt, dass die Industrial-Szene viel zu zahm geworden ist. Stehst du immer noch hinter dieser Aussage oder hat sich die Szene verändert?
Absolut! Ich finde, dass die Bands meist so schrecklich bieder sind und jeder auf Nummer sicher geht. Jeder will der perfekte Schwiegersohn sein. Ja kein falsches Wort sagen, ja nicht anecken. Gewohntes wieder kauen, um jedes Risiko zu umgehen. Es ist nichts mehr vom aufrührerischen Geist zu spüren, der der Szene einmal inne wohnte.
Du hast das Interview-Projekt von Rexx Arkana letztens gelobt und gemeint, so etwas würde Europa fehlen. Warum kriegen wir denn sowas nicht hin? Liegt’s an der Bequemlichkeit oder am Zeitaufwand, die ein solches Projekt fordert?
Ich denke es fehlt hier einfach der Anspruch an Professionalität. Gut ist in unserer Szene meist gut genug.
Nachdem du schon auf der ganzen Welt unterwegs warst und unzähle verschiedene Menschen getroffen hast, verrate uns doch, wer dich in den letzten Jahren am meisten beeindruckt hat und warum?
Es ist unmöglich das Erlebte auf ein Abenteuer zu reduzieren, aber die Reise nach Peru und Chile vor ein paar Monaten war auf allen Ebenen sehr beeindruckend. Es sind Länder am anderen Ende der Welt und vieles ist so verblüffend ähnlich, genau wie vieles so erfrischend anders ist.
Warum funktionieren die Nachtmahr-Bühnenshows so gut und ziehen so viele Leute an? Liegt es an den hübschen Frauen, an den Uniformen oder an der Gesamtperformance? Wie wichtig ist es für einen Künstler bei seinen Auftritten zu variieren?
Man sieht unseren Shows an mit wie viel Sorgfalt und Detailverliebtheit sie geplant sind und wie viel Freude wir daran haben, diese jeden Abend auf die Bühne zu bringen. Nur so können wir die immense Energie transportieren und das Publikum dermaßen in den Bann ziehen. Es ist nichts gespielt. Wir sind 100% authentisch und leben unsere Kunst.
Und was macht eine Uniform eigentlich sexy?
Die Macht die ihr inne wohnt.
Letzte Worte an die Fans bevor es in gut zwei Wochen nach München geht:
Macht euch auf etwas gefasst!
Tourdaten:
21.09.2018 – München, Backstage
22.09.2018 – Dresden, Reithalle
23.09.2018 – Berlin, Frannz
28.09.2018 – Oberhausen, Kulttempel
29.09.2018 – Hannover, Subkultur
05.10.2018 – Erfurt, From Hell
06.10.2018 – Frankfurt, Das Bett
Tickets bekommt Ihr an allen bekannten Vorverkaufsstellen und natürlich bei Eventim.
Ihr möchtet zu den jeweiligen Fantreffen? Dann meldet Euch bitte hier für das Fantreffen Ost und hier für das Fantreffen West an.
Einfach nur schlimm!
Was soll derartige Musik und Maskerade uns eigentlich sagen? Ich verstehe es leider nicht.
Einfach nur dumm. Traurig, dass derartige Bands eine Plattform bekommen.