Heute haben wir vier komplett unterschiedliche Platten mitgebracht. Vom Synthesizer-Fest รผber den Popgroรmeister und zurรผckgekehrte Post-Punk-Pioniere bis hin zur Electropoprรคtselvideoelfe.
Wir beginnen mit einem Fest fรผr die Anhรคnger vertrรคumter Synthesizerlandschaften. John Tejada hat sich mal wieder im sonnigen Los Angeles ins dunkle Studio verkrochen und fรผr sein bereits zwรถlftes Studioalbum jede Menge analoger Gerรคtschaften zum Tanz gebeten.
Und die Sounds auf โSigns Under Testโ, fรผr das Tejada sogar wieder mit gutem altem Tapematerial gearbeitet hat, sind eine Freude fรผr die Kopfhรถrer. Er mischt mรผhelos Tech-House, Detroit-Techno und poppige Momente ineinander und erzeugt einen stets eleganten Fluss. Und liefert neben dem starken Sound auch noch melodiรถse Stรผcke mit.
Das Klangbild wirkt dabei niemals รผberladen, sondern immer klar und auf wesentliche Elemente konzentriert. So dรผrften die Bleeps auf โY 0 Whyโ auch einem Herrn Gore gefallen, die Synth-Stabs in โR.U.R.โ erfreuen den Kraftwerk-Freund. Tejada setzt markante Breaks, wo sie hingehรถren (โRubricโ), verliert die Tanzflรคche nicht aus den Augen (โEndorphinsโ) und lรคsst immer wieder die Klangschรถnheit siegen. – 8 von 10 Synthie-Fanfaren
P.S. Live am 03.04.im Tresor, Berlin!
Now to something ziemlich different. Nรคmlich zum (Ex-?)Oasis-Mastermind Noel Gallagher, den man erstens natรผrlich nicht mehr vorstellen muss und der nun zweitens sein, genau, zweites Soloalbum mit den High Flying Birds eingespielt hat. Und auf โChasing Yesterdayโ lรถst Gallagher sich noch stรคrker von seiner groรen (Ex-?)Band als bisher, ohne diese jedoch zu leugnen.
Gleich zu Beginn setzt er mit dem groรartigen Fast-Sechs-Minรผter โRivermanโ ein Ausrufezeichen. Fรคngt an wie auf โWonderwallโ, verlรคuft dann ganz anders und grรคbt plรถtzlich nicht ein, nein, zwei Saxophonsoli aus. Die erste Single โIn The Heat Of The Momentโ ist dann wieder einer dieser unverschรคmt eingรคngigen Songs (inklusive Nanananana-Chor), wie sie kaum noch jemand schreibt. โThe Girl With X-Ray Eyesโ verbindet Oasis‘ โThe Masterplanโ mit einer Bowie-โStarmanโ-Hommage, bevor das kabolzige โLock All The Doorsโ aber mal dermaรen nach den frรผhen Oasis klingt.
Und das war nur der Anfang. Zwischen zwei herzwรคrmenden Balladen (โThe Dying Of The Lightโ, โWhile The Song Remains The Sameโ) liefert Gallagher das erstaunliche, von ihm selbst als Spacejazz bezeichnete โThe Right Stuffโ ab, lรคsst dann staubigen Riffrock (โThe Mexicanโ) vom Stapel und landet ganz zum Finale mit โBallad Of The Mighty Iโ noch einen fetten Singlehit, unterstรผtzt von Johnny Marr und saftigen Beats. – 8 von 10 โWho the fuck is Liam?!โ-Momenten
Die bereits seit 1977 existente Gang Of Four hat damals den Post-Punk mitbegrรผndet. Als nach รผber anderthalb Jahrzehnten Funkstille 2011 plรถtzlich das Comeback โContentโ erschien, konnte auch die Jugend hรถren, dass es zackige Riffs und Sounds auch schon vor Bloc Party und Franz Ferdinand gab. Nun ist mit โWhat Happens Nextโ das zweite Album nach der Rรผckkehr erschienen. So eine enge Gang war man aber wohl nicht mehr. Denn obwohl das immer noch vier Leute sind, ist von der Urbesetzung mittlerweile nur noch Gitarrist und Hauptsongwriter Andy Gill รผbrig.
Dieser teilt sich nun eben den Gesang mit John โGaolerโ Sterry, hat aber gleichzeitig den klugen Weg beschritten sich Gastsรคnger in die Bande zu holen. Und die sind namhaft: Allison Mosshart (The Kills) darf gleich zweimal die kantigen Songs, die nach wie vor von markanten Gitarren- und Basslรคufen getragen werden, vortragen, dazu kommen Robbie Furze (The Big Pink), Gail Ann Dorsey und, man hรถre und staune, Herbert Grรถnemeyer.
Jener darf seinen, von Synthesizern bestimmten und fรผr Gang Of Four sehr untypischen Song gleich zweimal prรคsentieren โ wobei die englischsprachige Version (Gesang! Kein Geknรถdel!) die deutsche รผberragt. Ja, und apropos untypisch: Diese Band ist, das deutet nicht nur der Albumtitel an, auf dem Weg zu neuen Ufern. Da fehlt so ein wenig das Bedrohliche, die Aggressivitรคt frรผherer Alben. Andererseits klingt das alles trotzdem gut und interessant, mal sehen, wo das noch hinfรผhrt. – 7 von 10 Bandwechseln
https://youtu.be/qkAHJFGcyGQ
P.S. Live am 23.04. im C-club, Berlin
Das war schon was, als damals plรถtzlich diese rรคtselhaften Videoschnipsel bei YouTube auftauchten. Ein komisches Waldwesen, coole Sounds und groรe Namen, die dahinter vermutet wurden. Schlieรlich stellte sich Iamamiwhoami als das Projekt der Schwedin Jonna Lee (mit ihrem Produzenten Claas Bjรถrklund) heraus, und schlieรlich gab es sogar so etwas Normales wie Konzerte.
Auch zu ihrem dritten Album โBlueโ verfolgte die Schwedin wieder das mittlerweile bekannte Konzept. Nach und nach tauchten zu allen Songs Videos im Netz auf, und natรผrlich ergeben diese zusammen wieder einen kunstvollen Film. Dieses Mal spielt alles im und am Wasser und ist landschaftlich hรถchst reizvoll und inhaltlich vielseitig auslegbar (Wen oder was stellt die Kรผnstlerin dar? Was wollen diese in schwarze Ganzkรถrperkondome gekleideten Mรคnner von ihr?).
Doch funktioniert die Musik auch ohne das Visuelle? Nun, das bleibt sicher ein Schwachpunkt von Iamamiwhoami โ fรผr sich fehlt den Songs und Sounds ein bisschen das Alleinstellungsmerkmal, bleibt manchmal zu wenig hรคngen. Die Kaufempfehlung gilt daher vor allem fรผr das Paket mit DVD. Aber trotzdem ist auch der dieses Mal vielleicht etwas eingรคngigere Electropop hรถrenswert und lรคdt zum schwelgerischen Trรคumen ein. – 7 von 10 Trauminseln
fountain from To whom it may concern. on Vimeo.
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