Sie sind Legenden der Popmusik. Sie hatten Hits ohne Ende. Sie verรถffentlichen Platten seit 1981. Sie sind nicht Depeche Mode. Sie sind Duran Duran. Und sie sind (wieder einmal) zurรผck.
„Red Carpet Massacre“ heiรt das gelungene neue Werk der Herren Simon LeBon, Nick Rhodes, John Taylor und Roger Taylor.
Doch zuvor zรผnden wir eine Kerze am Altar der Musikgeschichte an fรผr Songs wie: „Girls On Film“, „Hungry Like The Wolf“, „Save A Prayer“, „The Reflex“, „Wild Boys“, „A View To A Kill“, „Notorious“, „Ordinary World“, „Come Undone“. Das wรคren sie, die vielleicht grรถรten Hits (Auslassungen persรถnlicher Lieblingsstรผcke mag der geneigte Fan verzeihen). Wenn man nun allerdings auf deren Erscheinungsdaten blickt, ist ein gewisses Gefรคlle nicht zu leugnen. In den 80ern hagelte es Klassiker, vielleicht mehr auf Single-, als auf Albumebene (wo sich schon immer der eine oder andere Schwachpunkt finden lieร). Aus den 90ern stammen nur die letzten beiden der genannten Songs, vom lange Zeit letzten wirklich guten DD-Werk, „The Wedding Album“ (1993). รber die Zeit danach sollte man musikalisch streckenweise den Mantel des Schweigens decken. Dann folgte 2004 ein kleines Ausrufezeichen: „Astronaut“ hieร es, die Band war wiedervereinigt, wiedererstarkt und landete einen Achtungserfolg. Mehr allerdings nicht, ein รberflieger war das Werk auch nicht.
Doch 2007 heiรt es: Staunen รผber diese nicht mehr ganz jungen Herren, die mit „Red Carpet Massacre“ dermaรen die Hand am Puls der Zeit haben, dass es nur so, รคh, bounced. Gute Entscheidung Nr. 1: Altmitglied Andy Taylor ist (nicht zum ersten Mal) raus, sein zunehmend uninspiriertes Gegniedel werden wohl nur wenige vermissen. Gute Entscheidung Nr. 2: Man hat bei der Wahl der Produzentenpartner deutlich mehr Gespรผr bewiesen als zuletzt. Die Hotspots der internationalen Charts schlechthin outeten sich als Fans und werkelten an ein paar Stรผcken mit – die Herren Timbaland und Timberlake. Dazu Timbaland-Schรผtzling Nate Hills, der hier wohl im Hintergrund die Fรคden zusammenhielt und sehr gut weiร, wie man einen modernen Beat bastelt.
Der Beat. Ja, darum geht es hier. Es ist eine richtige Dance-Pop-Platte geworden. Die eigentlich in den Charts einschlagen mรผsste wie eine Bombe. Dass dies in den ersten Tagen nach Verรถffentlichung nicht passierte, ist womรถglich einer fatalen Fehlentscheidung (Seitens der Band? Oder doch eher der Plattenfirma?) anzulasten. „Falling Down“ als erste Single ist ein klarer Missgriff. Als Single, wohlgemerkt, der Song an sich ist ein wundervolles Stรผck Popmusik (mit einem weiteren dieser groรartigen Duran-Duran-Film-Videos dazu), das sich nur schwer aus den Gehรถrgรคngen schrauben lรคsst. Klassisches Duran Duran, trotz Co-Autor Timberlake. Aber mit Blick auf aktuelle Geschmรคcker (und Verkaufszahlen) hรคtte sich vermutlich eine dieser dynamischen Tanznummern besser geeignet, die so am Puls der Zeit liegen.
Ich empfehle fรผr die weiteren Singles: „Nite-Runner„, eine typische Timbaland-Produktion (inklusive Mr. Mosleys Gastvocals), Clubfutter deluxe mit Kuhglocken. Oder auch „Skin Divers„, รคhnliches Kaliber, hier mit einer feinen Gitarrenlinie im Hintergrund. Weitere Beispiele fรผr ein รผberraschend temporeiches Album gefรคllig? „The Valley“ (beatlastiger Opener, der gleich die Richtung vorgibt), „Red Carpet Massacre“ (Strophe Electro-Beats, Refrain sehr rockig), „Tempted“ (Ha! Erwischt! Klingt auch nach Timbaland, der hatte da aber seine Fingerchen gar nicht dran. Staunste?!) und „Zoom In“ (Electro-Pop vom Feinsten mit starkem Schlagzeug). Gut, melodiemรครig reicht es vielleicht nie ganz an die Sternstunden der Bandgeschichte heran, aber Ausfรคlle – und das ist selten auf DD-Platten – gibt es kaum. Auch die ruhigeren Stรผcke – wie das wunderschรถne Akustiklied „Box Full O’Honey„, das schmachtende „She’s Too Much“ oder der ruhige Abschluss „Last Man Standing“ – wissen zu gefallen.
Fazit: Man war skeptisch und hรคtte mit so etwas wirklich kaum noch gerechnet, aber: Duran Duran kรถnnen es noch, liefern mit „Red Carpet Massacre“ eines der durchgรคngigst hรถrbaren Alben ihrer Karriere ab und hรคtten (Kandidaten gibt es hier genug) mal wieder einen richtig groรen Hit verdient.
[Addison]
Toll rezensiert,das album ist wirklich ein ohrwurm geworden.modern und doch irgendwie typisch duran duran,vorallem die stimme von simon lebon kommt super rรผber.kann ich ebenfalls nur empfehlen.dennoch DM forever