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Brockdorff Klang Labor – Mädchenmusik

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Nicht erschrecken, lieber Leser! Mädchenmusik heißt hier nicht: Weichspülerpop ohne Ecken und Kanten. Und Verwechslungen mit Weiberelectro dürfen auch ausgeschlossen werden. Hier geht es eher um Emotionen einerseits und das Spiel mit Stereotypen andererseits. Außerdem einfach und vor allem um ein ganz duftes Electropop-Album.

Leipzig. Szenebekannt durchs Wave Gotik Treffen. Auf der musikalischen Landkarte schwer im Kommen, munkeln so manche (auch und gerade in anderen Bereichen als der dunklen Szene). Dort entstand kurz vor dem Millenium aus einer WG in der Erika-von-Brockdorff-Straße das Brockdorff Klang Labor (der Einfachheit halber: BKL). Veranstaltungen, schräge Auftritte, Performances mit bis zu 12 Aktiven folgten. Ab 2003 wurde gezielt an der (elektronischen Pop-) Musik gearbeitet, man lernte ZickZack-Boss Alfred Hilsberg und den umtriebigen (und musikalisch übrigens höchst wunderbaren) Jens Friebe kennen und fand so eine Labelheimat und musikalische Förderer.

Jetzt hat das BKL also endlich sein Debütalbum vorgelegt. In dieser aktuellen Besetzung: Nadja von Brockdorff (Gesang, Poesie, weibliche Intelligenz), Sergej Klang (Co-Gesang, elektronische Zauberei) und Ekki Labor (noch mehr elektronische Magie).

Was gibt es nun eigentlich auf die Ohren? Tanzbare elektronische Popmusik mit intelligenten (überwiegend deutschen) Texten. Klingt einfach, gibt es aber bislang doch gar nicht so häufig. Dabei gelingt es der Musik in Verbindung mit dem mal weiblichen, mal männlichen Gesang, coole Elektronik aus verschiedensten Gerätschaften mit Wärme in den Melodien und den abwechslungsreichen Vocals zu verschmelzen.

Diverse musikalische Vorlieben sind hier eingeflossen und dürfen wiedererkannt werden: Insbesondere die Zeiten der 80er natürlich, Bands wie New Order oder The Smiths (die hier mit „Some Girls Are Bigger Than Others“ gar gecovert werden und zwar sehr einfallsreich, da würden Ladytron echt staunen) und auch Depeche Mode. DM-Fans dürften ohnehin zweimal Aha-Effekte erleben: Bei der Radiocollage am Ende des Albumhighlights „Grenzenlos war“ (Ausgezeichneter, sehr tanzbarer Pophit!) und bei der Melodieführung in den Strophen des „Stehaufmann„. Sehr geschickt, die Dame und die Herren! Aber auch die 90er (britischer Wave-Pop) und die 00er Jahre (viele frische Sounds) haben ihre Spuren hinterlassen.

Weitere Höhepunkte? Sicherlich der unwiderstehliche Ohrwurm „Frohe Schritte“ gleich zu Beginn. Im kommenden Frühjahr unbedingt zur Blütezeit hören! Oder das groovende „Breakfast For Cyborgs„. Oder die cool-elektronische „Dusty Bin Lady“ mit lässigem Sprechgesang. Die gefühlvollen „Wenn du willst“ und „Vergessen„. Zum Schluss noch der mitreißende Titelsong, ein Cover (von Baxendale) mit neuem deutschen Text von Meister Friebe, der auch gleich noch mitsingt. Und immer wieder die klugen Texte, die hakenschlagende Geschichten aus verschiedenen Zeiten erzählen oder eben die Gefühlswelt immer mal wieder anders beleuchten.

Fazit: Ein abwechslungsreiches Album, das die Herzen von Electropopfans erfreuen und gleichzeitig für neue Einflüsse erweitern kann und gleichzeitig den Verstand nicht unterfordert. Ein kleiner, großer Geheimtipp! Für Mädchen und Jungs!

(Addison)

BKL live: 19.01. Berlin, Supamolly

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www.brockdorff.com
www.myspace.com/brockdorff

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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