Vier junge Frauen aus Los Angeles legen die Kriegsbemalung an. Doch heraus kommt kein Krach, sondern ein melancholisches Debüt voller schwebender Gitarren, spärlicher Elektronik und verträumter bis verhallter Gesänge. Und doch lauert im Unterholz immer die Gefahr.
John Frusciante wäre gleich mal zu nennen (seines Zeichens Ex-Gitarrist der Red Hot Chili Peppers und riesiger DM-Fan, womit wir gleich mal wieder einen Zusammenhang zu unserer Seite herbeigezaubert haben). Der mischte nämlich vor zwei Jahren die erste EP von Warpaint ab, die einiges Interesse weckte und der Band bereits Supportslots bei Bands wie Yeasayer oder Vampire Weekend bescherte. Dann dauerte es noch etwas, doch nun ist das Debüt von Emily Kokal (Vocals/Gitarre), Theresa Wayman (Vocals/Gitare), Jenny Lee Lindberg (Vocals/Bass) und Stella Mozgawa (Drums/Keyboards) fertig und bestens gelungen.
Weitere Namen sollten erwähnt werden. Die gute Siouxsie und ihre Banshees beispielsweise, denn der verschleppte Postpunk mit weiblichem Gesang erinnert in Momenten durchaus an jene Legenden. Aus der Jetztzeit wären mal wieder The Xx im Gespräch, die sich bereits nach kurzer Zeit als vielfacher Referenzpunkt erweisen. Ach ja, und The Cure sind sowieso nie fern.
Wir sprachen es bereits an: Postpunk. Doch diese Schublade ist viel zu eng. Die Melodien fühlen sich auch in Pop & Wave wohl. Die neun Stücke bewegen sich größtenteils jenseits der Fünf-Minuten-Grenze, da die düsteren Gedanken- und Klangwelten sich in aller Ruhe entfalten wollen. Doch schnell entwickelt sich ein Sog, dem man – einmal verfallen – kaum entrinnen kann/möchte.
Sog heißt auf Englisch übrigens (u.a.) „Undertow“, womit wir bei einem der Highlights des Albums angelangt sind. Wer sich in diese schwermütige Perle nicht verliebt, der braucht den Rest auch nicht zu hören. Das gemächlich startende „Set Your Arms Down“ mit seinen klingelnden Gitarren, das magische „Shadows“ mit seinen schwer kämpfenden Schlagzeugsalven (der raffinierte Schlagzeugeinsatz ist ein echtes Stilmittel bei Warpaint) oder das sich steigernde und mit einigen Synthesizerspielereien aufwartende „Majesty“.
Schon wieder ein großartiges Debüt in diesem Jahr. Düster, träumerisch und irgendwie leicht bedrohlich. Nicht weglaufen, kaufen!
(Addison)
Warpaint „Undertow“ from maudegone on Vimeo.