Kann man nach drei Alben schon eine Regelmäßigkeit erkennen? Wenn ja, dann erscheint das nächste Notwist-Album erst 2020. Was eine Schande wäre, denn auch dieses Mal setzt eine der besten deutschen Bands Maßstäbe zwischen Experiment, Electro und Indie.
The Notwist gibt es nun schon so lange, wie die Mauer gefallen ist. Von krachigen Gitarren mit den Wurzeln im Hardcore entwickelten sie sich, hauptsächlich dem Hinzukommen von Elektronikbastler Martin Gretschmann (Console u.a.) geschuldet, ab Mitte/Ende der 90er zunehmend in elektronische Richtungen. Dem Indie-Publikum ab „12“ (1995) oder zumindest „Shrink“ (1998) bekannt, gelang der große Durchbruch mit dem Meilenstein „Neon Golden“ (2002). Mit Hits wie „Pick Up The Phone“ oder „Pilot“ und einem innovativen Sound zwischen knisternder Elektronik und gitarrenbasiertem Pop.
Danach brauchten die Perfektionisten sechs Jahre bis zum Nachfolger „The Devil, You + Me“, der jenen Erfolg zwar nicht unbedingt wiederholen konnte, es aber auch gar nicht darauf angelegt hatte. Stattdessen entwickelte die Band sich und ihr Musikverständnis in aller Ruhe immer weiter – und genau das ist den Acher-Brüdern, Gretschmann und ihren Studiohelfern nun auf „Close To The Glass“ erneut gelungen.
So weit wie hier haben The Notwist (aus Weilheim, das muss ja immer wie ein Trademark mit erwähnt werden) ihre Flügel noch nie ausgebreitet. Ein homogenes Album, das trotzdem eine enorme Bandbreite aufweist und das es vollbringt, den Hörer fast mit jedem Song an irgendeiner Stelle zu überraschen.
Zu Beginn werden erst einmal „Signals“ gesendet. Es knarzt, es fiept, es kratzt, eine wahre Freude für die Kopfhörer. Dazu singt Markus Acher mit seiner unverändert sanften und nach wie vor eigenwilligen Stimme. Mit dem Titelsong nehmen die Brummfürze (für dieses Wort werden wir dem Spiegel ewig dankbar sein) mehr Fahrt auf, die Beats donnern geradezu. Doch immer ist auch eine feine Melodie in der Nähe.
Voll die Elektronikplatte also? Hätte man fast gedacht, donn dann kommt die Single „Kong“, und die ist plötzlich geradlinigster Indierock (aber trotzdem elektronisch unterfüttert) mit richtig Dampf auf dem Kessel. Noch direkter und richtig krachig-rrrockig wird es später gar in „7-Hour-Drive“, doch dazwischen war man außerdem noch Richtung Portishead („Into Another Tune“), Indiepop („Casino“) und Minimalelectro („From One Wrong Place To The Next“) unterwegs.
Und hintenheraus wird keineswegs locker gelassen, im Gegenteil, der Hörer ist bis zum Schluss gefordert. „Run Run Run“ vereint Pop und Techno, „Steppin‘ In“ erlaubt als geigerverstärkte Ballade kurzes Durchatmen, bevor man mit „Lineri“ ein neunminütiges elektronisches Instrumentalepos vom Stapel lässt. Mit dem von warmen Sounds durchzogenen Finale „They Follow Me“ weiß man schließlich: Wieder eine Notwist-Platte, an der man sich jahrelang festhalten kann. Schlimmstenfalls bis 2020.
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P.S. Und hier noch die Tourdaten:
Mar. 10 – Stuttgart, DE – Wagenhallen
Mar. 11 – Lyon, FR – Epicerie Moderne
Mar. 12 – Nantes, FR – Stereolux
Mar. 13 – Paris, FR – La Maroquinerie (SOLD OUT)
Mar. 14 – Lille, FR – Le Grand Mix
Mar. 15 – Manchester, UK – The Deaf Institute
Mar. 16 – Glasgow, UK – Mono
Mar. 17 – Bristol, UK – The Fleece
Mar. 18 – London, UK – Village Underground
Mar. 19 – Brussels, BE – Botanique
Mar. 20 – Cologne, DE – E-Werk
Apr. 05 – Milano, IT – Magnolia
Apr. 06 – Foligno, IT – Serendipity
Apr. 07 – Roma, IT – Auditorium Parco della Musica
Apr. 08 – Bologna, IT – Estragon
Apr. 09 – Padova, DE – Mame
Apr. 10 – Ljubijana, SK – TBA
Apr. 11 – Zagreb, HR – Mochvara
Apr. 12 – Linz, AT – Posthof
Apr. 13 – Munich, DE – Circus Krone
May 25 – Berlin, DE – Astra
May 26 – Berlin, DE – Astra
May 27 – Hamburg, DE – Laeiszhalle
May 28 – Amsterdam, NL – Melkweg
Jun. 28 – St.Gallen, CH – Open Air St. Gallen (SOLD OUT)
July 19 – Graefenhainichen, DE – Melt! Festival