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Review: Woods Of Birnam – How To Hear A Painting

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Ambitioniert. Das ließ sich von Anfang an über Woods Of Birnam sagen. Ob man Hamlet vertont, bei Babylon Berlin mitspielt und -musiziert oder doch einfach mal Popmusik aufnimmt. Und nun noch ein synästhetisches Opus, das jetzt schon ein heißer Kandidat für den besten Albumtitel des Jahres ist.

Bei der Besprechung zum letzten Album „Grace“ hatten wir die Band bereits vorgestellt, also hier nur in Kürze. Personell: Polarkreis 18 minus Felix Räuber plus Christian Friedel (sonst auch als Schauspieler tätig, siehe eben u. v. a. Babylon Berlin). Musikalisch aber schon ganz woanders unterwegs. Das reicht von Klassik über Pop und Rock bis hin zu elektronischen Sounds.

Das neue Album ist dabei unbedingt im Zusammenhang mit den Alten Meistern zu betrachten. Ende Februar wurde deren Galerie im Dresdner Zwinger frisch saniert wiedereröffnet – und Woods Of Birnam spielten zur Eröffnung. Den Auftritt kann man sich übrigens hier ansehen, dort wird das Album zu dem audiovisuellen Kunstwerk, als das es konzipiert ist:

https://youtu.be/aHyDIMR7nbw?t=738

Aber auch ohne die zugehörige Optik funktioniert „How To Hear A Painting“ prächtig. Die zwölf Songs plus zehn Interludes (inkl. Intro und Outro) wurden wieder mit Olaf Opal aufgenommen, zusätzlich wurde Sven Helbig (der u. a. schon mit den Pet Shop Boys und Rammstein gearbeitet hat) für die Orchesterarrangements mit der sächsischen Staatskapelle Dresden engagiert.

Dementsprechend gibt es viele klassische Elemente, insbesondere in den Zwischenstücken. Aber keine Sorge, der reine (Pop-)Song kommt nicht zu kurz. Die knackige Vorabsingle „The Machine“ (das Gemälde zum Lied: „Juno in der Unterwelt“ von Jan Brueghel d. Ä. u. Johannes Rottenhammer – keine Bange, wir zählen jetzt nicht alle Bilder auf, stattdessen verweisen wir gerne auf die dem Album zugehörige App) stürmt wuchtig, fast punkig, nach vorne. „The Wind“ weckt Erinnerungen an die guten, alten Blackmail.

Bei „Indulgence“ kommen – neben den Streichern – erstmals die elektronischen Elemente stärker zum Tragen, „How Many“ wird vor allem von den Percussions angetrieben, „Dark World Down“ packt 80er-Rock, Spoken-Word-Passagen (hier wechselt Friedel vom Englischen ins Deutsche) und Pink-Floyd-Elemente in einen Song.

Bei „A Ship“ wummern plötzlich harte Beats durch die Galerie, zu denen Friedel erneut die Strophe auf Deutsch spricht (was so irgendwie eindringlicher wirkt) und den Refrain dann auf Englisch singt. Und mit „Doors“ versteckt sich im letzten Albumviertel noch ein wunderschöner Popsong in diesem Rundum-Kunstwerk.

PS: Es ist generell empfehlenswert, Künstler auf der Plattform Bandcamp zu unterstützen. Woods Of Birnam bieten beispielsweise hier das neue Album in der Vinyl Deluxe Box an (die neben schickem Vinyl, CD und prächtigem Booklet auch zwei Eintrittskarten für die Alten Meister in Dresden enthält!). Ein besondere Empfehlung für heute (Fr, 20.03.20), denn an diesem Tag verzichtet Bandcamp auf seinen Verkaufsanteil, d. h., die Künstler bekommen wirklich die Einnahmen.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

Woods Of Birnam – How To Hear A Painting“ bestellen: Amazon

www.woodsofbirnam.com

www.facebook.com/birnamwoods

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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