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Review: Joe Goddard – Electric Lines

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Letztens im Prince Charles, einem jener schönen, kleinen, schwimmbadartigen Clubs in Berlin. Dass Joe Goddard prägendes Mitglied einer der wichtigsten elektronischen Bands der letzten Jahre ist – und das sind Hot Chip eindeutig –, hat sich wohl nicht überall herumgesprochen. Aber ein intimer Gig ist ja auch etwas Feines. So wie sein Soloalbum.

Was übrigens nicht sein Solodebüt ist. Das gab es schon 2009, doch „Harvest Festival“ war eher eine lose Tracksammlung, inhaltlich mehr oder weniger durch lustige Obstnamen verbunden. Markanter waren später einzelne Solosingles, von denen „Gabriel“ (2011) mit Sängerin Valentina – die auch hier wieder auf einem Track singt und Goddard live unterstützt – schon so etwas wie einen kleinen Clubhit darstellte.

Außerdem war Goddard neben Hot Chip noch als The 2 Bears (mit Raf Rundell), als Remixer (u.a. für Kraftwerk, New Order und die Chemical Brothers), Produzent und Labelinhaber (Greco-Roman) tätig, der Mann leidet also kaum unter Beschäftigungsmangel. Trotzdem fand sich nun noch Zeit für ein „richtiges“ Soloalbum – und diese „Electric Lines“ seines Euroracks hat er mal echt fein verkabelt.

Live stellt das eine eigenwillige Mischung aus Songs (zu Beginn und Ende des Auftritts) und DJ-Set (dazwischen) dar, auf dem Album greift alles hingegen bestens ineinander. Dank verschiedenster Gäste ist das auch äußerst vielseitig (auch wenn man sich Goddards angenehme Stimme fast ein bisschen öfter selbst im Vordergrund gewünscht hätte), bringt House, Electropop, Dance, Soul und mehr zusammen und bleibt trotzdem harmonisch.

Eine geschickte Klammer um das Album bildet die Stimme von Slo alias Jess Mills. Die erklingt nämlich auf den beiden eingängigen Stücken am Anfang und Ende. „Ordinary Madness“ lädt eher entspannt in die Soundwelten Goddards ein, „Music Is The Answer“ hingegen setzt zum Schluss das große Ausrufezeichen mit einem der bisher schönsten elektronischen Popsongs des Jahres.

Doch dazwischen kann man noch einiges mehr entdecken. „Lose Your Love“ beispielsweise. Mit einem markanten Sample von „I Don’t Wanna Lose Your Love“ von The Emotions aus dem Jahre 1976, das bereits 1990 Primal Screams Hit „Loaded“ veredelte. Außerdem kann man in einer Synthesizerlinie durchaus Coldplays „Clocks“ wiedererkennen. „Home“ hingegen bringt Soul in die Elektronik und klingt nicht zuletzt dank Daniel Wilsons Gesang ein wenig nach Fritz Kalkbrenner.

Ein weiterer Albumhöhepunkt ist „Human Heart“, gesungen von bereits erwähnter Valentina und einfach zauberhafter Electropop, der auch der am Ende übernehmenden Roboterstimme Gefühl verleiht. Das atmosphärische „Children Of The Sun“ als einer von zwei Tracks mit Iggor Cavalera (Huch, sagt da der Metalfan!), das dub- oder 2-steppige „Truth Is Light“ und natürlich der Titelsong mit Hot-Chip-Stimmchen Alexis Taylor am Mikrofon – alles Volltreffer, wie diese gesamte Reise durch die Sounds zwischen Sofa und spätnächtlicher Tanzfläche.

Was Joe Goddard uns im Interview zu erzählen hatte, könnt ihr in wenigen Tagen auf unseren Seiten lesen.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (4/5)

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http://www.facebook.com/JoeGoddardOfficial

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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