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Review: Duran Duran – Future Past

Chamäleon, das. Plural: Chamäleone? Chamäleonse? Nee, der Duden sagt Chamäleons. Na dann sind Duran Duran halt Chamäleons. Die ihre Klangfarben im Verlauf ihrer 40-jährigen Diskografie schon häufig gewechselt haben, mitunter sehr überraschend. Dabei aber stets unverwechselbar blieben.

Machen wir es kurz: Auch „Future Past“ bietet wieder neue Facetten des duranduranschen Schaffens. Das allein, dieser Mut der Herren Le Bon, Taylor, Taylor und Rhodes (um nur die wesentlichen und auch aktuellen Mitglieder zu nennen), ist bewundernswert. Auch wenn nicht jeder Fan oder Hörer allen Schaffensphasen folgen mochte.

Was ist denn nun dieses Mal anders? Nun, man hat wieder mit neuen Kräften kollaboriert. Und da DD keine Allerweltsband sind, sind auch die Gäste namhaft – und sowohl topaktuell als auch musikhistorisch interessant.

Drei (Co-)Produzenten hat man neben sich gelassen, bei neun der zwölf Stücke war das Erol Alkan, der nicht nur mitproduziert, sondern auch mitgeschrieben hat und sich als DJ und elektronischer Hansdampf in vielen Gassen auskennt. Dazu Joshua Blair, den die Band bereits von den Aufnahmen zu „All You Need Is Now“ kannte, und der hier mit dem verträumten „Wing“ an einem kleinen Höhepunkt beteiligt ist, mitgeschrieben vom damaligen Chefproducer Mark Ronson. Und dann wäre da noch die Discolegende Giorgio Moroder, der in der Albummitte „Beautiful Lies“ und „Tonight United“ gnadenlos (und durchaus grenzwertig) cheesy in die tiefsten 80er zurückfeuert.

Weiter stark am Songwriting beteiligt: kein Geringerer als Graham Coxon von Blur bei der Hälfte der Stücke (eigentlich schade, dass er nicht ein paar markantere seiner brillanten Gitarrenspuren beigefügt hat). Und dann die Featurepartner am Mikrofon: Tove Lo, Ivorian Doll, Chai (plus diverse Backgroundvokalistinnen).

Puh. Viele Personen. Und vielleicht auch zu viele. Denn das Album krankt hier und da an ein bisschen zu viel. Zuckerguss. Refrain-Overkill. Produktionspower. Stimmen. Input. Zu viel „Anniversary“-Geschrei in „Anniversary“ (aber schickes Video!). Zu viel Kitsch im Titelsong.

Aber andererseits merkt man den reifen Herren durchweg eine enorme Spielfreude an. Die haben einfach Spaß an dem, was sie tun – und das steckt an (Anm. d. Red.: Nicht von Ansteckung schreiben! Ups!). Und ein paar starke Songs haben sie ja eh immer auf Tasche. Vom fantastischen Vorboten und Opener „Invisible“ über das cool groovende „All Of You“, das bereits erwähnte „Wing“, das grandios schwelgerische „Nothing Less“ und das ehrwürdige Finale „Falling“, mit Mike Garson am Piano.

So verlängert sich die Liste der tollen Duran-Duran-Songs also immerhin um ca. fünf Stücke. Das ist nicht wenig. Und der Rest ist auch in Ordnung.

Depechemode.de-Wertung:
★★★★★ (3.5/5)

„Duran Duran – Future Past“ bestellen:

www.duranduran.com

www.facebook.com/duranduran

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

4 Kommentare

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  1. Lieblingstrack: "Future Past" <3 <3 <3

    Ich finde die Politik, nur den Leuten die die Deluxe Edition kaufen die volle Track-Zahl zu spendieren und die Vinyl-Ausgaben derartig runterzuschrauben ehrlichgesagt nicht so toll, auch deswegen weil es überall verschwiegen wird, dass man das komplette Album nur mit der Deluxe-Variante bekommt.

    Obendrein: kein Lyrics-Aufdruck auf dem Innencover und insgesamt 6 Songs weniger bei der Vinylasugabe – da war ich als „Vorbesteller“ schon ein kleines wenig enttäuscht ehrlichgesagt. Wäre doch evtl. wirklich eine schönes Doppel-LP geworden… eine in Rot eine in Gelb/Grün usw.
    Man würde sich freuen wenn die „Liebe“, mit der man sich heutzutage Vinyl-Alben kauft künstlerseitig in der Gestaltung der Alben reflektiert findet. Es gibt hier immer wieder auch gute Beispiele – z.B. Mjir fällt zum Beispiel „Tomorrow’s Harvest“ von Boards of Canada oder „Pale Green Ghosts“ von John Grant ein, wo man sich mit der Gestaltung des Vinyl-Albums mal Mühe gegeben und damit den Genuß definitiv erhöht hat.

    Die Songs auf „Future Past“ finde teilweise ganz toll, eigentlich fühlt sich nichts auf dem Album direkt „billig“ an – ähnlich wie A-Ha besteht Duran Duran offensichtlich aus Musikern mit soliden Talenten, das auch nach Jahrzehnten noch aus allen Ecken sprüht, und die vielen Gastmusiker verstärken noch die Vielseitigkeit.

    Besonders gefallen hat mir „Future Past“ mit seinen ganzen melancholischen und doch glänzenden Direktzitaten des 80ies Glamour und „Invisible“ mit den deutlich vernehmbaren Echos von „Notorious“… aber auch „More Joy“ mit Chai gefällt mir wirklich gut (ich finde Chai auch allein einen ganz tollen Act der mir relativ Zuverlässig gute Laune verschafft)

    Nur leider hat man bei der Produktion offensichtlich versucht die „Knalligkeit“ des Albums auf 150% zu schrauben und dabei den Bogen m.A.n. total überspannt … jedenfalls sind meine Ohren auch immer wieder froh wenn es vorbei ist und mir Simon LeBon nicht mehr so penetrant alarmsirenenartig in die Ohren jault – klingt jetzt vielleicht ein bisschen gemein, aber tatsächlich ist es so, dass ich diese Scheibe definitiv (anders als bspw. das neue Abba-Album) als Dauerschleife ertragen würde aus rein klanglichen Gründen – es klingt wirklich aufdringlich.

    Ich weiss nicht ob es bei der CD/Deluxe-Version von der Songreihung her runder läuft, aber in der Tat wirkt das Album eher wie eine Ansammlung von Einzeltracks als ein kohärentes Album – jedes Stück knallt auf seine Weise, aber eine „durchgehende Party“ kann es nicht sein, dazu ist es zu sehr Dauer-Alarmsirene (das hauptsächliche verbindenden Element scheinbar (?)). Zur einsamen 80ies-Melancholie an düsteren Winterabenden ist es aufgrund der nur ganz wenigen entspannten Sounds ebenfalls nicht geeignet.
    Am Besten genießt man die Songs wohl einzeln eingesprenkelt in eine Playlist anderer Sachen… ein kurzer Moment „Ah… Duran Duran sind wieder da, toll“… und dann aber erst wieder was anderes, damit man nicht den Dauerknall bekommt.

    Ein Album für den Moment wo man sagt: Durchbohrt mich mit euren spitzigen Klangpfeilen und euren Alarmsirenenvocals und übertönt alle Stimmen in mir, ihr Brutalokrieger des Post-80ies-Glam!!!

    :D

  2. Tolles Album, nur blöd oder clever…

    Das man, den meiner Meinung nach besten Song, nur auf CD der Deluxe Edition findet. „Laughing Boy“.

    • Ein bisschen ist diese Track-Politik, als ob man in der Pizzeria sagen würde „auf der kleinen Gemüsepizza sind keine Oliven drauf“

Kommentare sind geschlossen.

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