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Querbeats – Songwriter-Special

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querbeats Der Herbst ist da, die nächtlichen Temperaturen erreichen die Gefriergrenze – es wird Zeit sich wärmenden Gedanken hinzugeben. Da liegt es doch nahe, sich einmal mit ein paar Neuerscheinungen aus dem Bereich der überwiegend akustischen Singer/Songwriter-Zunft zu beschäftigen. Dänische Trentemøller-Kollaboratorinnen, stille und assyrische Schweden sowie singende Innuit helfen dabei.

Auf dem hervorragenden aktuellen Album von Anders Trentemøller erklang ihre Stimme auf der Single „Sycamore Feeling“. Bei den anstehenden Trentemøller-Konzerten wird man Marie Fisker auch sehen und hören können. Nun erscheint ihr Debütalbum, in der dänischen Heimat schon seit vorigem Jahr erhältlich, auch bei uns.

Die Musik der Kopenhagenerin ist schnell erklärt. Klassischer Songwriter-Pop ist das, einfach, aber wirkungsvoll instrumentiert, mit akustischer und/oder Slide-Gitarre und wenig Beiwerk. So etwas hören wir hier sicherlich eher nur gelegentlich, aber ab und zu trifft so etwas eben auch mal den richtigen Nerv.

Und dann kann man sich in dieser stets leicht düsteren Atmosphäre irgendwie, ja, wohlfühlen. Wobei das tragende Element natürlich diese tolle Frauenstimme ist, rau, manchmal fast brüchig, aber doch immer auch warm und gefühlvoll. Innerhalb seines Genres jedenfalls ein gelungenes Album.

Wir reisen weiter nach Norden, nach Schweden, und bleiben leisetreterisch. Ein Album, das wohl mal wirklich hält, was der Titel verspricht. Es gibt jedoch durchaus Veränderungen in der Art der Musik.

Linus Lutti hatte vor her das Projekt „Already An Idiot Kid“, nennt sich mittlerweile aber eben Little Children. Er macht sehr langsamen, stillen (Kammer-)Pop, der aber bei genauerem Hinhören vergleichsweise reichhaltig instrumentiert ist. Klassische Instrumente, Klavier, Glockenspiel, Flöte tauchen auf und huschen gleich wieder aus dem Bild und immer wieder unterstützen dezente elektronische Elemente den Sound.

Darüber singt Linus mit zarter, hoher Stimme seine melancholischen Lieder und schafft eine besinnliche Stimmung, in die man sich, sofern man möchte, sanft betten kann.

Wir bleiben in Schweden, legen aber, um nicht zu tiefententspannt zu werden, etwas an Tempo und Power zu. Ninos Dankha, das klingt nicht nach Schweden, was daran liegt, dass dieser talentierte Musiker seine Wurzeln im Irak hat (was dann auch den Projektnamen erklärt).

Was zunächst auffällt und für Wohlgefallen sorgt: Der assyrische Prinz hat eine großartige Stimme. Man merkt tatsächlich, dass unter den Einflüssen große Namen wie Bowie, Cave und Cohen zu finden sind. Vor allem der Stil von Mr. Cave ist wiederholt als Referenz zu erkennen.

Dazu gibt es fast opulent arrangierte Songs, die zwar im klassischen Songwriting und Folk fußen mögen, aber stets auch viel Pop atmen und als Bonus eine gelegentliche Prise der familiären Wurzeln des Künstlers enthalten. Die melancholische Grundstimmung wird oft von Streichern untermalt, trotzdem gelingt Dankha zwischendurch immer wieder ein kräftigerer, lauter Ausbruch aus der Ruhe.

Eine intensive Platte, die mit jedem Hören Wachstumspotential beweist und hier auch als klarer Tagessieger davongeht.

Zum Schluss kuscheln wir uns wieder richtig ein. Das muss auch sein, denn in Grönland zieht es doch ganz ordentlich. Da kommen ein Lagerfeuer und ein Mann, der mit seiner Klampfe umzugehen weiß, gerade recht.

Simon Lynge soll der erste Innuit sein, der ein Album veröffentlicht. In seinem Heimatort soll es auch nur zwei Alben zum Hören gegeben haben – von Bob Dylan und Simon & Garfunkel. Ob das nun Promofolklore ist oder nicht, es klingt jedenfalls nett und man kann diese Einflüsse (v.a. Simon & Garfunkel) auch sehr gut heraushören.

So singt sich Lynge – mittlerweile von US-Produzenten entdeckt und mit einer ordentlichen und kraftvoll arrangierten Produktion im Rücken – durch schlichte, eingängige, fast fröhliche Folkstücke, die sicher keinem weh tun, aber eben auch recht angenehm anzuhören sind.

(Addison)

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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