Heute schauen wir mal weit über unsere nördlichen Grenzen hinweg, in diese malerischen Länder, wo es im Sommer ewig hell und im Winter ewig dunkel ist. Dreimal Norwegen und einmal Schweden sind im Angebot, wobei die musikalischen Ausrichtungen recht unterschiedlich sind. Von orchestralem Pop über kosmische Disco, dramatischen Kuhglockenrock bis hin zu Elfenpop ist für viele Geschmäcker etwas dabei.
Einar Stray – Chiaroscuro
Der Norweger Einar Stray dürfte zumindest Fans der hier sehr geschätzten Hundreds ein Begriff sein, hat er doch für deren „Variations“ eine glänzende Coverversion ihres „Little Heart“ aufgenommen. Mit „Chiaroscuro“ bringt er uns nun sein Debütalbum nahe.
Und apropos ewig hell/dunkel: Der Albumtitel heißt übersetzt helldunkel, wie passend. Wobei Dunkelheit hier kaum zu erkennen ist, bei der Sonne, die diese nur sieben Stücke in knapp 50 Minuten verbreiten. Stray ist Mitglied des vielköpfigen Künstlerkollektivs Spoontrain und irgendwie scheinen ihn und sein Piano auf diesem Album auch Dutzende von Freunden zu begleiten. Streicher, Percussions, Chöre im Überfluss – und doch wirken die Songs stets intim.
So reichhaltig orchestriert schlagen diese Stücke in ihrer mitunter epischen Länge einen Haken nach dem anderen, vom liebevollen Duett „Yr Heart Isn’t A Heart“ über das stark an Arcade Fire erinnernde „Arrows“ bis zur finalen, fast klassischen Großtat „Teppet Faller“. Eine echte Entdeckung und ein Künstler, den man sich merken sollte.
P.S. Live: 24.02. Wien, 25.02. St. Gallen, 26.02. Innsbruck, 27.02. Regensburg, 25.05. Immergut Festival Neustrelitz
Lindstrøm – Six Cups Of Rebel
Schon wieder nur sieben Tracks und sogar mehr als 50 Minuten. Cosmic Disco nennt sich das, was Hans-Peter Lindstrøm aus Oslo da fabriziert, wobei die Variation dieses Stils hier schon ziemlich weit draußen ist. Auf seinem vierten Soloalbum (er hat sonst u.a. auch Alben mit Prins Thomas und Christabelle aufgenommen) strapaziert er erstmal unsere Geduld mit einem fünfminütigen Orgelintro, auf dem außer dem Georgel mal so gar nix passiert.
Warum dieser Einstieg? Keine Ahnung, denn danach geht es erstmal geradewegs auf die Tanzfläche. „De Javu“ knattert hübsch los und „Magik“ wird noch ein bisschen balearischer. Mit „Quiet Place To Live“ deutet sich endgültig an, dass hier jemand auch die Platten aus dem Umfeld von Ed Banger gehört haben muss.
Doch leider wird es dann immer verwirrender. Bei „Call Me Anytime“ erkennt man viele interessante Sounds, nur passen die irgendwie gar nicht zusammen. Der Titeltrack klingt nach Weltraum, kommt aber nicht auf den Punkt und das finale „Hina“ ist gänzlich außerhalb unserer Sphären. Ein eher enttäuschendes Album.
Lindstrøm – De Javu by Pretty Much Amazing
Kaizers Orchestra – Violeta Violeta (Vol. 2)
Nun zu unseren Lieblingen vom Kaizers Orchestra. Vor einem Jahr erschien Teil 1 dieser faszinierenden Trilogie über eine ziemlich kaputte Familie. Ja, okay, die Texte mögen für unsereins zweitrangig sein, zumal sie wie immer ausschließlich auf Nowegisch vorgetragen werden (das Booklet hilft mit Übersetzungen), aber eine gute Story wie diese sollte schon erwähnt werden.
Musikalisch klingt das wieder einmal längst nicht so tragisch wie der Inhalt, und die Entwicklung der Band von den fässerklopfenden Verrückten zu einem (etwas) geradlinigeren Sound bestätigt sich auch. Damit kommt auch der Einsteiger zurecht. Insbesondere, wenn ihm wie hier gleich zwei solche Hits wie „I Ett Med Verden“ (tolle Pianolinie!) und das mitreißende „Støv Og Sand“ (die Gitarre am Anfang gefällt bestimmt auch Mr. Gore) vor den Latz geknallt werden.
Starke Albumeinstiege beherrschten die Kaizers schon immer – doch die Qualität bleibt auch dahinter gewohnt hoch. Und immer ist irgendwo eine schräge Idee dabei, was den Stücken ihre typische sympathische Schieflage verpasst. Man höre nur „Far Til Datter“ mit seinen Spuksounds und Kinderstimmen. Dem als Kontrast mit „Silver“ ein absoluter Ohrwurm folgt. Kurzum, das Kaizers Orchestra erfüllt die hohen Erwartungen erneut – und lässt uns gespannt auf das Finale der Trilogie warten.
P.S. Live: 08.03. Bern, 09.03. Frankfurt, 11.03. Düsseldorf, 12.03. Leipzig
Kaizers Orchestra – Støv og sand (Live, Øya 2011) from Kaizers Orchestra on Vimeo.
Jennie Abrahamson – The Sound Of Your Beating Heart
Zum Schluss verlassen wir Norwegen und wandern hinüber nach (Nord-)Schweden zu dieser bezaubernden jungen Dame. Kate Bush, Lykke Li und Robyn – das sind die großen Namen, die hier schon im Vergleich bemüht wurden. Puh, das klingt erstmal ganz schön nach Übertreibung.
Ist es aber eigentlich gar nicht, denn da ist schon was dran. Die Phrasierung erinnert gelegentlich an Kate Bush (Musterbeispiel: „She Don’t Lie“), nur dass die Stimme weniger elfenhaft ist und die Songs erheblich leichter zugänglich sind. Zu Robyn passt, dass auch hier verstärkt mit elektronischen Sounds gearbeitet wird, allerdings reduzierter und nicht so auf Tanzbarkeit ausgerichtet. Und mit Lykke Li lässt sich das generelle Klangbild vergleichen, allerdings geht es hier meist etwas fröhlicher zu.
Ist also für viele etwas geboten, ohne dass das Ganze jetzt zu mainstreamig wäre. Auch Hits sind dabei wie die Single „Hard To Come By“. Auch „A Better“ wäre ein Kandidat. Oder schöne Balladen wie „Running“ und „Hole In You“, Letzteres ein Duett mit Adam Olenius von den Shout Out Louds. Also eine weitere Sängerin aus Schweden, die man demnächst als Referenz heranziehen kann.
P.S. Live: 12.03. München, 13.03. Köln, 14.03. Hamburg, 15.03. Berlin
Jennie Abrahamson „Hard to come by“ official video from How Sweet the Sound on Vimeo.
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