Die monatliche Sammelkiste ist wieder proppevoll mit Musik. Ich packe meinen musikalischen April und nehme mit: Neue Alben von Battles, Lazer Sword, Timid Tiger, Mittekill, CALLmeKAT, SlagmÄlsklubben, Lower Dens, Gabriel & The Hounds und Rufus Wainwright.
Fangen wir gleich mal mit einem Remixalbum an: Die Battles lassen ihr letztjĂ€hriges âGlass Dropâ Track fĂŒr Track remixen, das Resultat heiĂt âDross Glopâ und beweist erneut, dass Remixalben ihre Berechtigung haben. Denn die exzellent ausgewĂ€hlten Remixer schaffen es zu groĂen Teilen, den StĂŒcken ihren Charakter zu lassen und ihnen trotzdem Neues abzugewinnen. Mit Gui Boratto kann man leichtfĂŒĂig tanzen, The Field stehen fĂŒr ambientes Schweben, Dubstep-Champion Kode9 packt den Bass aus, mit Qluster ist auch deutsche Elektronikgeschichte dabei und Hudson Mohawke zaubert einen schrĂ€gen neuen Hit. Lohnenswert.
Das Duo Lazer Sword ist mittlerweile auf die StĂ€dte Berlin und Los Angeles verteilt, daher fanden die Aufnahmen zum zweiten Album âMemoryâ weitgehend online statt. Die Hip-Hop-Wurzeln sind auch kaum noch zu erkennen, stattdessen ist nun hochmoderne Technomusik angesagt, die zwischen House, Dubstep und anderen eine ganz eigene Mixtur sucht. Mit satten BĂ€ssen und einer oft unberechenbaren Dramaturgie schaffen die beiden ein spannendes Album voller futuristischer Sounds, das man mehrmals hören will und muss.
Okay, rĂ€usper, Ă€hm, Timid Tiger haben ihr drittes Album eigentlich schon am vorletzten Tag des Monats MĂ€rz veröffentlicht. Aber wir haben die Besprechung noch ein wenig geschoben, denn: Eigentlich gehört âThe Streets Are Blackâ in den Sommer. Strandbarleichte elektronische Popmusik, die sich auch vor Gitarren und Hip-Hop-Einlagen nicht verschlieĂt. Mit âHangin‘ in The Sunâ wartet ein Hit auf die langen Sonnentage, âThe New Catastropheâ lauert gleich dahinter. Fröhliche Musik mit Schirmchen drauf (allerdings ab und zu auch so lau wie eine Sommerbrise).
Friedrich Greiling und seine Band Mittekill geben gerne RĂ€tsel auf. Da denkt man beim ersten StĂŒck des dritten Albums âAll But Bored, Weak And Oldâ noch ‚Ein Schlaflied am Anfang? Wird wohl so ’ne Klampferplatte‘ â da haut einen im Anschluss âSchlangenâ mit Elektronik und umwerfender Melodie aus den Socken. Mit dem Titelsong wird dann erst mal losgerockt, es gibt aber auch noch Pianopop und ganz andere Ideen. Und so versteht man bald, hier ist zwischen all den schönen Texten alles möglich. Auch ein satter Technostampfer wie âEndconnectionâ oder Elektropop mit Hundegebell (âJobsâ). Eine echte Entdeckung und ein Geheimtipp!
Kein Geheimtipp ist es dagegen, dass aus dem skandinavischen Raum jede Menge guter Musik, gern mit markanten weiblichen Stimmen, kommt. Die Kopenhagenerin Katrine Ottosen alias CALLmeKAT ist eine davon. Ihr DebĂŒt âWhere The River Turns Blackâ ist eines dieser reichhaltig arrangierten Alben, aus denen sich jeder seine eigenen Favoriten picken kann. Organische Instrumente mischen sich mit elektronischen Sounds, Orgel, BlĂ€ser, Keyboard und Xylophon bekommen alle ihre Momente in den melodiösen Songs, von denen so einige (das TitelstĂŒck, das elektronische Glass Wallsâ, das dramatische âBroken Houseâ etc.) lĂ€nger hĂ€ngenbleiben werden.
Noch weiter nördlich, mit spaĂig-krachigem Elektropop aus Schweden. SlagmĂ„lsklubben heiĂt ĂŒbersetzt: Fight Club und so klingt das mitunter auch. Sechs Spinner hauen sich die Keyboards ĂŒber den SchĂ€del, wahlweise auch den C64 oder anderes gerade greifbares SpielgerĂ€t, was sie in âThe Garageâ so finden. Das ist vor allem live ein Ă€uĂerst wilder SpaĂ, bei dem man einfach mitmuss. Auf Platte bewegt sich das zwischen coolem Party-Rave mit gelegentlich exotischen AusflĂŒgen und hin und wieder auch mal ganz schön nervigem Geballer.
Lower Dens, die Band um Jana Hunter (die ursprĂŒnglich mal eher Folkiges gemacht hat), hat auf ihrem zweiten Album âNootropicsâ mehr Keyboards untergebracht und den Fokus ein wenig vom Shoegaze in Richtung Dreampop verschoben. Das sind allerdings eher dĂŒstere TrĂ€ume, nehmen wir mal an. Denn die spukigen Sounds, die einen hier in ihren Bann schlagen, wĂŒrden recht gut zu Filmen von David Lynch (u.a.) passen. Dass es auĂerdem inhaltlich um dunkle Themen wie bewusstseinverĂ€ndernde Substanzen geht, passt da perfekt. GĂ€nsehaut bereitend!
FĂŒr die âEs muss nicht alles elektronisch seinâ-Fraktion unter unseren Lesern, die auĂerdem vielleicht gern Bands wie The National hören, hĂ€tten wir da etwas. Gabriel & The Hounds nĂ€mlich. Gabriel Levine aus Brooklyn lĂ€sst seine warme Gesangsstimme auf seinem (Solo-)DebĂŒt âKiss Full Of Teethâ von Streichern, BlĂ€sern und vielem, was an organischen Instrumenten sonst noch so zu bekommen ist (plus dem einen oder anderen cleveren elektronischen Detail), unterstĂŒtzen. Daraus resultiert ein reizendes Pop-Album, das melancholische und euphorische Momente problemlos verbindet.
Und wo wir gerade bei weniger Strom sind, schieben wir gleich noch âOut Of The Gameâ, das neue Album von Rufus Wainwright nach, auf dem Wainwright sich in die von vielen KĂŒnstlern begehrten ProduzentenhĂ€nde Mark Ronsons begeben hat. Die Folge ist das mit Abstand Poppigste, was der Mann mit der groĂartigen Stimme bislang veröffentlicht hat. Man muss allerdings 70er-Jahre Bombast abkönnen. Wenn das klappt, ist hier kein Halten mehr. Zwischen Queen und Disco, Funk und Schmalz geht dann so ziemlich alles, und zum Schluss gibt es sogar noch einen Dudelsack. Aye!
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