Da ist es wieder, unser Rezensions-Mixtape. Heute mal wieder mit Material aus dem Hause Danse Macabre. Auch dieses Mal ist die Zielgruppe dort eher schmal und die Qualität sehr unterschiedlich. Von geremixten KMFDM über Dunkelelektronisches von PTYL geht es bis ganz weit hinab zu Wintermond. Doch beginnen wir mit verdienten Legenden:
Die Industrialveteranen pflegen da ja schon eine bewährte Tradition. Schon die letzten Studioalben “Hau Ruck” und “Tohuvabohu” erhielten ihre Remixpendants (“Ruck Zuck” und “Brimborium”), also sollte auch “Blitz” diese Behandlung bekommen, die natürlich den Titel “Krieg” tragen musste.
In diesem Fall hat man aber nicht selbst Hand angelegt oder Labelmates herangelassen. Stattdessen wurden alle möglichen Musikerkollegen angefragt und schließlich ergab sich eine durchaus sehenswerte Liste, die aktuelle und ehemalige Mitglieder von Ministry, Skinny Puppy, Combichrist, Assemblage 23, Nine Inch Nails, Danzig, Apollo 440 oder Static-X, um nur einige zu nennen, enthält.
Die Mixe sind dann auch sehr heterogen, es gibt sowohl härteren Industrial-Metal-Stoff, als auch Ruhigeres oder knalligen Electro. Z.B. wurde “Bait & Switch” durch Combichrist zu einem ihrer typischen Voll-auf-die-12-Klopper, während Prong den gleichen Song durch den Gitarrenwolf drehen. “Potz Blitz” wurde vom Seismologist komplett entschleunigt. “People Of The Lie” wird einmal zur Piano-, einmal zur Electroballade, “Never Say Never” dagegen kann man als Industrial-Metal oder Industrial-Electro haben oder gar in einer poppigen Variante. Zum Schluss verwandelt Assemblage 23 “Davai” in ein ordentliches Assemblage 23-Stück.
Insgesamt eine abwechslungsreiche und größtenteils gelungene Geschichte.
Der israelische Düsterkünstler, dessen Name übersetzt Zündschnur bedeutet, hat offensichtlich die Lunte lose. Er beschert uns mit “V” und “Loki” gleich ein Doppelalbum voller lärmender Aggresivität und Experimentalwut, das verdaut werden will.
Man kann das als anstrengenden Lärm abtun (und dabei haben wir noch gar nicht von der “Delta Theory” gesprochen, die die Albumgeschichte und die philosophischen Hintergründe mal eben auf 300 Seiten abhandelt). Doch das wäre ungerecht. Klar ist, diese heftige und zumindest scheinbar völlig chaotische Aneinanderreihung von 38 Stücken zwischen Nine Inch Nails, Skinny Puppy, dem späten Gary Numan und diversen Industrial- und Experimentalelektronikern ist äußerst fordernd.
Doch es steckt einiges Potential darin, wie gerade in den ruhigeren Momenten immer wieder durchscheint. Darüber hinaus schichtet Ptyl sehr geschickt Samples (Erkennen Sie die Anspielung in “Drag Dorks In Vampire Suits”!), Zitate, Sprachfetzen und Soundcollagen neben-, an- und übereinander.
Ein Werk, das Geduld braucht und bestimmt nicht schnell nebenher hörbar ist. Aber eines, das Interesse weckt und Respekt verdient.
Zum Schluss wird es allerdings schwierig, den Künstlern auch nur irgendwie Respekt zu erweisen. Wie Wintermond die “Battle Of the Bands” 2007 beim Sonic Seducer gewinnen konnten, bleibt nach Anhören des Debütalbums komplett schleierhaft.
Okay, zunächst noch das Positive: Das Grundgerüst dieses Gothic-Rock-Versuches – also Gitarre, Schlagzeug, Bass – funktioniert solide. Dazu ein paar Synthiesprengsel und gelegentliche Streichersounds. Wie bei tausend anderen, aber man beherrscht seine Instrumente. Immerhin.
Sobald jedoch die Dame und der Herr ans Mikrofon treten, wird es in jeder Hinsicht ganz dunkel. Da sind zunächst die Texte, die große Teile sämtlicher Gothic-Klischees abdecken (man betrachte Songtitel wie “Narbenkind”, “Liebe ist Gift” oder “Verbranntes Land” und man hat eine ungefähre Ahnung) und dabei ein äußerst dürftiges sprachliches und grammatikalisches Niveau aufweisen. Was allerdings davon gekrönt wird, dass die beiden allerhöchstens jeden zweiten Ton treffen.
Zurück in den Proberaum, bitte! Und die CD wandert in die Kiste für den Flohmarkt.
(Addison)