Das Technokรคtzchen ist zurรผck! Einer der grรถรten und anerkanntesten Namen im internationalen DJ-Zirkus legt das zweite Soloalbum vor. Und zwar ein Umwerfendes, das den gespannten Hรถrer von vorne bis hinten รผberzeugt.
Die Franzรถsin Caroline Hervรฉ ist schon lange dabei im Technogeschรคft, mittlerweile 15 Jahre als DJane. Ihre Sets geraten meist zu umjubelten Parties. Mit ihrem Partner The Hacker erreichte sie dann aber auch auf Tontrรคger einige Erfolge („First Album“), spรคter kamen eigene Mix-CDs („Radio Caroline Vol.1“, „Live At Sonar“, „A Bugged Out Mix“) und vor knapp vier Jahren „I Com„, das erste Soloalbum, welches mit schrรคgen und zum Teil sperrigen Sounds รผberraschte.
Nun also „Batbox„, und dieses Album ist wieder ganz anders. Da wird die Katze doch glatt zur Fledermaus (passend hierzu auch das gelungene Artwork von „Emily the Strange“-Erfinder Rob Reger)! Erste รberraschung: Miss Kittin hat endgรผltig vom Track zum Song gefunden und dabei ihre Gesangsstimme entdeckt. Wie frรผher gibt es zwar immer noch viel von diesem leicht lasziven Sprechgesang mit reizendem Akzent. Doch jetzt wird auch „richtig“ gesungen und das klingt ebenfalls gut. Dazu gibt es unverschรคmt eingรคngigen Pop, ja Pop, in einem feinen elektronischen Gewand, das es schafft, Retrochic mit modernster Technik zu verschmelzen.
Gleich im Opener wird das deutlich. „Kittin Is High“ zeigt mit trockenem Beat und selbstbewussten Statements („Frenchies do it better“), wo die Witch den Vampir ablรถst. Alles ist gerade auch textlich oft mit Humor zu sehen, was gleich darauf auch der poppige Titeltrack, รคh, -song beweist: „Bat in a box, show me what you goth“. Bei „Grace“ gesellt sich zum ersten und nicht letzten Mal eine geschickt eingesetzte Bassgitarre zu den kรผhlen Electrosounds. รhnliches ist beim ansonsten von knackigen Handclaps und schneller Bassdrum dominierten „Barefoot Tonight“ zu beobachten, bevor beim ruhigen „Play Me A Tape“ der bereits erwรคhnte „richtige“ Gesang auffรคllt.
Danach ein Hรถhepunkt inmitten von Highlights: Das dรผstere „Pollution Of The Mind“ ist mit seinen mitreiรenden Beats perfekt geschaffen fรผr dunkle Tanzflรคchen und Nebelmaschinen. Wie Anne Clarke zu ihren besten Zeiten. Danach wird es ganz ruhig. „Wash’n’Dry“ ist eine elektronische Ballade mit tollen minimalistischen Sounds und erneut erstaunlich dรผster. Dagegen zielt der pulsierende „Metalhead“ wieder aggressiv auf die Tanzflรคchen, wo auch „Machine Joy“ eine gute Figur macht. Ganz zum Schluss gibt es mit dem atmosphรคrischen „Lightmaker“ noch ein wundervoll ruhiges elektronisches Stรผck.
„Batbox“ ist ein Album voller ohrwurmiger Singlekandidaten, รคuรerst dynamisch gleichzeitig musikalisch rรผckwรคrts (Pop wie in den guten Teilen der 80er) und vorwรคrts (hochmoderne Sounds) unterwegs. Damit ist Miss Kittin wohl die bisherige Electropop-Platte des Jahres gelungen!
(Addison)