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MELT! 2011 – Der Rückblick

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Bevor wir euch in der nächsten Woche mit den heiß ersehnten ersten Acts im Line-Up des MELT! 2012 versorgen werden (und da köcheln derzeit einige große Namen in der Gerüchteküche), nutzen wir die Chance, um mit einem kleinen Rückblick auf 2011 den Appetit anzuregen.

Freitag, 15.07.

Wie immer ist der erste Blick aufs Gelände von Ferropolis beeindruckend. Die riesigen Bagger und Kräne schauen gütig auf das kunterbunte Treiben herab, der See gibt im Hintergrund der Idylle den Rest.

Am Nachmittag hat Markus Kavka traditionell auf der Big Wheel Stage den Startschuss gegeben, mit We Have Band, When Saints Go Machine und Is Tropical haben schon früh fast zu viele gute Bands die Qual der Wahl verursacht. Wir konzentrieren uns nun aber aufs Intro-Zelt, wo Little Dragon den Abend mit ihrem faszinierend souligen Elektropop einläuten. Dabei hat man fast den Eindruck, dass die Schweden live aus all ihren Stücken Maxiversionen zaubern.

Das war sehr gut, nun mal zur Hauptbühne rüber. Neuseelands Finest, The Naked And Famous, lassen dort mit mächtig Lautstärke, vor allem aber mit tollen Songs aufhorchen. Kurz darauf Stippvisite am großen Bagger: Fritz Kalkbrenner legt auf – und das macht er so gut, dass man kaum wieder weg möchte. So mancher meint ja ohnehin, Fritzens Musik sei interessanter als die des unfassbar erfolgreichen Bruders.

Doch wir wollten ja noch auf einen Sprung an den Strand. Auf dieser wohl am schönsten gelegenen aller Bühnen spielt schließlich die Apparat Band. Die mal eben das Tempo aus all der Tanzbarkeit herauszieht und mit ganz viel atmosphärischen Sounds ein Lächeln auf die Gesichter der wie in Zeitlupe mitwippenden Zuschauer malt.

Da The Drums auf der Hauptbühne eher nicht so spannend sind, stärken wir uns (Essen: wie immer lecker und von enormer Vielfalt; Trinken: leider wieder ein Trauerspiel, da v.a. das Bier fast ungenießbar ist, Danke, du Königin unter den Plörrgetränken!) und sehen mal in der Indoor-Kneipe vorbei. Da gibt es nämlich den halbstündigen Film der Beastie Boys („Fight For Your Right Revisited“) auf der Leinwand – ein Riesenspaß, auch dank der zahlreichen Gaststars von Elijah Wood über Seth Rogen und Will Ferrell bis hin zu Susan Sarandon. Jetzt aber Tanzen. Auf Bühne Zwo, der Gemini Stage, bieten Cut Copy ihre australische Verison von Synthiepop dar, und diese ist äußerst eingängig. Da fällt anschließend der Übergang leicht zu dem, was eine kleine Schwedin auf der Hauptbühne bringt. Robyn nämlich, die kann mal wieder keiner stoppen. Hit auf Hit.

So gegen 2 Uhr morgens folgt dann der andere Headliner des Tages, Paul Kalkbrenner. Bei dem herrscht naturgemäß weniger Action auf der Bühne, dafür gibt’s schicke Visuals und den unverkennbaren Kalkbrenner-Sound. Dynamisch, tanzbar, sauber auf den Punkt, geht gut ab. Gut ist jedoch auch die Entscheidung, danach so kurz vor Sonnenaufgang noch dazubleiben, denn wie man von der Hauptbühne aus so richtig die Ohren durchpustet und die Leute zum Durchdrehen bringt, das zeigt jetzt Boys Noize. Eine musikalische Abrissbirne, die ihresgleichen sucht und definitiv eines der absoluten Festivalhighlights setzt.

Samstag, 16.07.

Heute gehen wir es etwas entspannter an, man ist ja auch keine 18 mehr. Die Liste der Acts, die wir heute (hauptsächlich aufgrund von Überschneidungen) verpassen, geht eigentlich gar nicht, spricht aber deutlich für die Klasse des Line-Ups: Monarchy, Patrick Wolf, SBTRKT, Modeselektor (DJ-Set), Metronomy. Und mehr.

Dafür gibt es zum sonnigen Auftakt einen lässigen Auftritt von Andreas Dorau, der es noch ziemlich gut drauf hat. Drüben im heute mit überwiegend etwas schrägeren Künstlern bestückten Intro-Zelt zeigen Clock Opera mit ihren verträumten Synthiesounds, das man sie im Auge behalten sollte. Ein paar punkige Minuten bleiben wir hier noch bei Dananananaykroyd, der Schottin unter uns und dem geilen Bandnamen zuliebe. Anschließend wechseln wir aber doch zur Gemini Stage, um den kühlen Wavepop von The Hundred In The Hands zu genießen.

Angenehmes Zwischenchillen bei Ame und Isolee am Bagger, ein erfreulicher Abschiedsauftritt von The Streets (Mike Skinner macht demnächst was anderes, heute gibt es ein gut gelauntes Best Of) – und dann wird endlich mal wieder der Mussolini getanzt! Im zusehends verschwitzten Zelt liefern die Altmeister von DAF einen typischen Auftritt ab. Robert Görl startet die Maschine, setzt sich hinters Drumkit und knüppelt stoisch drauflos, Gabi Delgado gibt vorne mit ganzem Einsatz den Zampano. Klar ist das auf Dauer monoton, war es immer schon, aber die Hits hört man doch zu gern, und die Inhalte sind ebenfalls noch aktuell.

Etwas komplett anderes und unser Highlight für heute sind danach die Editors auf der Hauptbühne. Muss man gar nicht mehr viel zu sagen. Tom Smiths warmer Bariton, die melodieverliebten Stücke der ersten beiden Alben, der Wechsel in die elektronische Richtung mit dem dritten. B-Seiten und etwas Neues (Album folgt in 2012!), sehr gut Klingendes, kommen dazu, hach, einfach schön. Das können zum Abschluss Digitalism nicht toppen, schon allein, weil ihnen bei den neuerdings stärker gesangsorientierten Tracks das Stimmvolumen fehlt. Trotzdem bieten auch diese Beiden einen überzeugenden und sehr tanzbaren Auftritt.

Sonntag, 17.07.

Sonntag ist Chillout-Tag. Früher war man da schon auf der Heimreise, doch vor ein paar Jahren hat das Melt! seine Spieldauer verlängert, also bleiben wir noch. Heute schlägt das Wetter nach zwei angenehm sonnigen Tagen allerdings zu. Regen, Regen, sehr viel Regen. Da stellt man sich schon mal unter, anstatt in den ersten Reihen herumzutoben. So einige Aufblastiere und Schlauchboote sind auf dem Gelände unterwegs.

Musikalisch steigen wir mit den Bag Raiders ein. „Way Back Home“ ist der Hit, der Auftritt aber eher housig, wie die sonstige Musik der Band eben auch. Im Zelt ist es trocken, da kann man sich ja mal den angenehm düsteren Wave geben, den die Fotos aus Hamburg mittlerweile machen. Dann der letzte Ausflug zum Bagger, ja, Marcel Dettmann hat seinen guten Ruf zu Recht. Auf der Hauptbühne folgt, passend zum Wetter, der Weltschmerz-Pathospop der White Lies, der heute richtig gut funktioniert. Wir haken die Band also doch noch nicht ab.

Nun aber nochmal Bühne Zwei. Bodi Bill führen bei leider zu schwachem und leisem Sound (was auf dieser Bühne häufiger der Fall war) ihre ansonsten äußerst schicke Variante elektronischer Popmusik auf. Mit Kostümen! Grande Finale dann, der Regen beruhigt sich auch. Und mit Pulp gibt es noch einen richtigen Höhepunkt zum Schluss. Alle Hits („Disco 2000“, „Common People“ uvm.), ein überwältigend charmanter und extrem bewegungsfreudiger Jarvis Cocker – so muss ein Festival zu Ende gehen, das wieder einmal jegliche Genregrenzen gesprengt hat. Bis zur Nummer 15 in 2012!

P.S. Das MELT! 2012 findet vom 13.-15.07.2012 in Ferropolis statt. Die ersten Namen gibt es nächste Woche.

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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