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„Martins Humor kommt in der breiten Wahrnehmung zu kurz“

Am 20. September 2010 erscheint die erste Biografie über Martin Gore: „Insight – Martin Gore und Depeche Mode: Ein Porträt“ (bei Amazon vorbestellen) ist der Titel des Buches, zu dem wir einen der beiden Autoren, Dennis Plauk, befragt haben. Dennis ist Chefredakteur des Musikmagazins Visions und langjähriger Fan von Depeche Mode. Depechemode.de gegenüber erzählt er, auf was sich die Leser der Biografie freuen können.

„Martins Humor kommt in der breiten Wahrnehmung zu kurz“

dm.de: Dennis, Du hast Martin Gore 2009 für das wunderbare GALORE-Magazin interviewt. Kam Dir damals schon die Idee, eine Biografie über Martin zu schreiben?

Dennis Plauk: Nicht direkt, auch wenn ich es immer im Hinterkopf hatte, eines Tages ein Buch über Depeche Mode zu schreiben. Es brauchte dafür allerdings einen anderen Ansatz als eine klassische Depeche-Biografie, denn Büchern wie „Black Celebration“ und „Stripped“ ist in dieser Hinsicht nicht mehr viel hinzuzufügen. Darum liegt der Schwerpunkt von „Insight“ nun auf Martin Gore und Phänomenen rund um seine Person. Zwar bildet seine Biografie die Basis für das Buch, aber wir gehen in gesonderten Kapiteln auch auf Dinge ein wie: Was treibt Martin neben Depeche Mode? Wieso ist er bis heute für manche Fans ein modisches Vorbild? Kann man das Geheimnis hinter seinen Songs musikwissenschaftlich erklären? Dieses Konzept haben André Boße und ich als Autoren erarbeitet, die Idee einer Gore-Biografie selbst kam unserem Herausgeber.

Die Quellen für das Buch sind Interviews, Zeitungsartikel und Bücher über Depeche Mode. Erfahren eingefleischte Fans trotzdem etwas Neues? An wen richtet das Buch in erster Linie?

Es richtet sich an Extrem-Devotees ebenso wie an weniger fanatische Band-Interessierte. :-) Auch eingefleischte Fans erfahren Neues, da sind wir uns sicher, weil wir viele exklusive Interviews für das Buch geführt haben – mit Martin und anderen Musikern von Depeche Mode, mit Fans, mit einem Musikwissenschaftler etc. Sicher stützen wir uns vor allem im biografischen Teil des Buchs auch auf Artikel, Interviews und Fernsehreportagen, die bereits erscheinen sind bzw. ausgestrahlt wurden – mal auf bekanntere, mal auf weniger bekannte. Es ist aber eben auch immer die Frage, was man wie aus diesen Beiträgen für sich herausfiltert – denn auch das ist ja wichtig: sortieren, sondieren, Dinge in neue Zusammenhänge stellen.

Gibt es Aspekte, die Euch beim Schreiben der Biographie besonders wichtig waren?

Zum einen, dass wir den Fokus wirklich auf Martin, nicht auf Depeche Mode richten – auch wenn Martins Leben untrennbar mit dem Werdegang der Band verbunden ist. Zum anderen, dass wir ihn charakterlich, als Persönlichkeit in den Vordergrund stellen: Was treibt diesen Menschen seit 30 Jahren an? Welche Wesenszüge an ihm unterschätzt man vielleicht? Wie ist er abseits der Musik?

Was fasziniert Dich an der Person Martin Gore mehr, der Künstler oder der Mensch Martin Gore? Hat sich durch die Arbeit am Buch etwas verändert?

Auch hier: Das eine ist ohne das andere undenkbar – Martin ist nie nur als Künstler oder nur als „Mensch“ zu sehen. Seine charakterliche Züge haben einen direkten Einfluss auf den Werdegang von Depeche Mode gehabt, sei es im Hinblick auf die Rollenverteilung innerhalb der Band, sei es in Bezug auf sein Songwriting und seine Texte. Es ist aber schon so, dass man gewisse Wesenszüge und auch Entscheidungen, die er im Laufe seines Lebens getroffen hat – für sich, für seine Familie, für Depeche Mode –, durchaus besser versteht, wenn man sich eingehender mit ihm beschäftigt. Sein Humor zum Beispiel ist eine Eigenschaft an ihm, die in der breiten Wahrnehmung zu kurz kommt. Wie viel Ironie und Spaß an der Sache etwa mitschwang, als er sich Mitte der Achtziger in Lack und Leder präsentierte, entging vielen. Nicht unbedingt den Fans, aber vielen, die für die Fans über ihn schrieben.

Depeche Mode feiern ihr 30. Bandjubiläum. Über die Band und Sänger Dave Gahan wurden schon einige Bücher geschrieben. Martin Gore schien dagegen bisher keinen Autoren sonderlich zu interessieren, obwohl sein Leben nicht weniger spannend ist als das von Gahan. Was, glaubst Du, ist der Grund dafür?

Dave ist der Sänger, Dave ist der Entertainer, Dave ist das optische Aushängeschild von Depeche Mode. Er ist der Womanizer in der Band, und er hat ein Rock’n’Roll-Leben fürs Lehrbuch hinter sich: Exzesse, Drogen, Abstürze, Entzug, all das. Oberflächlich gesehen machen solche Dinge natürlich neugieriger als der Werdegang des stillen Strippenziehers im Schatten, der als mundfaul gilt, sich seiner Alkoholsucht eher im Stillen hingab und der, bei allem Respekt, auf die Damenwelt wohl auch nicht so gut attraktiv wirkt wie Dave. :-) Klar ist Martins Leben nicht weniger spannend als das von Dave, eher im Gegenteil – nur eben weniger aufsehenerregend, weniger skandalumwittert. Als Fan vergisst man das manchmal: Dass Martin das Mastermind hinter Depeche Mode ist, wissen nur diejenigen, die sich näher mit der Band beschäftigen. Wer Depeche Mode dagegen „nur so aus dem Radio kennt“, hält wahrscheinlich Dave, den Sänger, für den Bandchef. Er hat auf den ersten Blick eine viel größere Präsenz.

Du bist selbst Depeche Mode-Fan und legst nun die erste Biographie über Martin Gore vor. Hast Du Dir damit auch einen Traum erfüllt?

Kurz und knapp: Ja, und wie!

Martin Gore spricht gut Deutsch. Werdet Ihr ihm ein Exemplar der Biographie nach Santa Barbara schicken?

Das ist fest vorgesehen.

(Interview: Sven Plaggemeier)

Sven Plaggemeier

Hi, ich bin Sven und betreibe als Gründer die Webseite depechemode.de. Hauptberuflich leite ich ein Team von Content-Spezialisten bei einem Telekommunikationsunternehmen. Vernetze Dich gerne mit mir bei Facebook, LinkedIn oder Xing.

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