Bei Platten auf dem Warp-Label kann man sicher sein, dass da kein Ramsch ins Haus flattert. Früher (und mitunter auch heute noch) das Vorzeigelabel im Bereich elektronischer Verrücktheiten, hat man sich u.a. mit Maximo Park mittlerweile in andere Richtungen erweitert. Nun also eine junge Frau aus Manchester mit einem Debüt, das viel Indie, viel Wave und viel – ja – Manchester ist.
Julie Campbell schreibt alle Songs selbst, hauptsächlich mit ihrer Gitarre bewaffnet. Ihr Debüt atmet den maroden Charme des englischen Nordens (passenderweise wurde es dort auch in einer Fabrikruine aufgenommen) und einige ihrer Vorbilder kann man heraushören – wie Joy Division, The Fall oder Wire. Da sind die minimalistisch instrumentierten Songs, die typischen Bassläufe. Zu Gitarre und Bass gesellen sich ein stoisches Schlagzeug und passgenau eingesetzte elektronische Beigaben, mal nur Synthiesprengsel, mal ein paar Flächen, mal gar Melodiebögen.
Mustergültig führen das früh auf dem Album das poppige “If Not Now”, das lässige “Intuition” sowie der Titelsong vor, die auch weitere zwei Dinge zeigen. Miss Campbell kann gute Songs schreiben und hat eine sehr vielseitige Gesangsstimme. Später wird sie auf “Marble” etwas elektronischer und sphärischer, während sie bei “Immaterial” in ganz anderer Stimmlage singt und plötzlich nach einem Radiohit aus den 80ern klingt.
So bricht die einsame Dame die industrielle Tristesse immer wieder auf – z.B. im rockigen “Army” und im streicherverzierten Abschluss “Fear No More” – und auch wenn noch nicht alle Stücke das gleiche, hohe Niveau halten können, muss man doch bewundern, dass hier mal wieder ein feines Debüt von der Insel gelandet ist (welches dort bereits ausgiebig gelobt wurde). Mit Talent, Mut zu Eigenwilligkeit und Stilwechsel und viel atmosphärischem Gespür, die merken wir uns!
(Addison)
P.S. LoneLady Live: 01.04. München – 02.04. Berlin – 03.04. Dresden
http://www.lonelady.co.uk
http://www.myspace.com/hiholonelady