Seit beinahe vierzig Jahren beeinflussen Kraftwerk DJs, Produzenten und Bands. Ihre Alben sind musikalische Meilensteine, ebenso ihr Shows und ihr Auftreten, das Generationen geprägt hat. Anfang Oktober erscheinen ihre acht Alben neu überarbeitet und digital remastered in verschiedenen Formaten und mit zusätzlichen Fotos, Grafiken und Zeichnungen.
An dieser Stelle zitieren wir die offizielle Pressemeldung:
„12345678 Der Katalog“ wird in folgenden Formaten erhältlich sein:
• als acht Einzel-CDs, jeweils in einem besonderen Slipcase; das Artwork präsentiert zahlreiche bislang unbekannte Bilder, die im Verlaufe des Reproduktionsverfahrens mit den derzeit besten Techniken behandelt wurden.
• im Box Set mit den acht Compact Discs in Miniaturstecktaschen, die der Vinyl-Ära nachempfunden sind, sowie mit individuellen großformatigen Booklets.
• auf acht Heavyweight Vinyl-LPs inklusive Begleitheften.
• als digitaler Download.
„Autobahn“ (1974)
Im Jahre 1974 veröffentlichen Kraftwerk ihr bahnbrechendes Album „ Autobahn“.
Das Titelstück schafft dann ein Jahr später den internationalen Durchbruch in die Hitparaden. Die Musik beschreibt eine endlose Reise auf der Autobahn mit hypnotisierenden rollenden Rhythmen und einer Collage aus Hupen, Motorenlärm, dröhnenden Reifen und dem Knistern eines Autoradios … wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn … industrielle Volksmusik.
Die Instrumentaltitel auf „Autobahn“ pendeln zwischen lichten und dunklen Stimmungen. Der Track „Mitternacht“ ist voll von düster-unheimlichen Schatten aus der Geisterstunde, „Morgenspaziergang“ kommt betont aufgeweckt mit Morgentau und fröhlichem Vogelgesang daher. Zwei Versionen von „Kometenmelodie“, eine mit einem grellen Gothic-Anstrich, die andere Version als sonniger Elektro-Boogie, erscheinen als synthetisches Klang Gemälde … Kino für die Ohren.
„Radio-Aktivität“ (1975)
Das Konzept beruft sich auf die Doppeldeutigkeit des Titels, einerseits die Gefahren der „Radioaktivität“, zum anderen die demagogische „Aktivität des Radios“.
Dieses elektronische Konzeptalbum stellt außerdem eine wichtige Entwicklung für Kraftwerk dar: Es ist ihr erstes voll elektronisches Album.
Sie surfen auf Sinuswellen durch den Äther, scannen die Stratosphäre nach herumschwirrenden Radiosignalen und klinken sich ins globale Nachrichten- und Verteilernetz ein, das von Energie und Kommunikation gespeist wird.
„Trans Europa Express“ (1977)
Dieser Kling Klang Musikfilm handelt von einer endlosen Reise mit dem TEE … Paris – Wien – Düsseldorf. Die Gleichzeitigkeit Europas kultureller Vergangenheit und Zukunft zelebrieren Kraftwerk im Jahr 1977 mit diesem Klangpanorama.
„Trans Europa Express“ und der Track „Metall auf Metall“ mit seinem pumpenden Maschinen Rhythmus und Dopplereffekten sind Geräuschkompositionen im Stile der Musique Concrète.
Der New Yorker DJ Afrika Bambaataa zitierte fünf Jahre später auf dem Millionseller „Planet Rock“ die melancholische Melodie und den automatischen Sequenzer Rhythmus dieser Komposition. Er bleibt freilich nicht der einzige, der Kraftwerk als Inspirationsquelle für sich entdeckt. Die aufkeimende HipHop-Bewegung, Sampling-Vorreiter und Vertreter der Industrial Music beziehen sich ebenfalls schon bald auf den stilprägenden Musikexport aus Deutschland.
„Die Mensch-Maschine“ (1978)
Ein kühner neuer Look und ein modifiziertes Konzept kennzeichnen das Album „Die Mensch-Maschine“. Dieser Begriff wurde zum Synonym und weltweiten Markenzeichen von Kraftwerk. „Mensch-Maschine“ handelt von der Technik Affinität des modernen Menschen und unserer Entfremdung in einer Welt voller Maschinen.
Zum mechanischen Funk Rhythmus der „Roboter“ werden die Musiker zum ersten Mal durch Puppen ersetzt. Das Lied „Neonlicht“ erzählt von den Lichtern der Großstadt und einem einsamen Spaziergang durch das nächtliche Düsseldorf. Die Titel „Spacelab“ und „Metropolis“ bereiten den Weg für die europäischen Genres Techno und Trance.
„Das Model“ hingegen reflektiert das oberflächliche Konsumverhalten der Modewelt.
„Computerwelt“ (1981)
Im Jahre 1981 “beamen“ Kraftwerk sich selbst in die Zukunft. Sie sehen eine Welt voraus mit Home-PCs für alle, mit Online-Rendezvous, mit Vernetzung und totaler Überwachung und dem Missbrauch persönlicher Daten. Heute sind die Fiktionen des Albums „Computerwelt“ und die Microchip-Revolution längst Realität.
Mit den elastischen Beats und schwerelosen Beeps ihrer Elektro Tracks „Nummern“ und „Taschenrechner“ greifen Kraftwerk dem vor, was viel später in Spielarten von Chicago House-Music und speziell durch die Detroit Techno Scene seinen Triumphzug um die Welt antreten wird.
„Techno Pop“ (1986)
Mit dem Album “Techno Pop“, das einst unter der Bezeichnung „Electric Café“ auf den Markt kam und jetzt den ursprünglich geplanten Namen zurückerhält, erobern die Testpiloten aus Düsseldorf einmal mehr neues Terrain.
Kraftwerk betreten das digitale Zeitalter mit einem 360-Grad-Rundumblick auf das multilinguale, musikalisch vielfältige „globale Dorf“ der MTV Generation.
Titel wie die lautmalerische Sound Collage „Boing Boom Tschack“ und das funky groovende „Musique Non Stop“ entstehen durch die neue Sampling Technik.
Sie digitalisieren nicht nur ihre Musik, sondern auch sich selbst als 3D Computeranimationen in Zusammenarbeit mit dem New York Institute of Technology.
„The Mix“ (1991)
„The Mix“ ist ein neues “Kling Klang Studio Live“ Album (“Das Studio ist unser Instrument“), eine Kollektion ihrer legendärer Elektrohymnen im kristallklaren Sound.
Alle Klänge aus dem umfangreichen Kraftwerk Archiv wurden digitalisiert und neu arrangiert und gemixt. Ein lebendiger Echtzeit Mix wurde erzeugt mit Computer Sequenzern, Editing Software, Samplern, künstlichen und menschlichen Stimmen.
„The Mix“ ist das erste total digitale Kling Klang Produkt und ist ein wichtiger Schritt für die elektronische Live Musik und die kommenden weltweiten Tourneen von Kraftwerk.
„Tour de France“ (2003)
Zum 100. Geburtstag der “Tour de France“ veröffentlichen Kraftwerk ihr gleichnamiges Album. Das Konzeptalbum greift ihre Komposition von 1983 auf und führt die Thematik mit neuen Etappen weiter. Die Kontinuität der Bewegung wird musikalisch umgesetzt durch eine minimalistische Struktur der Rhythmen und einen kontinuierlichen Fluss der Melodien.
Der Cyber-Funk in „Vitamin“ oder “La Forme“ handelt von Ernährung und Training.
Titel wie das futuristische „Aéro Dynamik“ und “Elektro Kardiogramm“ stellen das Zusammenspiel von Mensch und Maschine in perfekter Harmonie dar.
Ja, aber der eine oder andere neue Track wäre auch nicht schlecht.
Das alte Material hat ja schon jeder.
Darauf hat die Welt gewartet.