Das sind doch diese Sounds, die wir so lieben. Synthiepop! Mit einem gehörigen Dark- und New-Wave-Einschlag obendrein. Doch nanu, irgendetwas erstaunt das Ohr. Ja, genau, hier wird auf Türkisch gesungen. Wer von den Lesern bereits vorher türkischen Synthiepop kannte, der hat entweder bereits vor zwei Jahren Jakuzis Debütalbum gehört oder melde sich bitte bei uns.
Kutay Soyocak, Can Kalyoncu, Meriç Erseçgen und Ahmetcan Gökçeer sind gar nicht so wenigen Menschen bereits vor zwei Jahren mit ihrem gelungenen Debüt „Fantezi Müzik“ aufgefallen, das mit „Koca Bir Saçmal?k“ sogar einen kleinen Hit (immerhin siebenstellige Zahlen in der Währung von heute, also sowohl bei YouTube als auch bei Spotify) enthielt.
Es folgt Album Nummer Zwo und qualitativ ein weiterer kräftiger Sprung. Mit besserer, kraftvollerer Produktion und erweitertem (düstererem) Klangbild. Hello Dark Wave, my old friend!
Wie es wohl mit dem tanzenden Pärchen aus der Vorabsingle „?üphe“ (Übersetzung: Zweifel) weitergeht? Vielleicht erfahren wir es eines Tages, doch die Fortsetzung „Toz“ (Übersetzung: Staub) greift stattdessen den dort im Hintergrund zuschauenden Charakter auf und lässt ihn seine ersten Schritte durch den Trockeneisnebel wagen:
Schön, wenn Dinge auch visuell ineinander greifen wie die Songs dieses Albums, in denen die Band sich mit der Situation in ihrem Heimatland, den schwierigen Verhältnissen, vor allem für Andersdenkende und sogenannte gesellschaftliche Außenseiter, beschäftigt. So etwas beflügelt dann oft die Kunst und führt zu melancholischen Glanztaten wie diesen elf Songs.
Unter denen sich noch zahlreiche Highlights herauspicken ließen, vom atmosphärisch eröffnenden „Sana Göre Bir ?ey Yok“ über das mit sehr vertraut klingenden numan-esken Sounds gespickte „Yang?n“, das gefühlvolle „Kalbim Köprü Gibi“ (hier und bei anderen Songs werden auch herrlich perlende Wave-Gitarren eingesetzt), das zentrale Synth-Instrumental „Hâlâ Berbat“, den 80er-Dunkeldisco-Schlurftanz von „Bir ?ey Olur“ bis hin zum druckvollen Finale „Ne Teselli Ne Avuntu“.
„Hata Pay?“ heißt übersetzt „Ein Teil des Fehlers“. Es ist in jedem Fall kein Fehler, sich ein bisschen in diese Band zu verlieben. Album des Monats!
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P.S. Jakuzi auf Tour (an den mit * markierten Terminen als Support der großartigen Lea Porcelain):
05.05. Groove Station – Dresden*
07.05. Hafenklang – Hamburg*
08.05. Urban Spree – Berlin
09.05. Gewölbe – Köln
10.05. Supersonic – Paris
11.05. S105 – Amsterdam
12.05. Rotondes – Luxemburg
03.08. OFF Festival – Katowice
Empfehlenswert / Live ausbaufähig
Ich war am 09.05. in Köln im Gewölbe nachdem ich wenige Wochen vorher in einem Feature auf WDR5 auf Jakuzi aufmerksam wurde. Die Sounds haben mich beim ersten Hören direkt gepackt und an alte Zeiten erinnert. Das wollte ich mir auch live anschauen. Den türkischen Gesang finde ich auch gerade in Bezug auf die alten Zeiten interessant weil ich auch damals in meinen Anfängen mit Depeche Mode als junger Teenager nicht immer alles verstanden habe… ; ) Live ist bei Jakuzi noch Luft nach oben. Zumindest was die Akustik angeht. Der Sänger selbst bleibt gerne schüchtern im Hintergrund und kommt auch ohne Spotlight aus – im Gegensatz dazu ist der musikalische Multi-Instrumentalist an seiner Seite schon auffälliger. Gerne mehr davon!