Vier durchweg interessante Alben haben wir heute hier zusammengetragen. Viel Elektronisches, viel House, eine Menge interessante Songs und Sounds. Check an.
Die Gebrüder Schwarz sind jetzt wohl definitiv nicht mehr allein Tiefschwarz. Denn Ali und Basti haben in ihrer aktuellen Besetzung ein festes drittes Bandmitglied gefunden: Khan. Das Electro-Szene-Urgestein zeichnet auf der Hälfte der Tracks ihres vierten Studioalbums „Left“ für Gesang und Texte verantwortlich und gibt diesem somit einen ganz eigenen Stil.
Immerhin fünf Jahre hat es gedauert seit „Chocolate“, aber die Schwärze sind eben hauptberuflich eher als DJs unterwegs, mal zusammen, oft auch einzeln, da ist man gut ausgelastet. Dennoch fanden sie auf ihren Alben immer einen Sound, der sich von reinen DJ-Sets unterschied, und das ist auch dieses Mal so. Sehr viel House, aber mit ebenso viel Seele und Pop.
Dabei sind den Herren – neben, okay, auch dem einen oder anderen plätschernden Instrumental – wieder ein paar erinnerungswürdige Highlights gelungen. Das in Richtung GusGus groovende „Free Falling“, das verhallte und doch synthiepoppige „Do Me“, das trip-hoppige „110“ (feat. Mama) oder das hypnotische „Any Moment“ (feat. Emily Karpel). Und plötzlich schiebt sich noch Sven Regener mit seiner Trompete dazwischen. – 7 von 10 linksdrehenden Plattenspielern
Man kann ja nicht immer Haushaltsgegenstände vertonen oder Schweine von der Wiege bis zur Bahre samplen. Irgendwann, so muss sich auch Matthew Herbert gedacht haben, sollte man auch mal wieder ein „normales“ Album aufnehmen. Also wurde der Vorname versteckt, und es gibt nach neun Jahren wieder ein Album als Herbert.
Nun bäckt der Mann aber auch bei „The Shakes“ keine kleinen Brötchen. Der hat mit Björk, REM, Roisin Murphy und anderen großen Künstlern gearbeitet und klöppelt daher auch auf so einer eher als entspannter House-Platte gedachten Sache nicht einfach vier gerade Beats pro Track aneinander. Stattdessen holt er sich eine ganze Band ins Studio, rollt noch eine dicke Kirchenorgel durch die Tür und nimmt den House mal eben ganz organisch auf.
So erinnert das Album, dessen Vocals jeweils etwa zur Hälfte Rahel Debebe-Dessalegne und Ade Otomayo übernehmen, auch an einigen Stellen stark an das erste (von Herbert produzierte) Soloalbum von Roisin Murphy. Tanzbar, warm klingend und auf eine schräge Weise sehr eingängig. Und ganz geschickt baut Herbert zwischen die vielen eleganten Sounds dann doch wieder politisch Stellung beziehende Samples und Textstellen ein. – 8 von 10 Musikern mit Haltung
Winter is coming. Und „The Wolves Are Whispering“. Behaupten zumindest Jon Snow und Bardi Johannsson. Letzterer ist Isländer und Anführer der Bang Gang, auf deren viertem Studioalbum wir neben jahreszeitunangemessen winterlicher Melancholie auch ganz tolle Gaststimmen und sogar gelegentliche Anflüge von sommerlicher Fröhlichkeit zu hören glauben.
Johannsson arbeitete schon an diversen Filmsoundtracks mit, was man seiner Musik auch deutlich anhört. Schwelgerisch mit Hang zur Epik. Außerdem wollte er neben düsterer Kühle aber auch einen warm knisternden Vinylklang haben, was zum Mastering in den legendären Abbey Road Studios führte. Und dann hat der Mann aus Reykjavik eindeutig ein Händchen für eingängige Melodien (und offensichtlich auch ein gut gefülltes Adressbuch, siehe Gästeliste).
Denn hier schleichen sich einige Songs sehr schnell und dauerhaft ins Gedächtnis. Gleich das zauberhafte „The Sin Is Near“ (feat. Bloodgroup) packt ganz viel Herz und Melodie zwischen die einschmeichelnden Synthesizer. „Out Of Horizon“ ist perfekter Pop, dem Highlight „Silent Bite“ leiht Helen Marnie von Ladytron ihre markante Stimme, auf dem erst verträumten und später ziemlich spacigen „A Lonely Bird“ hören wir Keren Ann, und das dramatische Finale „We Will Never Get Along“ gefällt bestimmt auch Neil Tennant. – 8 von 10 Weißen Wanderern
Bang Gang – Out Of Horizon (Official Video) von bangehf
Die Londoner Chris Davids und Liam Ivory haben sich als Maribou State in der modernen Musikszene schon einen Namen gemacht, vor allem dank allseits angesagter Remixe für Lana Del Rey, Kelis oder Fatboy Slim und dank ausgiebigen Tourens. Nun ist das Debütalbum (eine Weile) „Portraits“ draußen und man hofft, ähnlich wie Disclosure durchzubrechen.
Oder wie James Blake, denn neben den eben erwähnten Hitlieferanten erinnert auch einiges am Sound an das introspektive Genie. Einen Hang zur Stimmmanipulation können Maribou State beispielsweise nicht leugnen (leider setzen sie dieses Stilmittel vielleicht etwas zu häufig ein). Dazu Sounds, die derzeit gefragt sind, zwischen Ende der Clubnacht und anschließendem Chillen auf der Couch.
Das fließt alles fast erschreckend leicht ins Ohr und hat reichlich Potential und Qualität um sommerliche Playlists aufzuhübschen. Allerdings ist die Substanz, was längere Haltbarkeit angeht, bei so manchem Track fraglich. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, die könnten noch deutlich mehr. We’ll see. – 7 von 10 nicht ganz genutzten Chancen
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