Heute werden vorstellig in der gemรผtlichen Plattenteststube: Vier Kรถlner, die nach New Yorker Elektronik-Highlight klingen, fรผnf KanadierInnen mit glรคnzendem Electropop, fรผnf รsterreicher mit gar bezauberndem Synthiepop sowie ein gut gereifter Altmeister des TripHop. Aus Bristol natรผrlich.
Dieses Album hier ist schon ein paar Wochen drauรen, aber Zeitlosigkeit ist ja Trumpf, oder? Darum sollte eine solche Empfehlung auch niemandem vorenthalten werden โ und die kann fรผr das zweite Album der PTTRNS definitiv ausgesprochen werden. Denn die mittlerweile vierkรถpfige Band aus Kรถln รผbertrifft sich (und andere) mit โBody Pressureโ ganz erheblich.
Die Kรผnstler, die seit 2010 Platten als PTTRNS verรถffentlichen, das Motto โEveryone plays everythingโ verfolgen und lรคngst eine angesehene Liveband sind, haben ihre auf Konzerten erprobte Dynamik kongenial auf das Album รผbertragen. Da werden vielseitigste Percussions (ja, auch die beliebten Kuhglocken sind dabei) zwischen verzwicktem Afrobeat und geradlinigem 4/4-Takt geklรถppelt, zackige Synthesizer drehen am Rad und der hohe Gesang changiert zwischen hektisch, entspannt oder… wird auch mal weggelassen.
Ja, das hier klingt, als kรคme es directly from New York, aus der DFA-Schmiede, als wรผrde man mit Leuten wie The Rapture, !!! oder dem LCD Soundsystem selig jammen. Acht Tracks hat das Album nur (die meisten haben dafรผr eine gehรถrige Lรคnge), aber jeder ist eine klangliche Entdeckung, die dem Kรถrperdruck nur gut tun kann. – 8,5 von 10 fehlenden Vokalen
http://vimeo.com/62003781
Auf nach Kanada! Oder eventuell reicht ja auch Schweden, denn dort entstand der grรถรte Teil des vierten Albums von Young Galaxy. Die zwei Damen und drei Herren aus Montreal haben sich im Gรถteborger Studio von Produzent Dan Lissvik eingenistet und mit โUltramarineโ ein bunt leuchtendes Electropop-Scheibchen aufgenommen.
Der meiste Gesang wird dabei von Catherine McCandless erledigt, deren schรถne Stimme sich รผber kraftvolle Synthiesounds legt und gleich mit dem erรถffnenden โPretty Boyโ den Hรถrer komplett um den Finger wickelt. Mit โFall For Youโ und โNew Summerโ folgen gleich zwei Bestรคtigungen der Klasse, nicht viel spรคter wird einem mit โWhat We Wantโ noch ein zuckersรผรer Ohrwurm serviert. Oder nehmen wir โIn Fireโ, wenn es mal etwas dramatischer zugehen darf.
Wobei die Songs immer rechtzeitig, bevor โ80er-Retro-Kitschโ-Gefahrleuchten aufblinken, in eine andere Richtung abbiegen oder eine kleine, aber feine Kante aufbieten. Geschickt. Und wenn wir mal den Vergleich mit den letzten Alben anderer, synthetischen Sounds ebenfalls nicht abgeneigter Kanadier wie Metric oder Stars wagen: Da schneiden Young Galaxy nicht schlecht ab, nun darf der Bekanntheitsgrad gerne mal ein wenig ansteigen. – 8,5 von 10 Flaschen Ahornsirup
http://youtu.be/CSpM9zDPwj4
Der Francis International Airport befindet sich gar nicht so weit weg. Diese fรผnf Herren kommen nรคmlich aus รsterreich und fรผr ihr neues Album haben sie mal eben ihren Arbeitsspeicher, den โCacheโ entrรผmpelt. Dabei hat man wohl festgestellt, dass darin deutlich mehr Elektronik herumlungerte als bisher angenommen.
Denn die Band, die man vorher durchaus mit Indie und gitarrenorientierterer Musik in Verbindung bringen konnte, lรคsst hier die Synthesizer die Macht รผbernehmen, und heraus kam ein ausgezeichnetes Synthiepop-Album, das sich vor keinerlei Vorbildern verstecken muss. Dabei ordnen sich die รผbrigen Instrumente (Gitarre, Bass, Schlagzeug, sonstige Percussions) harmonisch unter und lassen die Elektronik sowie den warmen Gesang von Markus Zahradnicek die Glanzpunkte setzen.
Harmonie ist ohnehin entscheidend. Eingรคngig prรคgen sich Songs wie โBereniceโ, โPitch Pairedโ oder โMarchโ schnell ein, ohne oberflรคchlich zu wirken. Gelegentliche Einflรผsse von Krautrock und Psychedelia machen das Soundbild vielschichtiger und am Ende muss man verwundert feststellen, dass es eigentlich eine Schande ist, dass diese wunderbare Musik (noch) nicht mehr Leute kennen. รndern, bitte! – 8 von 10 Schlagobers
An Bekanntheit mangelt es dem letzten Teilnehmer unseres heute ausgesprochen hochklassigen Reigens bestimmt nicht. Tricky war schlieรlich frรผhes Mitglied bei Massive Attack und in den 90ern einer der wichtigsten Vorreiter der sich von Bristol aus รผber die Welt ausbreitenden TripHop-Bewegung. Sein Soloalbum โMaxinquayeโ gehรถrt definitiv zu den Klassikern des Genres.
Da trifft es sich prima, dass seine Rรผckkehr (obwohl er zwischendurch immer weiter Alben verรถffentlichte, nur gingen diese โ oft zu Unrecht, insbesondere im Falle von โBlowbackโ โ etwas unter) mit frischem Elan und neuem, eigenem Label im Rรผcken an die Klasse seiner besten Zeiten anknรผpft. Auf โFalse Idolsโ sammelt sich die gesamte musikalische Entwicklungsgeschichte von Adrian Thaw und kulminiert in 15 hervorragenden Stรผcken, die eine fantastische Atmosphรคre (selbstverstรคndlich รผberwiegend dรผster) verbreiten.
Dabei hรคlt sich Tricky mit seinem markanten Sprechgesang oft zurรผck und lรคsst die grรถรtenteils weiblichen Gรคste (Nneka, Francesca Belmonte, Fifi Rong, Antlers-Sรคnger Peter Silberman) den Gesang รผber die tiefen Beats und Bรคsse legen. Am Ende ergibt sich ein Album, das bestens beweist, wie modern TripHop oder das, was sich aus ihm entwickelt hat, noch klingen kann. – 8,5 von 10 Bassboxen
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