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Im Soundcheck: Clock Opera, Ätna und Klangstof

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Heute haben wir drei Bands im Testfokus, die alle eine eigenständige Interpretation elektronischer Musik liefern. Von Pop, der sich aus Cut-up-Techniken ergibt, über Kreativität dank (Live-)Improvisationen bis hin zu fast wissenschaftlichen Anordnungen beim Songwriting.

Clock Opera – Carousel

Die Londoner von Clock Opera haben seit ihrem großartigen Debüt „Ways To Forget“ (2012) eine ganz eigene musikalische Herangehensweise. Songs, Sounds und Texte werden gesammelt, gebastelt, auseinandergeschnipselt und neu zusammen gesampelt. Dementsprechend gab es auch immer reichlich Nachfrage nach einem Clock Opera Remix (u. a. von Metronomy, Tracey Thorn oder Christine and the Queens).

Für „Carousel„, Album Nummer drei – bei dem die Band nur noch zu dritt unterwegs ist –, steckt man neben anderen Referenzen Science-Fiction-Soundtracks, Björk (in „Homogenic“-Form) und Brian Eno (in der Ambient-Phase) als Eckpunkte, Keyboarder Nic Nell improvisiert drauflos, Che Albrighton reagiert mit intuitivem Schlagzeugspiel, Guy Connelly verarbeitet alles und macht es letztlich mit seinem markanten Falsett zu Clock-Opera-Songs.

Und jetzt könnte man es sich leicht machen, auf die beiden Vorgänger verweisen und sagen: Diese Band hält ihr (hohes) künstlerisches Niveau, entwickelt sich aber nur dezent weiter. Oder man hört auf die feinen Sounddetails in Vorder- und Hintergrund und freut sich über Highlights wie das nervös zappelnde „Be Somebody Else“, den gefühlvollen Titelsong, den Synthiepop von „Howling At The Moon“ oder das zauberhafte Finale „Last Things First“. – 7 von 10 Karussellschubsern

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Ätna – Made By Desire

Ein Duo aus Dresden schickt sich an, eine besondere Art von Elektropop zu entwerfen. Mit viel Kunst und jeder Menge Ausdruckskraft, auch visuell (Beleg sind die mittlerweile zwölf Musikvideos, dabei haben wir hier nach zwei EPs erst das Debütalbum vorliegen). Nahezu einziger halbwegs verknüpfbarer Anknüpfungspunkt: die verrückten Schweden von The Knife.

Inéz Schaefer und Demian Kappenstein lernen sich ausgerechnet auf einer Euro-Trash-Party mit dem Seltsamsten aus der Tanzmusik der 90er kennen. Die beiden Studenten erkennen einen gemeinsamen Nenner, brauchen aber noch ein paar Jahre, bis ihr musikalisches Baby den alten Eruptionsprofi Ätna ins Popgespräch bringen wird. Mit reichlich Improvisation und live erzeugten Sounds – wofür Moses Schneider genau der richtige Produzent ist. Aufgenommen in den Hansastudios.

The Knife wurden erwähnt, weil Inéz eben eine Stimmähnlichkeit zu Karin Dreijer aufweist. Und wegen des gemeinsamen Hangs zum Kostüm vielleicht. Und wegen mancher Sounds. Na gut. Ansonsten klingen Ätna aber schon unique. Vor allem klingt jeder Song auf „Made By Desire“ anders. Das nervös dahingelautmalerte „Won’t Stop“, der infektiöse Elektropop von „Come To Me“, das mysteriös-angejazzte „Ruining My Brain“, das von der englischsprachigen Pianoballade zum deutschsprachigen Drama anschwellende „Try“ – und das sind nur einige Beispiele. – 8 von 10 Vulkanausbrüchen

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Klangstof – The Noise You Make Is Silent

Hinüber in die Niederlande, wo die zauberhaft benannten Klangstof ihr mit „The Noise You Make Is Silent“ ähnlich elegant betiteltes zweites Album veröffentlicht haben. Auf dem sie, was uns hier natürlich entgegenkommt, sich verstärkt elektronischen Klängen zugewandt haben.

Denn auf dem – ebenfalls gelungenen – Debüt „Close Eyes To Exit“ war die Band um Sänger Koen Van De Wardt noch eher im (Post-)Rock unterwegs, wobei auch dort schon reichlich Elektronik darunter schlummerte. Doch jetzt wurde deren Anteil signifikant erhöht, ohne den Bandsound grundsätzlich über den Haufen zu werfen.

So gerät man auf heimeligen Synthesizern und zurückhaltenden Gitarren mit „Blank Page“ entspannt in den Albumflow, genießt die Synthieträumerei „Attack Attack“, lässt sich vom hibbeligen „Death09“ anstecken. „New Congress, New Father“ groovt lässig tanzbar, und in der generell etwas ruhigeren zweiten Hälfte schaut bei „We Never Liked The Outcome“ sogar Wayne Coyne persönlich vorbei (dessen Flaming Lips Klangstof supporteten). – 7 von 10 stillen Lärmerzeugern

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Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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