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Hundreds im Interview: „Es geht viel um Befreiung und darum, seine Stimme zu erheben.“

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Für unser Interview der Woche haben wir von mehreren Gesprächen mit den wunderbaren Hundreds jenes ausgesucht, das wir im vorigen Jahr (als die Pandemie gerade erst begann, ihr igeliges Haupt zu recken) mit Eva Milner führen durften. Einen aktuellen Grund gibt es aber auch: Die Hundreds haben nach ihrem fabelhaften vierten Album „The Current“ gerade in diesen Tagen die Live-Platte „In A Decade“ veröffentlicht.

Darauf gibt es sieben Songs von ihrem Jubiläumskonzert, das die Geschwister Milner, Schlagzeuger Florian Wienczny und einige Gastmusiker im Januar 2020 in der Hamburger Elbphilharmonie aufführten, zu hören. Wie immer sehr zu empfehlen, zumal hier ganz besondere Liveversionen entstanden sind. Das limitierte Vinyl gibt’s hier (noch).

Darüber hinaus hat die Band im vorigen Jahr noch drei (digitale) EPs namens „Electric Current“, „Deep Current“ und „Pure Current“ veröffentlicht, auf denen sie sich den Songs des Albums noch einmal völlig anders genähert haben.

Doch nun zu unserem Gespräch mit Eva. Es geht natürlich hauptsächlich um „The Current“, aber auch um jenes Elphi-Konzert, um Schreibblockaden und wie man sie löst, um Ungleichbehandlung und noch viel mehr:

depechemode.de: Die erste Frage ist gleich mal die nach dem nächsten Album. Kommt dann das Thema Feuer? Dann habt ihr die Elemente alle durch.

Eva Milner: Okay, erzähl mir mehr darüber. [lacht]

Wilderness“ hatte so ein bisschen erdigeres Thema, da ging es ja viel um Natur. Dieses Mal sind viel Wasser und Luft im Spiel. Schon bei den Songtiteln, so bei sechs von elf.

Stimmt. Du hast uns erwischt. Vielleicht brennen wir danach alles nieder.

Wenn die Bühnen größer werden, muss man sich ja auch näher an Rammstein orientieren.

[lacht] Ja, sehr beeindruckend. Aber ich glaube, dafür wird uns noch sehr lange das Geld fehlen.

Okay, die ernsthafte Frage dazu: Diese Natur- und Elementbilder gehen euch nie aus?

Ich würde gar nicht sagen, dass das unbedingt beabsichtigt war. Bei „The Current“, dem Strom, geht es tatsächlich viel um Befreiung und darum, seine Stimme zu erheben und dem Ganzen etwas Kraftvolles entgegenzusetzen. Was auf „Wilderness“ eher verzweifelt war. Irgendwie muss man ja weitermachen. Wir haben dann gemerkt, dass wir davon einen Schritt weggehen wollen. „The Bombs“ ist z. B. noch in den Endwehen von „Wilderness“ entstanden.

Danach hätte ich später noch gefragt, weil der Song auch ein bisschen so wirkt.

Genau, der ist noch im Jahr danach entstanden. Und danach ist uns sehr lange nicht viel eingefallen, wir haben da sehr gekämpft und den Albumschreibeprozess geöffnet. Uns viel mit Leuten geschrieben, andere Strömungen reingelassen, wenn wir bei der Analogie bleiben wollen. Das war ein total schöner, heilsamer Prozess. Zu sagen, ich bin nicht alleine, habe viele Gleichgesinnte, und da kann ich mich auch mal reinlegen und werde getragen. Das ist so das grundlegende Thema dahinter.

Ihr habt ja letztes Mal schon so ein bisschen mit Anderen zusammengearbeitet. Mit eurem Schlagzeuger und mit einem Texter.

Ja, mein Freund Hagen. Der hat dieses Mal nur korrigiert.

Dieses Mal hast du bei den Texten mit Florian Sievers gearbeitet?

Genau. Und mit ein paar Freundinnen von mir. Tobi kenne ich auch schon sehr lange. Die waren mit seinem alten Projekt Talking For Turtles auch mal Vorband bei uns. Dann habe ich mit Daniela von Odd Beholder gearbeitet, mit Wallis Bird und mit Lily Among Clouds.

Wie funktioniert das beim Texten? Das kann man sich immer so schlecht vorstellen. Bei Musik klar, aber beim Texten … Da ich ja auch selber so ein bisschen vor mich hin schreibe, stelle ich mir das echt schwierig vor.

Ja, das stimmt auf jeden Fall. Ich war bisher auch immer so: „Nein, ich mach das ganz alleine.“ Bei Hagen war das so: Der kennt mich so gut – was Poesie angeht, ist er ein bisschen mein ausgelagertes Gehirn. Ansonsten war das total spannend, aber bei jedem Song auch total unterschiedlich. Bei Lily z. B. war es so, dass sie gesagt hat: „Ich habe einen Song, eine Skizze geschrieben, die habe ich ,Eva‘ genannt. Soll ich dir die mal schicken? Da musste ich an dich denken, du singst ja so tief.“ Das war dann so eine Bassline und diese Strophe mit dem „I-I-I“ [aus „Ready, Shaking, Silence“, Anm. d. Red.]. Den Text von ihr habe ich gar nicht übernommen, nur einen Teil. Bei Daniela war ich drei Tage in der Schweiz, wir haben gebrütet und diskutiert, waren spazieren, das war ein total schöner Prozess. Ich habe dann so viel gebrütet, dass ich Fieber bekommen habe [lacht]. Bei Wallis war ich drei Tage hier in Berlin, das war total anders. Sie ist so eine Multiinstrumentalistin, hier ein Schlagzeug, da eine Bassline, dort ein Klavier, das war total explosiv.

Mit Wallis hast du „Body Of Water“ geschrieben. Das ist der leichteste Song auf dem Album.

Das stimmt. Den haben wir am Anfang auch nicht auf dem Album gesehen. Zu anders. Philipp [ihr Bruder] und ich haben uns dann noch mal dran gesetzt, den so ein bisschen reharmonisiert, etwas mehr Moll rein, dann hat es plötzlich funktioniert.

War das auch von Anfang an die Absicht: das Album wieder etwas heller zu gestalten?

Nein. Philipp hat sich mit vielen Leuten getroffen, da ist jetzt gar nicht so viel auf dem Album gelandet. Aber er hat sich auch einfach geöffnet, das hat er noch nie gemacht. Wir sind halt beide super selbstkritisch mit unserer Musik. Es hat uns beiden total gut getan, dass wir das so gemacht haben. Ich denke, dass das Helle, von dem du sprichst, auch daher kommt. Aber das war kein Plan. Und wir hatten relativ am Anfang „Calling“ und haben uns gefragt: Was machen wir denn jetzt damit? Das hat vielleicht ein bisschen den Kurs vorgegeben.

Der ist ja nun eine ziemlich klare Single und hat so mehrere Elemente. Am Anfang ein bisschen U2, wie eine Gitarre von The Edge …

Ja [nickt eifrig]! Du hast uns durchschaut. Shit! [lacht]

Dann diese relativ hohe Stimme, dazu komme ich gleich noch mal. Und dann diese reinknallenden Bläser. Wie seid ihr auf die gekommen? Da habt ihr mit Lukas gearbeitet?

Lukas Herweg, ja. Das ist ein ganz junger Produzent, der kommt frisch von der Pop-Akademie. Der war vier Wochen bei Philipp. Er ist einfach mal 20 Jahre jünger, aber es hat super gegroovt zwischen den beiden. Lukas ist so ein hyperaktiver Musiker und Produzent, der haut am Tag zwei Tracks raus. Das sind wir wirklich überhaupt nicht. Wir sind so langsam und denken lieber noch 17-mal drüber nach. Lukas hat diese Bläserline gemacht. Und wir so: Hm, können wir das machen? Wir fanden das schon super, waren aber nicht so ganz überzeugt, ob wir das wagen können. Haben dann versucht, die Bläser mit allerlei Synthiesounds zu ersetzen. Hat nicht funktioniert. Und dann haben wir einen Freund gefragt, der hat auf der Posaune die Bläser eingespielt. Mittlerweile finde ich es total geil, aber das ist natürlich lupenreiner Pop.

Auf jeden Fall. Das ist ja auch einer der zwei recht kämpferischen Songs. Nach der ersten Single [„Ready, Shaking, Silent“], die ja sowieso sehr nach vorne geht, jetzt das mit dem „raising banner“ usw.

Ja, das ist eine Geschichte aus meinem Leben, die ich da einfach aufgegriffen habe. Das war ein Mensch, der sehr wichtig für mich war. Kein Partner oder so, aber jemand, mit dem ich sehr viel zu tun hatte. Und das war einfach nicht gut auf die Dauer. Ich habe das lange nicht gemerkt. Als ich das dann beendet hatte, war es, als hätte ich jetzt mein eigenes Land eröffnet, weil ich mich wieder viel freier bewegen konnte. Das ist das Bild davon. Es war eine sehr harte und schmerzhafte Zeit, weil mir dieser Mensch auch extrem wichtig war. Aber manchmal geht’s nicht anders.

Manchmal merkt man ja auch kaum, was einen da so runterzieht … Der andere dieser beiden Songs, „Ready, Shaking, Silent“ geht ja direkter und weniger verklausuliert zur Sache.

Auf jeden Fall. Das ist schon so eine kleine Morddrohung. [lacht]

Gegen die alten, weißen Männer, wie man heute gerne sagt. Habt ihr euch damit nochmal gezielt beschäftigt?

Ich bin eine Frau, ich bin jemand, der sich Gedanken macht, ob er nachts auf die Straße geht. Da fängt’s halt an, und wo hört es auf? Bei schlechterer Bezahlung auf Festivals. Das ist einfach Fakt.

Immer noch.

Natürlich. Generell ungleiche Bezahlung. Ich bin anders aufgewachsen, in den 80er und 90er Jahren war das irgendwie nicht so das Thema. Wobei, wenn ich heute an Bücher denke, die ich damals gelesen habe, Enid Blyton oder so. Das ist alles voll in diesen Rollen drin, du wirst Mutter, so und so läuft das, du machst einen Frauenberuf … Das war bei mir auch so: Eva, du kannst kein Mathe, du machst was Pädagogisches. Habe ich auch gemacht. Und diese Wege, okay, sie kann kein Mathe, aber jeder sagt ihr das auch immer wieder – dass das in Mädchenbiografien eine andere Rolle spielt … Oder diese ganzen Körperbilder, die man vorgesetzt bekommt. Guck dir die Barbiepuppe an, so kannste ja nicht aussehen. Das setzt sich in so Vielem fort. Ich habe, glaube ich, erst mit Ende 20 angefangen, darüber nachzudenken. Das ist ein Thema, das uns alle angeht. Das stärkt uns alle, wenn da nicht mehr so ein großes Ungleichgewicht ist … Das mal als kurzen Abriss, ich bin da auf keinen Fall verbittert oder so. Das ist etwas, was ich zur Diskussion stelle. Und ich bin total froh, dass die Männer, die mich umgeben – und ich habe viele Männer, mit denen ich arbeite, zwei Jungs in der Band, das komplette Team sind Jungs – alles Männer sind, die das mit auf dem Schirm haben. Mit denen man darüber reden kann, wo ich mich auch nicht in irgendeiner Form zurückgesetzt fühle. Und ich gucke auch immer, dass wir als Vorband mindestens eine Frau haben. Ich merke auch, dass es, ganz generell betrachtet, mehr junge Künstlerinnen gibt.

Das merkt man auch bei den Bemusterungen, zumindest im Indiebereich.

Ja, es gibt auch Keychange, diese Initiative, dass auf Festivals mehr Frauen gebucht werden. Dass man nicht sagt: Frauen können das nicht …

Was ja auch Quatsch ist.

Ja klar. Aber sie werden eben nicht so sehr gefördert. Ein Mädchen setzt du nicht so schnell ans Schlagzeug wie deinen fünfjährigen, wilden Jungen. Weil du das Bild nicht so sehr im Kopf hast. Aber es ändert sich was, und das ist schön.

Ist das vielleicht auch so eine unterbewusste Sache, wenn man sieht, dass die Welt in nicht so einem megatollen Zustand ist: dass man dann gerade jetzt nicht noch etwas Dunkleres in seine Texte haut?

Du hast verschiedene Möglichkeiten. Du kannst dich da entweder komplett reinstürzen, dann musst du dich aber entscheiden, was du mit deinem Leben weiterhin machst. Wenn du jetzt alles in deinen Kopf lässt …

Dann ist das auch schlecht.

Dann kannst du entscheiden: Okay, ich bin jetzt Teil dieser Gesellschaft, versuche, in meinem kleinen Rahmen etwas zu verändern.

Eva Milner

Dann kann’s nicht weitergehen, ehrlich gesagt. Wenn du die ganze Zeit realistisch durch die Welt läufst und merkst, wie wenig du bewirken kannst … Und dann kannst du entscheiden: Okay, ich bin jetzt Teil dieser Gesellschaft, versuche, in meinem kleinen Rahmen etwas zu verändern. Oder du wirst eben Einsiedler und ziehst dich komplett raus. In einer Hütte in den Alpen oder so. Bist Selbstversorger und hast mit dem Rest nix mehr zu tun. CO2-mäßig ist das dann auch gut, was du so ausstößt [grinst]. Also es gibt verschiedene Herangehensweisen, und ich kann nicht in aller Konsequenz immer alles richtig machen.

Apropos einsame Hütte: Habt ihr wieder zu Hause im Wendland aufgenommen?

Ja, genau. Ich wohne ja in Würzburg. Philipp und ich haben viel geskypet. Zum Glück mussten wir nicht wie Portishead früher die Festplatten hin- und herschicken. Ich habe etwas bei mir im Zimmer eingesungen, ihm das rübergeschickt, er hat es bearbeitet. Oder er hat mir irgendwelche Files geschickt. Das lief super.

Letztes Mal habt ihr gesagt, dass ihr nach der Akustiktour etwas in die Songs übernehmen wolltet, dann aber doch wieder auf die elektronische Seite gekippt seid. Dieses Mal ist es zwar immer noch sehr elektronisch, aber auch mehr instrumentiert.

Ja, wir wollten das mehr vereinen und überlegen auch gerade, wie wir das auf die Bühne bekommen. Bezahlbar muss es sein und praktikabel.

So einen Aufwand wie in der Elphi könnt ihr auf Tour ja nicht überall betreiben.

Nee. Aber das würden wir supergern noch ein paarmal aufführen. Nicht auf Tour, aber in ein paar schönen (Theater-)Häusern oder so. Das war einfach extrem viel Arbeit für den einen Abend, und es wäre schade, wenn das nicht noch mehr Menschen sähen. Es war die würdigste Zehnjahresfeier, die ich mir hätte vorstellen können. Wenn man mir das vor zehn Jahren gesagt hätte, hätte ich gesagt, bis dahin ist die Elphi sowieso noch nicht fertig. [lacht]

Leider war ich da im Urlaub, aber einige Freunde waren da, und alle waren begeistert.

Schön, das freut mich. Wir haben uns wirklich viel Mühe gegeben, hatten das erste Mal eine Gitarre mit auf der Bühne. Und der Vibrafonist war auch unglaublich gut, dem hat das Spaß gemacht. Der ist sonst mehr so im Jazz unterwegs, wo viel improvisiert wird. Bei uns war alles so: „Hier sind die Noten, so läuft das, du musst auf den Klick spielen.“ Und er: „Ach das ist auch mal schön, wenn man genau weiß, was man zu spielen hat.“ Schöne Erfahrung mit tollen Musikern.

Wie baut ihr die neuen Songs dann auf der „normalen“ Tour ein?

Das wird echt schwer. Die Bläser von „Calling“ … Keine Ahnung. Wir werden eine Lösung finden.

Du singst ja normalerweise recht tief, aber es sind dieses Mal auch relativ viele hohe Töne drin.

Stimmt! Das hat dieses Leichtere, Geöffnete mit sich gebracht. Bei „Spotless“ von „Wilderness“ war das damals auch schon so. Da habe ich schon gesagt: „Philipp, das werde ich nie live singen können.“ Und er so: „Doch! Kriegste hin.“ Hat auch geklappt, und dann hat er mich nicht mehr ernst genommen. Es sind schon teilweise sehr hohe Sachen dabei. Aber das passt. Ich habe seit letztem Jahr wieder Gesangsunterricht, seit zehn Jahren das erste Mal. Und wenn ich mir die Entwicklung von Album zu Album angucke … Beim ersten Album ist das noch alles so eine [Ton-]Lage. Ich werde nie eine Adele oder so, aber ich habe meine Farbe, und mit der kann ich gut arbeiten. Das grundsätzlich Wichtigste bei der Stimme ist die Atmung. Wenn du richtig atmest, ist das die halbe Miete.

Zur Songreihenfolge: Der erste und letzte, „Vessel In The Sky“ und „Riptide“ waren vermutlich gesetzt.

Ja.

Vessel …“ ja schon auch inhaltlich.

Ja. Das war ganz lustig. Ich habe den Chorus eingesungen und an Philipp geschickt. Und Philipp so: „Das geht nicht. Du hast da überhaupt keine Spannung in der Stimme.“ Da habe ich gesagt [schnippisch]: „Dann sing du’s doch, wenn du’s besser kannst!“ [lacht] Und dann hat er mich beim Wort genommen. Ich find’s super so.

Ich war völlig überrascht, als da diese kräftige Stimme kam. Man hat ihn ja schon im Background gehört, aber …

Er ist auch ein super Sänger. Die Reihenfolge [der Songs] stand schon relativ lange fest, und hat sich auch nicht mehr geändert. Wir hatten das Gefühl, dass das genau das erzählt, was wir erzählen wollen.

Der Schluss mit dem Instrumental passt auch.

Das haut einem nochmal schön einen rein.

Riptide“ und „In The Air“ sind ja vom Sound her schon so 80er, „Riptide“ mit diesen Synthies vielleicht sogar fast 70er.

Stimmt. Philipp fragte sich auch: „Traue ich mich das?“ Und ich so: „Mach’s einfach, das ist geil.“

In The Air“ ist richtiger Synthiepop.

Total.

Manche schrecken davor zurück. Synthiepop gibt’s ja, gerade hierzulande, ziemlich viel, in allen Qualitätsstufen.

Was ist denn da gerade so unterwegs?

Obwohl ich für diese Seite schreibe, bin ich da gerade gar nicht so drin. Mal überlegen …

Ich auch nicht. Ich kenne natürlich den ganzen „alten“ Synthiepop.

Für euch Hamburger wären da Sono zu nennen, wobei die auch gar nicht so unbedingt klassischen Synthiepop machen.

COMA vielleicht? Die finde ich auch toll.

Und Roosevelt vielleicht noch.

Ja. La Roux hat ein neues Album, das ist 1A Synthiepop. Und Robyn ist Synthiepop.

Ihr spielt ja nächstes Mal im Huxleys [in Berlin, die aktuellen Tourdaten findet ihr hier]. Wie seid ihr dazu gekommen, ist das einfach die nächste Stufe?

Genau. Wir wollten natürlich immer mal im Huxleys spielen, und jetzt freuen wir uns sehr darüber.

Zurück zu den Songs. „Untold“ ist ja von der Struktur her speziell. Streicher hier, ab der Mitte wird der Sound so herausgeschleppt.

Der war ganz schwierig, der hat erst gar nicht getragen. Dann hat unser Freund Hannes Butzer mit seinem Steel Pedal den Song gerettet, dann kam Klara noch dazu am Cello.

Gibt’s denn ein Lieblingsstück auf dem Album?

„The Current“ tatsächlich. Da habe ich den Text in 20 Minuten heruntergeschrieben, und ich habe ganz große Freude an ihm, der lässt mich immer glücklich zurück.

Der hat auch so etwas Entspanntes.

Genau. Und nach dem hatte ich das Gefühl, jetzt wird’s ein gutes Album.

Bei „You’re The Storm“ ist nochmal der alte Trip Hop durchgekommen, oder?

Stimmt. Das war so eine Skizze, die lag ewig herum. Nur dieser sich immer höher schraubende Gesangsteil. Dann hat Philipp diesen Beat mit Lukas zusammen entwickelt. Ich bin mal gespannt, was Florian da live [am Schlagzeug] machen wird. [lacht]

Der Song ist sicher auch gesanglich speziell.

Ja, da muss ich schreien. Und total grooven, das habe ich auch vor dem Einsingen geübt. Der ist von einer Freundin beeinflusst worden. Einer Influencerin, aber einer guten. So eine politische Netzinfluencerin, die auch Bücher schreibt, Feministin und sehr ehrlich ist. Ich bewundere sie sehr, weil sie so geradeheraus ist.

Dürfen wir Namen nennen?

Katrin Weßling.

Ach, der folge ich ja auch.

Mit der habe ich mich vor ein paar Jahren angefreundet. In ihrem zweiten Buch hat sie vorne „My truth is a ten headed beast, I’m possessed“ [aus dem Hundreds-Song „Ten Headed Beast“] geschrieben, das hat mir irgendwann jemand erzählt. Ich habe mir das Buch besorgt, es gelesen, ihr geschrieben, und wir haben uns so ein bisschen angefreundet. Ich finde das toll, dass sie so mutig ist, nie müde wird, auch wenn ihr viel Gegenwind entgegen schlägt. Und sie hat ein Tattoo, das heißt „I am the storm“.

Abschließend noch zur Coverversion. Die stammt von einem meiner Lieblingsalben der 2000er Jahre [„Neon Golden“ von The Notwist] und ist darauf auch noch einer der Lieblingssongs. Ich habe mal in meinen alten Reviews nachgelesen und gesehen, dass ich euch schon am Anfang – und ja, nicht als Einziger – mit The Notwist verglichen habe. Wie kamt ihr jetzt auf den Song?

Wir haben 2014/15 diese „Tame The Noise“-Geschichte gemacht. Mit 500 Platten und auf Tour. Da haben wir ein paar Coverversionen gemacht, von Björk und von „Wonderful Life“ [von Black]. Und da haben wir auch eine Skizze von „Consequence“ gemacht, die hat Florian vor einem Dreivierteljahr auf seinem Laptop entdeckt. Die war verschollen, er hat sie dann an Philipp und mich geschickt und gesagt: „Hört euch das mal an, das ist total schön.“ Wir waren total überrascht und fanden dann beide, dass das gut reinpasst.

Ich soll von einem Freund noch fragen, ob ihr mal überlegt habt, eure Coverversionen zu bündeln, auf einer EP oder so?

Gute Idee, könnte man machen.

Ich gebe das mal so weiter.

Liebe Grüße!

Vielen Dank für das Gespräch!

Hundreds – The Current“ bestellen:

www.hundredsmusic.com

www.facebook.com/hundredsmusic

Thomas Bästlein

Thomas Bästlein schreibt (früher unter dem Spitznamen Addison) seit Anfang 2007 für depechemode.de. Hauptberuflich arbeitet er im öffentlichen Dienst. Du kannst Thomas online bei Facebook treffen.

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